Spielzeug oder Zeug zum Spielen?
Ich muss zugeben, dass ich ein hoffnungsloser Lego-Fan bin. Und damit beziehe ich mich nicht nur auf die Spiele von Traveller's Tales, mit denen ich seit Lego Star Wars bis hin zu Lego Jurassic World zahllose unterhaltsame Stunden verbracht habe. Bis zu meiner Jugend und dann später mit den eigenen Kids habe ich auch die Plastik-Bausteine wieder und wieder zu neuen Bauten zusammengesteckt. Dementsprechend verbinde ich mit dem Kunststoff-Scheppern, das man beim Schütteln von Lego-Packungen hört, viele angenehme Erinnerungen. Und genau diese Erinnerungen werden beim Öffnen des Starter-Packs von Lego Dimensions angesprochen. Denn neben einer Portal-Plattform, die hier den Namen "Toy Pad" trägt, findet sich eine klassische Lego-Box, die beim Hin- und Herbewegen so typisch klimpert.
Lego Dimensions mischt die integrierten Lizenzen hemmungslos wie hier "Der Herr der Ringe" und DC Comics.
Und damit hört die Freude für Lego-Baumeister noch nicht auf. Denn öffnet man die Box, fallen einem über 250 Bausteine entgegen, mit denen man nicht nur die drei Hauptfiguren von Lego Dimensions zusammensetzt. Neben Wyldstyle (aus The Lego Movie), Gandalf (natürlich Herr der Ringe) und Batman in der Lego-Batman-Variante (nicht die aus The Lego Movie) warten auch ein Minatur-Batmobil und über 200 Teile, mit denen man das Dimensions-Tor baut. Wer will, kann warten, bis man vom Spiel im Rahmen der Geschichte dazu aufgefordert wird. Ich hingegen habe mich meinem kindlichen Spieltrieb ergeben und mich gleich daran gemacht, das gut 20 Zentimeter hohe Tor der Anleitung entsprechend aufzubauen. Doch egal ob man im Rahmen der Kampagne oder vorher die 20 bis 30 Minuten investiert, um die Steine zusammenzusetzen, wird hier der Grundstein für ein bislang noch nie dagewesenes Zusammenspiel zwischen Portal, Spielzeug und virtueller Spielwelt gelegt.
Aller Anfang ist bekannt
Dabei scheint es anfänglich, als ob Lego Dimensions nur ein weiterer Vertreter von Spielen wie Skylanders oder Disney Infinity ist: Man nimmt seine Figur, stellt sie auf das Toypad, damit sie im Spiel auftaucht und das war es. Zumal Traveller's Tales mechanisch anfangs auf Bekanntes zurückgreift: Man taucht in die visuell ansprechend gestaltete Welt ab, zertrümmert Lego-Bauten, sammelt die daraus entstehenden Noppen ein und kämpft gegen böse Unholde. So wie immer...
Das Rätseldesign dreht sich in erster Linie um das Toypad und ist damit so kreativ wie schon lange nicht mehr in einem Lego-Spiel.
So wie immer? Nein, denn schon bald stellt man fest, dass hier zwar an der scheinbar unumstößlichen Basis festgehalten wird, die einen seit dem ersten Lego-Spieleausflug vor etwa zehn Jahren begleitet, dass aber ansonsten kein Stein auf dem anderen gelassen wurde. Man nutzt das erzählerische Fundament, bei dem der böse Lord Vortech versucht, sich dimensionsübergreifend zum Herrscher über alles Lego auszurufen, was letztlich dazu führt, dass die Dimension durcheinanderrutschen und so schließlich auch die Helden zusammenführt. Und damit beginnt eines der witzigsten Lego-Abenteuer seitdem man sie virtuell spielen kann.
Von den ersten Schritten, die das Trio im Zauberland von Oz unternimmt und dort Dorothy mit ihren Freunden begegnet, bis hin zu Ausflügen in die Welten von den Simpsons, den Ghostbusters, Portal 2, Scooby Doo oder Zurück in die Zukunft, gibt es durch die Bank klasse Dialoge. Der Wortwitz wird in der englischen Version zwar noch besser transportiert, doch auch in der sauberen deutschen Fassung bleibt kein Auge trocken. Dabei wird nicht nur die jeweilige Lizenz gekonnt und sehr sympathisch auf den Arm genommen. Auch die Zwiegespräche der drei Hauptdarsteller sind gelungen. Noch besser sind allerdings die Momente, in denen die Gags Dimensionen überbrücken. Man kann sich hier nie sicher sein, was einem begegnet, die Lizenzen werden wild durcheinander gemischt. Das hätte bei einem schlechten Drehbuch zu einer Menge Verwirrung und unnötigem Kuddelmuddel führen können. Hier nähert man sich jedoch den jeweiligen Quellen mit einem beachtenswerten Grundrespekt, so dass selbst Homer Simpson im Portal-2-Level auftauchen kann, ohne dass es lächerlich wirkt. Das wiederum führt dazu, dass die Einzeiler sowie die Situationskomik eine Qualität erreichen, die man sonst nur von den Disney-Pixar-Filmen kennt: Kinder freuen sich über das Alberne, ältere Spieler und Erwachsene über die zielsicher gesetzten Anspielungen auf die Original-Lizenzen.