Im Trüben fischen
Man weiß nicht viel über die dreidimensionale Unterwasserwelt Diluvions, wenn man beginnt. Einzig dass die Ozeane zugefroren sind und man zumindest vorerst zu einem Leben unter Wasser verdammt ist. Dementsprechend ist man die ganze Zeit mit einem von anfangs drei zur Wahl stehenden U-Booten (natürlich mit unterschiedlichen Eigenschaften wie Größe, Geschwindigkeit und Angriffs-/Verteidigungskraft) unterwegs. Später kommen noch sechs weitere Unterwasser-Gefährte hinzu. Man navigiert durch die mal brackigen, mal klaren Gewässer, dann wiederum sehr dunkle Gebiete mit schroffen Felsformationen, mit Seeminen gespickte Höhlen oder Sackgassen. So entdeckt man nicht nur menschliche Siedlungen, sondern auch Wracks und verlassene Domizile, die man nach Gutdünken plündern kann. Allerdings ist auch Vorsicht geboten: Es sind auch andere U-Boote unterwegs. Wenn man Glück hat, ist es ein reisender Händler, bei dem man sich mit Proviant und allerlei anderem nützlichen Zeug eindecken kann. Wenn man Pech hat (und das ist häufiger der Fall) trifft man auf Piraten, die einem ans Leder wollen. Selbst in einer stark dezimierten und um das Überleben kämpfenden Zivilisation gibt es Feinde in eigenen Reihen.
Die Unterwasserwelt in Diluvion ist ebenso ansehnlich wie geheimnisvoll.
Die Geschichte wird dabei aber nicht nur über die sporadischen Textfetzen erzählt, die man in den knapp gehaltenen Dialogen mit einigen NPCs oder Mitgliedern der eigenen Besatzung zu lesen bekommt. Es ist vielmehr die Spielwelt, die mit ihren Entdeckungen ihre eigene Story zu erzählen versucht, dabei aber mehr Geheimnisse für sich behält als sie Fragen beantwortet. Es ist zweifellos ein kleiner Wow-Moment, wenn man in einem Eismeer die Überreste einer riesigen Spinnen- oder Krabbenform entdeckt, die mittlerweile als Forschungsstation genutzt wird. Man fragt sich zwangsläufig, was passiert ist - und hofft, dass es keine lebenden Exemplare mehr gibt, auf die man stoßen könnte. Doch dieser Charme und dieses Mysteriöse, das wie das Steampunk-Design der U-Boote die Nähe zu Romanen von Jules Verne sucht, verfliegt immer wieder zu schnell und wird nur punktuell wieder zum Leben erweckt. So verkommt die Erforschung, die einen Großteil der Spielzeit ausmacht, in den ersten Stunden immer wieder zu einem notwendigen Übel, anstatt einen der Motivations-Eckpfeiler darzustellen.
Ressourcen an der Angel
In Innenräumen wird auf einen markanten 2D-Comicstil umgeschaltet.
Erst später, wenn man durch Verbesserungen des Gefährts tiefer tauchen darf, dadurch die natürlichen Grenzen überbrückt werden und man neue Gebiete kennenlernt, wird die Neugier wieder zu einem treibenden Element statt der Notwendigkeit. Umso mehr, je klarer das Bild über die Spielwelt und die darin lebenden Überreste der menschlichen Zivilisation wird. Es ist aber dennoch schade, dass erzählerisch sowohl im Hinblick auf die Welt als auch auf die kargen Dialoge das Potenzial nicht annähernd ausgenutzt wird und Überraschungen größtenteils ausbleiben. Dennoch schafft es Diluvion über das weitgehend lineare Missionsdesign einem immer wieder eine Karotte vor die Nase zu halten, damit man doch wieder den nächsten Tauchgang unternimmt. Und glücklicherweise ist das Tiefsee-Abenteuer kein Wandersimulator, bei dem nur die Umgebung wirken muss, sondern bietet auch noch einige andere interessante Elemente.