Klunker, Schalter und neurotische Bergziegen
»Hamster nicht so viel Zauberstaub, du Gierlappen! Beweg deinen russischen Papagei lieber zum Schalter! Vorsicht, der fliegende Propeller-Fisch greift an!« So in etwa klingt es, wenn man sich in Hamiltons Great Adventure zu zweit durch die Bergwelt kämpft. Der erste Spieler steuert Hauptfigur Hamilton und steht ständig unter Strom, denn jeder Schritt könnte der letzte sein: Die klapprigen quadratischen Plattformen brechen meist sofort unter seinen Füßen weg, sobald er auf die nächste geschritten ist. Manchmal erwischt er auch ein Feld, welches ihm mit Treibsand, tödlichem Tiefschnee oder anderen Gemeinheiten nach dem Leben trachtet.
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Nur nichts überstürzen: Bei jedem Druck aufs Steuerkreuz schreitet Schatzsucher Hamilton ein Feld voran. |
Die Aufgabe des zweiten Spielers besteht im Wesentlichen darin, über die Fehltritte seines Partners zu mosern, Zauberstaub zu sammeln, ein paar Schalter umzulegen und attackierende Propellerfische anzukreischen, damit die sich erschrocken aufblasen und als harmlose Kugelfische davon segeln. Auch davon abgesehen besitzen die Skandinavier ein äußerst skurriles Bild vom südamerikanischen Dschungel, dem Himalaya und anderen mystischen Kulissen. Es gibt intellektuell anmutende Piranhas mit Nickelbrille, Sprunglemminge mit Fallschirmen und Bergziegen mit Schweißerbrillen. Trotz ihres albernen Aussehens sind die Biester brandgefährlich: Wie im uralten Rick Dangerous reicht eine Berührung und Hamilton darf das Level von vorne anfangen.
Um die Ecke gedacht
Das Prinzip lehnt sich an Puzzle-Klassiker wie Kula World oder ilomilo an: Nach und nach lotet man aus, welche brüchigen Plattformen man zuerst betreten und welche man zunächst meiden sollte. Und natürlich, auf welchen Exemplaren man möglichst viele der einladend blinkenden Bonus-Schätze abstauben kann. Wenn ein Schalter umgelegt werden muss, erledigt man das entweder per bloßem Drüberlatschen oder man schaltet zum Vogel um, der stets verlässlich neben dem Helden flattert. Der wendige Piepmatz erreicht auch abgelegene Ecken, kann aber keine schweren Schlüssel oder Schätze tragen – lediglich den bereits erwähnten Zauberstaub darf er sich schnappen.
Wer einen zweiten Controller anschließt, kann im Handumdrehen in die Rolle des Flattermanns schlüpfen. Das macht das Spiel nicht nur schneller und lustiger – auch wenn Timing gefragt ist, erleichtert ein menschlicher Helfer das Abenteuer: Manchmal muss man flink zwischen den beiden Helden umschalten, damit der stabil gebaute Forscher nicht im Schnee versinkt. Des Weiteren erschweren diverse Indi-Refenrenzen das Abenteuer: Dazu gehören Katapulte, dicke Felsbrocken und andere fiese Fallen. Trotz klassischer Aufmachung ist aber auch solo erfreulich wenig Trial & Error nötig: Das liegt vor allem an der praktischen Kamera-Steuerung, mit der man flugs herauszoomen und in Ecken spähen kann, um sich einen »Schlachtplan« zurechtzulegen. Auch der Zauberstaub hilft weiter: Er lässt sich in praktischen Maschinen einsetzen. Ein kleines Hilfe-System zeigt z.B. an, welche Abzweigung man sich als nächstes vornehmen sollte.
Einsteigerfreundliche Schatzsuche
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»Rääääk!« Wenn ein zweiter Spieler Papageien-Dame Sasha steuert, zoomt die Kamera leicht heraus. Mit ihr lassen sich auch lästige Wächter ablenken. |
Allgemein hält sich der Schwierigkeitsgrad in Grenzen: Auch Anfänger schaffen es relativ schnell über die Hauptpfade zum Ausgang. Als echter Schatzsucher ist man aber natürlich darauf aus, sich möglichst viele motivierend glänzende Münzen und Edelsteine unter den Nagel zu reißen - und das Level möglichst flott mit der höchsten Bewertung „Excelsior“ abzuschließen. Danach kann man seine Leistung direkt mit Freunden und den weltbesten Spielern vergleichen.
Auch die hübsche Aufmachung sorgt für Motivation: Die mystischen Kultstätten, Pfade und Türme in diversen Szenarien werden von einer idyllische Bergwelt eingerahmt. Die ruhige Musik unterstützt die Kopfarbeit ebenfalls ideal: Wenn aus der Panflöte beschwingte oder geheimnisvolle Melodien hauchen, macht das Grübeln gleich doppelt so viel Spaß. Die PSN- und Steam-Versionen gleichen sich inhaltlich – auf einem zeitgemäßen Spielerechner sehen die 3D-Kulissen naturgemäß noch einen Deut sauberer aus. PC-Spieler ohne 360-Controller können beide Charaktere übrigens auch mit der Tastatur steuern.