Musikalische Glühwürmchen
|
Wenn die roten Lums trällern, kann man jede Menge Bonus-Punkte abstauben. |
Schon das Intro macht klar, dass sich Ubisofts 2D-Plattformer kein bisschen ernst nimmt: Rayman und seine Freunde schnarchen beim Faulenzen derart laut und rhythmisch, dass sie den Unmut der kompletten Unterwelt auf sich ziehen. Also begeben sich die aufgeschreckten Schattenviecher allesamt an die Erdoberfläche, um nach der Quelle des Lärms zu suchen – und nebenbei die Welt zu unterwerfen. Trotz ihrer Funktion als Handlanger des Bösen sind sie erstaunlich gut gelaunt. Oder sie schauen derart dämlich aus der Wäsche, dass zumindest der Spieler etwas zu lachen hat.
Die übertriebenen Animationen sehen richtig klasse aus – anders als das Gros der Konkurrenz spielt Rayman Origins nämlich in einer gezeichneten zweidimensionalen Welt. Auch spielerisch kehrt der Titel zu den Wurzeln zurück. Wie im ersten Teil sprinte ich von links nach rechts, hüpfe alles und jedem auf den Schädel oder boxe einfach zu. Ein Sprung auf die Rübe und mein Gegenüber schwebt wie ein Ballon gen Himmel; ein weiterer und ich kassiere einen kleinen Bonus. Auch diverse Extra-Fähigkeiten lerne ich mit der Zeit: Habe ich eine der attraktiven Feen aus ihrem Käfig befreit, haut Rayman kurz darauf noch schwungvoller zu, lernt das Tauchen oder gleitet mit seinem Haarschopf-Propeller über Abgründe.
Von Malle in den Schlund der Bestie
Der Trip gestaltet sich sehr abwechslungsreich. Ich schliddere über Eisschollen, kloppe im Steampunk-Szenario auf widerstandsfähige Roboter ein und tauche durch den Magen eines gigantischen Monsters. Am coolsten ist das Mallorca-Level: Hier tummeln sich hyperaktiv zappelnde Piranhas in Sangria-Tümpeln, während abgefüllte Pauschaltouristen am Ufer ihren Rausch ausschlafen. Springe ich auf ihren prallen Bierbauch, quillt die rote Brühe wieder aus ihrem Mund und ich kann den Strahl für meine Reise auf die nächste Plattform nutzen. Auch die gelegentlichen Shoot-em-up-Einlagen gestalten sich äußerst albern: Ich fliege auf einer debil grinsenden Mücke am Himmel entlang, welche todbringende Projektile auf die Widersacher spuckt. Außerdem kann sie sogar Gegner einsaugen, um sie danach als Geschoss missbrauchen.
|
Ab und zu gibt's lustige Baller-Einlagen gegen gigantische Flattermänner. |
Ganz so abgefahren wie im guten alten Earthworm Jim wird es zwar nicht, trotzdem quillt das Spiel über vor französischem Slapstick-Humor. Die übertriebenen Animationen erinnern sofort an Anarcho-Cartoons im Stil von Cow & Chicken oder X-Duckx - vor allem, wenn einer der mit Warzen übersäten Gegner sein riesiges Maul aufreißt. Noch lustiger wird es, wenn bis zu drei Freunde mitmischen. Dazu schließt man einfach ein paar weitere Pads an – auf der Weltkarte kann man danach wieder unkompliziert aussteigen. Da alle Helden auch auf ihre Freunde einprügeln können, sorgt das auf dem Bildschirm für ein vergnügliches Chaos. Trotz leichter Übersichtsprobleme klappt das Zusammenspiel aber etwas besser als im Vorbild New Super Mario Bros Wii. Wenn man sich ein wenig abspricht, kann man sich geschickt gegenseitig das Leben retten, wodurch es einen Deut einfacher wird als im Alleingang. Ein getroffener Spieler schwebt nämlich so lange als Blase durch das Bild, bis er von einem Mitstreiter reanimiert wird. Leider funktioniert das Koop-Gekloppe nur offline – und auch davon abgesehen gibt es keinerlei Online-Funktionen. Dabei hätten weltweite Bestenlisten im Stil von Sonic Generations prima ins Konzept gepasst.