Vollendung
Natürlich wusste ich schon vorher, was mir blühte. Denn obwohl wir mit unserer Vorschauversion nur einzelne Matches austragen konnten, schlugen wir uns bereits vor Wochen brennende Filzbälle um die Ohren. Nicht, weil die Gamepads zu heißen Arcade-Schlägern werden - sondern weil es in der virtuellen Tenniswelt nie zuvor so dynamische und glaubwürdige Ballwechsel gegeben hat. Da, es ist raus: Ich bin hellauf begeistert! Top Spin 4 ist die Erfüllung fast aller meiner Tenniswünsche. Die Entwickler haben so sorgfältig an ihrem Spiel gefeilt, dass der
Vorgänger wie ein kruder Prototyp wirkt.
Eine Frage der Technik
Top Spin 4 nutzt erneut das Prinzip, bei dem gutes Stellungsspiel und genaues Timing bedeutend wichtiger sind als in anderen Serien: Ähnlich wie in
Smash Court Tennis hält man die Schlagtaste nicht bis zuletzt gedrückt, sondern lässt sie dann los, wenn der Spieler die Schlagbewegung beginnen soll - für einen weniger kraftvollen, aber präzisen Schuss tippt man den Knopf nur an. Steht man zu lange auf der Taste oder tippt sie zu früh an, geht der Ball ins Aus. Ein zu frühes Auslösen führt immerhin zu einem gültigen, wenn auch harmlosen Schlag.
Video:
So funktioniert Top Spin heute - der Trailer erklärt die Steuerung.
Gut platzierte schnelle Bälle gelingen dabei nur, wenn der Spieler rechtzeitig in Position ist und nicht aus einer Rückwärtsbewegung heraus schlagen muss. Je nach Taste spielt man wie gewohnt einen schnellen Ball, einen Slice, einen Top Spin oder einen Lob. Klasse, dass man per Schultertaste von Vor- auf Rückhand wechseln kann, um einen Ball z.B. mit der stärkeren Hand zu schlagen! Nur beim Aufschlag darf man wahlweise den rechten Stick zurückziehen und im richtigen Augenblick nach vorne schnipsen. Gelingt das Timing, donnert ein solcher Aufschlag mit Wucht in die andere Hälfte.
Schwierig wird es nur für Move-Aufschläger, weil sie ein Gamepad oder einen Navigation Controller für die Bewegung ihres Profis benötigen. Denn automatisch bewegen sich die Profis zum Glück nicht. Trotzdem: So richtig kommt man mit Ersatz-Schläger nicht auf dem Platz an. Zum einen bestimmt nicht die Move-Bewegung die Schlagrichtung, sondern der linke Analogstick und zum anderen führt man Slices nur durch das gleichzeitige Halten der Schultertaste Taste aus. Move ahmt die ausgeführten Bewegungen also nicht direkt nach wie es
The Fight tut - rudimentäre Gesten lösen festgelegte Aktion aus. Kein Verlust - aber auch keine wertvolle Ergänzung.
Ohne Chancen keine Chance!
Mit Gamepad geht das Prinzip dafür umso schneller in Fleisch und Blut über, zumal kurze Einblendungen auf Wunsch Hilfestellung leisten - einen erfahrenen Gegner kann man dennoch nur mit Übung unter Druck setzen. Kleinigkeiten machen den Unterschied: Ein defensiver Grundlinienspieler bringt das Stellungsspiel seines Kontrahenten mit gezielten Bällen in Gefahr, ein offensiver Grundlinienspieler tut es mit weniger präzisen, dafür umso kraftvolleren Schlägen. Von Serve&Volley-Assen abgesehen, äußern sich die Charaktereigenschaften nur in Nuancen - man muss Vorteile gezielt herausspielen, um zum entscheidenden Schlag zu kommen. Überzeichnete Aktionen wie in
Virtua Tennis 3 sind in Top Spin traditionell ein Tabu. Gefährliche Lobs sind schwierig zu setzen und bedeuten alles andere als sichere Punkte. Endlich gehören zudem die serientypischen Risikoschläge der Vergangenheit an - vergleichsweise leicht auszulösende Stopps sind die einzigen und bei weitem weniger tödlichen Überbleibsel. Gut so! Denn jetzt müssen Chancen auch erarbeitet werden.