Zwischen Legocraft und No Man's Lego
Egal ob man nun in den Lego-Welten von
Star Wars,
Harry Potter,
Jurassic Park oder
Indiana Jones herumläuft, wird das kreative Potenzial, das den dänischen Bauklötzen innewohnt, nicht einmal ansatzweise genutzt. Sicher: Man darf an vorgegebenen Orten etwas im Spiel zusammensetzen, doch Freiheit hat man dabei auch in
Lego Dimensions nicht. Dort wiederum darf man zwar vor dem Bildschirm mit den Steinen auf- und umbauen. Doch trotz interessanter Ansätze bleibt auch Dimensions im eigentlichen Sinne ein klassisches Action-Adventure. Ganz anders Lego Worlds: Der Titel, der nach gut zwei Jahren die Early-Access-Phase verlassen hat, bedient sich zwar hinsichtlich Kameraführung, gewissen Menüs oder dem Zerstören bestimmter Gegenstände zum Sammeln der berühmt-berüchtigten Plastiknoppen (im Orginal: "Studs") klassischer Elemente.
Eislandschaften, Dschungel, Wüsten, Wälder, Städte: Lego Worlds führt einen durch eine stattliche Zahl an Biomen.
Doch das Drumherum wirkt eher, als ob Traveller's Tales
No Man’s Sky und
Minecraft in einen Entsafter gepackt und auf der höchsten Stufe zerkleinert hätten. Doch eines nach dem anderen. Nachdem man sich innerhalb der anfänglich noch spartanischen Möglichkeiten eine Figur zusammengestellt hat, wird man ziemlich unsanft in ein Tutorial auf der ersten Welt geworfen, die wie alle anderen von oben bis unten aus Legosteinen besteht. Sie ist noch überschaubar gehalten, um den Spieler mit den Möglichkeiten bzw. Tools vertraut zu machen, die man letztlich alle über ein Kreismenü aufrufen kann. Die späteren Welten werden in verschiedenen Größen allesamt prozedural zusammengesetzt, so dass man einen nahezu unendlichen Nachschub hat.
Aller Anfang ist leicht
Nachdem man sich mit der Bewegung angefreundet hat, die man aus der Schulterperspektive mit relativ frei einstellbarer Zoomstufe beobachtet, bekommt man das erste und eigentlich wichtigste Werkzeug: Einen Entdeckungsapparat, der ähnlich des Multifunktionstools aus No Man’s Sky genutzt wird, um Lego-Modelle zu scannen - angefangen von Blumen bis hin zu Fahrzeugen und natürlich Figuren. Hat man sie einmal gescannt, kann man sie gegen Noppen freischalten (einmalig) und ab diesem Moment so ungehemmt nutzen, wie es einem beliebt und die Welt nach eigenen Wünschen verändern. Bäume pflanzen, Tiere in freier Lego-Wildbahn aussetzen, Fahrzeuge übereinander stapeln, Gegenstände entfernen: Alles ist möglich. Hier ist übrigens der wesentlichste Unterschied in der Handhabe der Konsolen- und der PC-Version festzustellen: Mit Maus und Tastatur geht das Anvisieren der blinkenden, sprich: noch nicht gescannten Lego-Modelle und Figuren deutlich leichter von der Hand als mit dem Pad. Mit späteren Werkzeugen kann man die Farbe der Welt in kleinem Umfang oder flächendeckend modifizieren. Man kann die Landschaft heben oder Absenken und darf ganze Areale unkompliziert abbauen oder einebnen, wahlweise mit flacher Kante oder abgerundet, jeweils in verschiedenen
Bedingt durch die zufällige Welterstellung sind nicht alle Schatzkisten mit ihren Geheimnissen so leicht zu erreichen wir hier.
Größen. Zudem lassen sich häufig gut versteckte Modellpläne in die Tat umsetzen. Und man darf nicht nur dreidimensionale Blöcke in nahezu jeder Größe festlegen, deren Inhalt kopiert, im Archiv abgespeichert und bei Bedarf wieder errichtet werden darf (was ideal für große Gebäude oder Riesenbäume ist), sondern natürlich auch frei bauen.
Allerdings stehen auch hier anfänglich nur Basisoptionen zur Verfügung, komplexere Steine müssen gefunden oder kleinen Gnomen abgejagt werden. Mit jeder neuen Welt, in die man reist, und die mitunter riesige unterirdische Höhlengänge haben, in denen sich auch zahlreiche Schatztruhen mit seltenen Gegenständen verstecken, wird die Sammlung größer. Und es schert sich nicht um Zugehörigkeit. Man kann ebenso Elemente aus den Ritter- oder Piratenwelten von Lego finden wie aus dem Stadtprogramm. Auch Reittiere lassen sich scannen und platzieren, Autos „beschwören“, Boote zu Wasser lassen sowie vieles mehr. Was man allerdings nicht darf, sind irgendwelche Elemente aus legofremden Lizenzen erwarten. Es gibt keine DC- oder Marvel-Helden, keine Star-Wars-Figuren oder -Fahrzeuge, keinen Jack Sparrow oder Harry Potter. Ich kann mir vorstellen, dass hier unter Umständen sowie abhängig vom Erfolg von Lego Worlds und dem jeweiligen Lizenzgeber mit Download-Inhalten neue Packs freigeschaltet werden können. Doch es gibt auch so schon genug Material und Werkzeuge, um in den bestehenden, prozedural generierten Welten Unfug zu treiben und Spaß zu haben.