Was hat den kritischen Herbst ausgelöst?
Offensichtliche Leserverarschung in der Spielepresse, dreiste Drohanrufe in der Redaktion, Kooperationsabsagen nach kritischer Berichterstattung, Werbebannerstornierungen nach 80%-Tests, versuchte Beeinflussung von Redakteuren am Telefon, externe Manipulationsversuche, viele Berichte enttäuschter Redakteure, eine kaum etablierte
Kultur der Kritik in der Branche, als normal empfundene Wertungsanhebungen bei Werbekampagnen, die lethargische Na-und-ist-doch-überall-so-Haltung einiger Kollegen. Die brisanten Informationen eines Ex-Publishers haben das Fass schließlich überlaufen lassen...
Wollt ihr Leser mit dieser Aktion verunsichern?
Ja. Wir wollen aufmerksam machen, zu Diskussionen und Zweifel anregen. Wo Verunsicherung herrscht, fragt man sich vielleicht zweimal oder dreimal, wem man Glauben schenken kann, was hinter den Kulissen passiert. Das Misstrauen hat sich die Branche durch interne und externe Beeinflussungen selbst über Jahre erarbeitet. Die gesunde Skepsis ist angesichts der von uns erlebten und im Rahmen des kritischen Herbstes recherchierten Mechanismen durchaus angebracht.
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Spielkulturthema: Der kritische Herbst
Kolumne: Spielbranche am Apparat. Bei Anruf Award? Anonymes Interview: Ex-Publisher packt aus Kolumne: Die Kultur der Kritik Special: Vertrag mit Gewinnbeteiligung der Presse
Special: Interne Beeinflussung Special: Externe Beeinflussung
Special auf Cynamite.de: Die Akte Gothic 3 Interview: Martin Deppe über den Fall JoWooD
Anonymes Interview: Unterwanderung von Foren |
Warum nennen wir die Quellen nicht?
Weil sie ausnahmslos alle darum gebeten haben. Weil wir sie alle schützen wollen. Es geht schlichtweg um den Job oder um juristische Konsequenzen.
Wie glaubwürdig ist der eingescannte Vertrag?
Er wurde von der Quelle, die ihn zugeschickt hat, nach telefonischer Rücksprache in allen Einzelheiten erklärt und erläutert. Wir haben den beschriebenen
PR- & Marketingplan mit den veröffentlichten Magazininhalten verglichen und genug Gemeinsamkeiten gefunden.
Warum nennen wir den Verlag mit der Gewinnbeteiligung nicht?
Weil wir von Anfang an nur auf Mechanismen in der Branche aufmerksam machen und kein Tribunal veranstalten wollten. Natürlich auch, weil unsere Quellen darum gebeten haben, die Sache möglichst allgemein zu halten. Und weil wir uns im Vorfeld beraten haben und als 4Players.de keinen Teilnehmer der Branche gezielt mit juristischen Mitteln angreifen wollten.
Könnt ihr die Enttäuschung der Leser nachvollziehen?
Ja. Als Leser will man wissen, wer einem in welchem Fall Journalismus nur vorgegaukelt hat. Warum soll man unseren Angaben vertrauen? Diese Frage ist gerechtfertigt, aber wir könnten sie höchstens vor Gericht beantworten - das wollen wir nicht. Wir hatten nur zwei Möglichkeiten: Entweder alles brisante Material in der Schublade verschwinden lassen oder anhand des Materials auf die kritikwürdigen Mechanismen aufmerksam machen. Wir wissen, dass unser Material valide ist, dass die Vorgänge stattgefunden haben. Und das sollte auch der Leser wissen - selbst, wenn er danach verunsichert ist.
Habt ihr alles veröffentlicht?
Nein. Manches war nicht aktuell genug, anderes einfach zu persönlich oder für eine Quelle aufgrund der Einzelheiten zu riskant. Wir wollten auch keine persönlichen Differenzen öffentlich über unsere Plattform austragen lassen. Wir haben Berichte der Mauschelei und Wertungsbeeinflussung nicht veröffentlicht, wenn es nur um einzelne Titel oder Personen ging.
Wie geht es weiter? Kommt ein kritischer Winter?
Der kritische Herbst ist hiermit offiziell beendet. Es gibt keinen kritischen Winter. Wir werden keine weiteren Berichte veröffentlichen. Wir wollten sensibilisieren, zur Diskussion anregen. Dass uns das innerhalb der Branche gelungen ist, freut uns - plötzlich wurden kleine und große Formen der Manipulation diskutiert und hinterfragt, die bisher aus Gewohnheit entweder kaum aufgefallen oder nicht für möglich gehalten worden sind. Unsere Reihe sollte einen Hallo-Wach-Effekt auslösen, der die Beteiligten und Interessierten daran erinnert, dass Presse und Marketing hier und da unheilige Allianzen eingehen. Wir wollten auf den wichtigen Stellenwert einer
Kultur der Kritik aufmerksam machen.