Versprechungen
Was ist Deus Ex? Es ist eine Spieleserie, die gerade mal zwei Episoden groß ist. Wie kommt es also, dass der Zweiteiler ein Ansehen genießt, das dem eines Citizen Kane auf der cineastischen Bühne, eines Michael Jordan auf dem sportlichen Parkett oder John F. Kennedy auf politischem Boden gleicht? Manche Spieler sehen in Deus Ex eine Art Heilsbringer - u.a. deshalb, weil seine inhaltlichen Werte zwar oft verkündet, aber selten erfüllt werden. "Spielerische Freiheit" fasst jene Ideale zusammen, die aus Deus Ex so viel mehr machten als zwei Actionspiele. Denn ob man als Spezialagent mit roher Gewalt, auf Zehenspitzen oder technischen Spielereien ans Ziel gelangte, blieb jedem selbst überlassen.
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"Männer wie wir..." Wer ist eigentlich Adam Jensen?
Im zweiten Teil kamen gar rhetorische Fähigkeiten hinzu. Und genau diese Offenheit versprachen die neuen Entwickler bei Eidos Montreal auch für Human Revolution - das war es, was meine Augen glänzen ließ.
Wann spielt Deus Ex: Human Revolution? Wir befinden uns in der Zukunft - genauer gesagt 25 Jahre vor den Ereignissen des ersten Teils. Das neue Spiel erzählt einen Teil der Vorgeschichte des Science Fiction-Thrillers. "Es ist nicht das Ende der Welt. Aber man kann es von hier aus sehen" lautet das Motiv. Die Welt ist von technologischem Fortschritt geprägt: mechanische Körperteile sind dessen wichtigste Errungenschaft. Doch viele Menschen sehen in den sogenannten Augmentations ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Demonstranten versammeln sich vor der Zentrale von Sarif Industries, einem der bedeutendsten biotechnischen Konzerne. Die Labore von David Sarif werden Ziele gewalttätiger Anschläge; längst musste der Magnat einen privaten Sicherheitsdienst engagieren, um sein Eigentum zu schützen.
Das zweite Leben
Keine Miliz, keine paramilitärische Organisation - ein einzelner Mann kümmert sich hauptverantwortlich um Sarfis Sicherheit und die seines Eigentums. Schwarze Haare, spitzes Gesicht, Ziegenbart: Adam Jensen. Die Kamera führt mich in die Egoperspektive hinter Jensens Augen und das Spiel beginnt. Ich bewundere das matte Weiß der sorgfältig gestylten Laborräume - dann lerne ich, dass Jensen wie viele Actionhelden aus der Deckung heraus schießen kann, dass er Gegner mit Gas betäuben oder lautlos ausknocken kann. Doch schon kurz darauf verliert Jensen fast sein Leben.
Mit ruhiger Hand aufgenommene Filmszenen zeigen in ebenso geschmackvollen wie eindringlichen Bildern, wie Adams verletzte Körperteile durch Prothesen ersetzt werden - das Verwirrspiel um Intrigen, Verschwörungen und Machtspiele kann beginnen.
Als Adam nach sechs Monaten wieder die Zentrale von Sarif Industries betritt, kann er mit seinen Armen schwere Gegenstände heben, er kann kurzzeitig sehr schnell sprinten, Sicherheitssysteme hacken und seinen biomechanischen Prothesen ein paar Dutzend weitere Eigenschaften verleihen. Mit Erfahrungspunkten kauft er z.B. lautloses Gehen, Unsichtbarkeit, die Fähigkeiten zum Hacken stark gesicherter Computer, Überzeugungskünste für Unterhaltungen oder brutale Takedowns. Denn genau wie seine zwei Vorgänger lenke ich Adam Jensen so wie es mir beliebt: leise, clever oder lautstark - mit dem Einsatz zahlreicher Spezialfähigkeiten unterstreiche ich seinen Charakter.