Freiheit für Amerika!
Video: Setting und Akrobatik sorgen für frischen Wind, KI und Technik enttäuschen jedoch. |
Damnation entführt den Spieler in ein alternatives Amerika des 19. Jahrhunderts, das durch einen Bürgerkrieg zerrissen wurde und von einem skrupellosen Rüstungskonzern geknebelt wird. Dieser Firmenboss will mit brachialer Waffengewalt und synthetischen Drogen die Macht über das gesamte Land an sich reißen. Man spielt einen Ex-Soldaten, der auf der Suche nach seiner Ehefrau ist und sich mit einer Gruppe von Rebellen zusammentut, die für ein freies Amerika kämpfen und den übermächtigen Feind mit Sabotageaktionen in die Knie zwingen wollen.
Was interessant klingt, entpuppt sich jedoch schnell als dröger
Half-Life 2 -Abklatsch im Wilden Westen: Charaktere aus der Klischeemottenkiste, Dialoge aus B-Movie-Mülleimern und deutsche Synchronsprechern, die bis auf wenige Ausnahmen wie Protagonist Rourke wohl selbst bei einem Moderatoren-Casting für Live 9 hoffnungslos durchgerasselt wären. Die Zwischensequenzen sind zwar teils ganz nett inszeniert, können das abgegriffene Drehbuch und die peinliche Präsentation aber auch nicht mehr retten...
Dumm und hässlich
Leider ist Damnation auch technisch alles andere als auf der Höhe: Die weitläufig ineinander verschachtelten Schauplätze wissen zwar grundsätzlich zu gefallen und glänzen mit großzügiger Sichtweite, aber viele Details materialisieren sich erst aus nächster Nähe, die Texturen sind reichlich verwaschen, die Animationen hölzern und abgehackt, die Effekte geradezu vorsintflutlich. Darüber hinaus kommt auch die Bildrate immer wieder ins Stottern und die Kollisionsabfrage
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Die Schauplätze sind teils riesig und bieten viel Platz zum Herumklettern. Trotzdem führt meist nur ein Weg ans Ziel, das man allerdings schnell aus den Augen verlieren kann... |
führt teils zu haarsträubenden Ergebnissen wie durchdringbare Mauern, dubiose Querschläger oder fest hängende Figuren.
Teils hilft dann nur noch der Freitod, manchmal muss sogar ein Neustart her.
Um die künstliche Intelligenz ist es auch nicht besser bestellt: Verbündete KI-Partner rennen meist blind in ihr Verderben, stur in Weg versperrende Hindernisse und sind auch sonst keine große Hilfe. Die Gegner sind allerdings keinen Deut heller, verharren stoisch auf ihren zugeteilten Posten, während man ihnen eine Kugel nach der anderen verpasst, rennen bereitwillig in jedes eröffnete Sperrfeuer, springen in Endlosschleifen zwischen zwei Punkten hin und her und kümmern sich meist einen Dreck drum, wenn direkt neben ihnen ein Kamerad zu Boden sackt. Gefährlich werden sie eigentlich nur, wenn sie in Gruppen auftreten, in Geschütztürmen sitzen oder man nach einer Drahtseilrutsche plötzlich umzingelt ist.
Vorsorglich kann man aber schon ziemlich früh im Spiel von der so genannten Seelenvision Gebrauch machen, eine Art Wärmebildkamera, die auch durch Wände hindurch Feind- und Freundpositionen sichtbar macht. Wer zudem ein Scharfschützengewehr oder ähnliches in seinem aus maximal zwei Schießprügeln und einer Handfeuerwaffe bestehendem Arsenal hat, kann kommende Bereiche oft schon säubern, bevor man sie überhaupt betritt. Lediglich stählerne Widersacher sind von der Früherkennung ausgenommen. Aber Robo-Gegner sind äußerst selten und trotz enormer Durchschlagskraft noch dämlicher als ihre organischen Schießbudenbrüder.