Die Flamme für Ariandel
Das Schwert gezückt, den Schild erhoben, den Feind im Blick - es ist schön, nach Hause zu kommen, selbst wenn man in ein geiferndes Wolfsmaul starrt. Keine Bange, das wird jetzt keine sentimentale Schmonzette für trauernde Soulholiker, sondern ein nüchterner Test. Aber nach fast einem halben Jahr ohne Seelen tut es einfach richtig gut, wieder Heimatboden...entschuldigung...wieder
Dark Souls 3 zu spielen. Nach der Installation von "Ashes of Ariandel" wird man nicht von einem Hinweisschild begrüßt und folgt auch keinem goldenen Weg in das neue Gebiet, sondern muss es suchen. Ich werde einen Teufel tun und euch einen
Tipp geben.
Der Winter naht nicht - er ist da: Ashes of Ariandel begrüßt euch mit Eis und Frost.
Was erwartet einen auf der anderen Seite? Eine stimmungsvolle Landschaft aus Eis und Schnee, mit verwitterten Ruinen und einer Geschichte, die es zu enträtseln gilt. Man fühlt sich zwischen Schneestürmen, bizarren Baumformen und vereisten Leichen fast wie hinter der Mauer, bei den Wildlingen von G.R.R. Martin - nur dass der Winter hier nicht mehr naht, sondern schon da ist. Die Story führt einige neue Charaktere ein, knüpft aber an das Hauptspiel an und wird solide über Bruchstücke sowie Begegnungen erzählt. Zunächst klingt der Auftrag fast so poetisch wie die Ballade eines Minnesängers, schließlich soll man der Geliebten Ariandel in der "Gemalten Welt die Flamme zeigen". Aber es geht natürlich um etwas mysteriöses Böses, das das unwirtliche Land heimsucht.
Kämpfe zwischen windschiefen Türmen
Es gibt einige stimmungvsolle Momente, aber vor allem viele Kämpfe - meist bei schlechter Sicht oder in Unterzahl.
Man macht recht schnell Bekanntschaft mit einigen Kreaturen wie lästige Fliegen, riesige Wölfe, weibliche Baumdämonen oder in Fell gekleidete Krieger, die einen New-Game-Plus-Veteranen aber alleine kaum ins Schwitzen bringen. Die Regie erhöht nach einem ruhigen Einstieg sofort die Schlagzahl. Immer wieder wird manvon allen Seiten bedrängt oder aufgrund von Alarmierungen umzingelt. Hinzu kommt die in Stürmen schlechte Sicht sowie Angriffe aus der Distanz, so dass man Estus, Ausweichrolle, Feuerbomben & Co immer parat haben sollte. From Software empfiehlt den Besuch erst dann, wenn man das Hauptspiel abgeschlossen hat, aber es ist auch im hohen zweistelligen Bereich vor Level 100 zu schaffen.
Toll sind einige High-Noon-Momente gegen einzelne schlagfertige Feinde, in denen man auch die sehr gute Konter- und Stellungsmechanik besser einsetzen kann als gegen Horden. Ich hätte es zwar bevorzugt, wenn es noch mehr Duelle gegen markantere Gegner gegeben hätte, aber man wird auch von einigen Mutationen und Fallen überrascht, wenn der Fels mal wieder bröckelt oder man plötzlich schlittert. Es lohnt sich also über vorsichtiges Pirschen und Weglocken im Gelände zu taktieren, zumal es auch in der Vertikalen mit windschiefen Türmen, tiefen Schluchten, gefährlichen Vorsprüngen & Co einiges an Erkundungsreizen gibt. Überhaupt bietet das ansehnlich designte Gebiet mit verfallen Häusern, Dörfern, Friedhöfen und Kanälen einiges zu sehen, dazu sehr früh Abzweigungen und die bekannten Abkürzungen - die allerdings zusammen mit den vielen Leuchtfeuern ein zu dichtes Netz spannen, so dass ein Gefühl der Weite schon wie im Hauptspiel nicht entstehen kann.
Bosse und Arena-Duelle
Was geschieht denn hier? Im Zweifel bereitet sich ein Boss für euch vor...
Es gibt zwei gut inszenierte mehrstufige Bosskämpfe, die für reichlich Estus auf Ex sorgen dürften. Darunter ein anspruchsvolles Highlight, an das man sich auch im Vergleich zu bisherigen von
Demon's Souls bis
Bloodborne erinnern wird. Falls es euch zu schwer wird, könnt ihr wie gehabt Phantome beschwören und kooperativ zuschlagen. Schön ist übrigens, dass man die Waffen dieser Kreaturen auch wieder am Feuerbandschrein aufwerten darf. Apropos: Es gibt natürlich auch sonst viel zu erbeuten. Vom Eichenschild über den Großbogen bis zum Speer oder der Streitaxt sowie Magie und Pyromantie ist für alle Klassen etwas dabei. From Software hat u.a. sechzehn Waffen, dazu fünf Rüstungssets und vier neue Zauber integriert.
Meist hat man es mit mehreren Feinden zu tun.
Was hab ich vergessen? Ach ja, die neuen Online-Duelle für bis zu sechs Spieler, die im Vergleich zur Kampagne allerdings weniger reizvoll sind. Ja, so wird der PvP in der Gruppe mit etwas Buhurt-Flair erweitert, es gibt auch Ranglisten und kleine Auszeichnungen, aber das ist eher eine nette Ergänzung als ein Kaufgrund für diese Erweiterung. In bisher nur einer Arena könnt ihr in zwei Spielmodi (Duell, Brawl) gegen menschliche Kontrahenten antreten - inklusive privater Gefechte gegen Freunde: Während man im "Duell" kein Estus nutzen und lediglich gegen einen Gegner kämpft, geht es im "Brawl" so lange bei limitierter Heilung in klaren Gruppen (2vs2, 3vs3) oder im chaotischen Alle-gegen-alle zur Sache, bis einer die entsprechende Zahl an Kills vorweisen kann. Auch wenn ihr nur online kämpfen wollt, müsste ihr die Kampagne übrigens spielen: Erst wenn ihr den zweiten Boss besiegt und am Feuerbandschrein ein kleines Ritual vollzogen habt, sind diese "Untoten-Matches" zugänglich.