Konsolen? Nein, danke!
Das Streckendesign von Ridge Racer Revolution ist großartig und übertrifft sogar das Original.
Wir schreiben das Jahr 1995: Die Zeit des geliebten Amiga 500 ist endgültig vorbei! Seinen Platz hat in meinem Zimmer mittlerweile der PC eingenommen - aktuelle Konsolen wie das 3DO oder Ataris Jaguar waren mir zu dieser Zeit völlig egal. Ein Klassenkamerad hat bereits Jahre zuvor versucht, mich von den Qualitäten eines SNES zu überzeugen - vergeblich, auch wenn ich beim Anblick eines Super Turrican oder Donkey Kong Country fast schwach geworden wäre. Mich zum Kauf einer Konsole zu bewegen, sollte erst Neueinsteiger Sony mit seiner PlayStation schaffen...
Riiiidge Racer
...und zwar in Kombination mit Ridge Racer Revolution! Als ich den Arcade-Racer von Namco in Aktion sah, war es um mich geschehen: Grafik auf dem Niveau eines Spielhallenautomaten, treibender Techno-Sound vom Feinsten, ein wahnsitziges Geschwindigkeitsgefühl und - dank NeGcon - die beste Steuerung, die ich bis dahin in einem Rennspiel erlebt habe! Genug Gründe also, um mich mit dem PlayStation-Virus zu infizieren. Es war für mich unglaublich, dass dieser kleine graue Kasten zu solchen Leistungen fähig ist! Wo man heute von einem Pixelhaufen, dämlicher KI, furchtbarer Kollisionsabfrage und Pop-ups bis zum Abwinken angwidert wird, sah man damals das Maß der Dinge! Ein bezahltes Praktikum bei einer regionalen Zeitung später ließ den Traum einer eigenen Konsole wahr werden, die selbstverständlich zusammen mit Ridge Racer Revolution (damaliger Preis: 99 DM) im Einkaufswagen landete. Und nicht zu vergessen der geniale NeGcon, der mit seinen analogen Tasten und der hervorragenden "Twist-Lenkung" für mich bis heute der beste Racing-Controller aller Zeiten ist. Es wäre genial, wenn Namco das Konzept wieder aufgreifen und für alle aktuellen Plattformen eine kabellose Neuauflage auf den Markt bringen würde… Ich wäre der Erste, der sie sich ohne zu überlegen vorbestellen würde.
Wenig Inhalt, viel Motivation
Der NeGcon ist der beste Racing-Controller aller Zeiten.
Da stand sie nun, die PlayStation - und obwohl das Budget nur für die Anschaffung von zwei Spielen und dem Controller reichte (das andere war übrigens Battle Arena Toshinden), wurde bis zum Exzess gezockt. Dabei hatte zumindest Ridge Racer nüchtern betrachtet gar nicht viel zu bieten: Es gibt zunächst nur eine Strecke, die je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad in drei Stufen variiert wird, sowie knapp eine Handvoll Autos mit unterschiedlichen Werten für Bodenhaftung, Geschwindigkeit, Handling und Beschleunigung - das war’s! Aus heutiger Sicht wirkt der gebotene Inhalt wie ein schlechter Witz, doch damals reichte es vollkommen aus, um mich wochenlang zu beschäftigen. Wie viele Stunden ich alleine beim Zeitfahren verbracht habe, um meine Rennlinie zu perfektionieren und neue Bestzeiten aufzustellen, erreichte schon Rollenspieldimensionen… Ich wurde nicht müde, immer wieder den PlayStation-Motor anzuwerfen, obwohl der (erste) Abspann sehr früh über den Bildschirm flimmerte - nämlich dann, wenn man auf jeder der drei Strecken als Erster die Ziellinie überquerte. Doch danach fing der Spaß erst richtig an, denn anschließend durfte man die Pisten auch rückwärts befahren - mit einem kleinen Trick sogar spiegelverkehrt, wenn man nach dem Start eine 180 Grad-Drehung hinlegte und mit Anlauf gegen die Mauer raste.
Engelchen und Teufelchen
Dieser Kurve folgte direkt auf einen Sprung und hatte es in sich.
Ich weiß noch genau, wie mich die Jagd auf die drei Bonus-Fahrzeuge an den Rand des Wahnsinns getrieben hat: Diese Geschosse musste man in Duellen besiegen - und das in völlig untermotorisierten Fahrzeugen, mit denen man eigentlich keine Chance auf den Sieg hatte. Hier half nur effektives Blocken, wenn man die Nase vorne behalten wollte, denn nach der ersten von drei Runden warteten die Rennmaschinen am Straßenrand und ließen den Spieler wieder passieren. In diesem Zusammenhang erwies sich der neue Innenspiegel als nützlich, der beim ersten Ridge Racer noch fehlte. Trotzdem wurde es zum Geduldsspiel, hier das richtige Timing für den Block zu erwischen, denn zog der übermächtige Gegner in der zweiten Runde einmal vorbei, war er uneinholbar. Umso schöner, wenn man mit schweißnassen Händen endlich einen Sieg einfahren konnte und sich als Belohnung anschließend selbst hinter das Steuer der Boliden klemmen durfte. Das Devil Kid Car und das Devil Car mit der Startnummer 13 waren schon toll, doch das Maß der Dinge stellte der traumhafte White Angel dar, der mit einem wahnwitzigen Tempo und fantastischen Bodenhaftung Erinnerungen an WipEout wach werden ließ. Doch schon mit den Standard-Fahrzeugen geht in der höchsten der vier Geschwindigkeitsklassen ordentlich die Post ab!