Wie ein schwarzes Maul...
...öffnet sich die Höhle hinter dem See. Hier draußen ist es taghell, fast schon idyllisch. Ich habe gerade einen Rastplatz von Freakern befreit, alles geplündert und mein Bike voll getankt. Eigentlich könnte ich jetzt weiterfahren, aber dieses schwarze Maul lockt mich irgendwie an. Wer weiß, was sich darin befindet? Also gehe ich hin, die Schrotflinte im Anschlag. Nach den ersten Metern ist es in der Finsternis noch ruhig, aber je weiter ich vorangehe, desto lauter werden die unheimlichen Geräusche. Und schließlich sehe ich ein Paar rot leuchtender Augen. Dann sehe ich zwei, drei, dann dutzende - verdammt, hier haust eine ganze Horde!
Ich werfe noch verzweifelt einen Molotow-Cocktail, drehe mich dann um und sprinte, bevor die fauchende Hölle hinter mir losbricht. Das sind definitiv zu viele, ich muss weg oder bin tot. Meine Ausdauer-Leiste sinkt beim Rennen dramatisch, aber ich erreiche das Tageslicht und stürze auf mein Bike. Ich steige auf, trete durch und geb Vollgas - die Beschleunigung der alten
Das war knap: Deacon kann auf seiner Maschine entkommen!
Maschine reicht gerade aus, um mich vor dutzenden mutierten Fratzen zu retten. Das war ein richtig packender Moment! Ich lasse sie schnell weit hinter mir, folge einfach der Straße zum Camp und widme mich der nächsten Mission: Ich brauche Ersatzteile, Medizin, Waffen, Geld und Informationen...
Spätzünder mit Outlaw-Flair
Auf der einen Seite wirkt dieses Spiel sechs Jahre nach
The Last of Us und fünf Jahre nach dem Finale von "Sons of Anarchy" wie eine Spätzündung: Zombies wurden mittlerweile inflationär digitalisiert, das Thema scheint ausgereizt und das öffentliche Interesse an Rockern ist nach dem TV-Serienhit um
Jax Teller und seine Sons wieder abgeflaut. Auf der anderen Seite fühlt sich das Spiel in den ersten Stunden angenehm frisch an: Deacon St. John repräsentiert als Charakter den Lifestyle einer Motorradgang - er gehört im Rang "Enforcer" dem Mongrel MC an, den es fast gleichnamig übrigens im heutigen Neuseeland gibt. Aber aus seiner Bruderschaft ist nur noch Boozer übrig, der als "Sergeant-at-Arms" für die Waffen zuständig war.
Es wird keine großen Städte geben, lediglich Siedlungen, aber Oregon wird landschaftlich gut eingefangen.
Themen wie Liebe, Treue, Hass, Verrat und natürlich das heilige Bike, das man aufrüsten kann, stehen im Vordergrund dieses Spiels, das auf jegliche Multiplayer-Modi verzichtet.
Und wann konnte man das letzte Mal auf einem Motorrad ein unterhaltsames Abenteuer erleben? Von
Grand Theft Auto 5 mal abgesehen:
Headhunter und sein unrühmlicher Nachfolger haben über fünfzehn Jahre auf dem Buckel und
Ride to Hell: Retribution gilt als eines der schlechtesten Spiele aller Zeiten. Umso cooler ist es, wenn man auf seine Maschine steigen, diese aufrüsten und frei durch dieses Oregon cruisen kann. Das bietet zwar keine größeren Städte wie Portland oder die eigentliche Hauptstadt Salem, aber es gibt kleine Siedlungen, Wetter- sowie Tag- und Nachtwechsel in einer authentischen Landschaft von der trockenen Prärie über dichte Wälder bis zum verschneiten Gebirge. Der pazifische Nordwesten der USA wird also erkennbar, allerdings ist die Unreal Engine 4 mit einigen Texturen und der Sichtweite bei voller Fahrt überfordert, denn der Rollraseneffekt war in diesen Situationen schon enorm; sprich: Grasbüschel tauchen alle paar Meter aus dem Nichts auf. Hoffentlich tut sich da noch was bis zur finalen Version.