Profi am SteuerEin mit fetziger Musik unterlegtes Intro mündet im klinisch sauberen Hauptmenü, in dem ihr außer dem Verstellen der Optionen nicht viel tun könnt – die meisten Modi maulen nach dem Anwählen, dass man doch bitte erst die Fahrschule aufsuchen solle, bevor man sich auf den Trampelpfad der Ehre begibt. Frohen Mutes drücken wir also unter der wachsamen Stimme des 2001er WRC-Champions Richard Burns die Rallye-Schulbank. In den ersten Lektionen lernen wir, dass Raser hier keinen Blumentopf gewinnen werden. In Richard Burns Rally dreht sich alles um perfektes Gasgeben, perfektes Bremsen und perfektes Ausrichten des Wagens. Ein Bleifuß endet hier nur in jedem verfügbaren Straßengraben. Habt ihr die ersten Lektionen bestanden und damit bewiesen, dass ihr des Lenkrads würdig seid, bittet euch der Meister auf seinen Beifahrersitz, und zeigt euch, wie man wirklich rasant und sicher fährt.
Sitzt das grundlegende Handwerkszeug, könnt ihr euch entweder den fortgeschrittenen Lektionen wie richtiger Slide-Technik widmen, oder euch erneut auf das jetzt auswahlfreudigere Hauptmenü stürzen. Dort erwartet euch jetzt auch die »Rallye-Saison«, in der ihr das soeben Gelernte gleich in der Praxis ausprobieren dürft.
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In der Fahrschule zeigt euch Richard Burns persönlich, wie man die Wagen perfekt lenkt. |
Ihr wählt unter anfangs lediglich drei von acht Teams und vier Schadensstufen: von »aus«, wo euer Wagen einem Panzer gleicht, bis »realistisch«, wo schon ein böser Blick den Motor zum Abwürgen bewegt. Zu guter Letzt steht noch die Wahl des Schwierigkeitsgrades auf dem Programm. »Anfänger« toleriert Fahrfehler mit großzügigen Streckenzeiten, auf »Profi« ist die Rallye schon nach einer verpatzten Kurve verloren. Vor dem Rennen, das auf 36 unterschiedlichen Strecken in England, Finnland, Japan, Australien oder den USA stattfindet, dürft ihr noch kurz Hand an das Innere eures Vehikels legen: veränderte Aufhängung hier, anderer Reifentyp da, stärker eingestellte Bremsen dort – das Werk darf dann gleich in einem Testlauf ausprobiert werden.
Immer am Schlamm entlangWenn euch zwischendurch nach einer Herausforderung zumute ist, solltet ihr der »RBR Challenge« einen Besuch abstatten. Dort tretet ihr gegen Herrn Burns »Geisterwagen« und seine schon unmenschlich anmutenden Bestzeiten an. Um in diesen Herausforderungen zu glänzen, werdet ihr viele viele Fahrstunden investieren müssen, denn Richard Burns Rally wurde unter dem Credo des handfesten Realismus’ entwickelt. Das trifft zu weiten Teilen auch zu: Die Steuerung der PS-Monster fühlt sich speziell mit einem Force Feedback-Lenkradsystem unglaublich echt an; dank der fein dosierten Effekte spürt man jedes Loch, jede Bodenwelle, jedes durchdrehende Rad. Auf der anderen Seite steuern sich die Kisten gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten wie trächtige Kühe, auch die Bremswege erscheinen für diese Art hochgezüchteter Rallye-Maschine viel zu lang – die Grip-Einstellungen wirken oftmals künstlich auf »schwer« getrimmt, um das Game realistischer erscheinen zu lassen.
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Elegante Drifts benötigen einige Einarbeitungszeit. |
Allerdings muss man der Fahrphysik zugute halten, dass sie gerade im Grenzbereich hervorragend funktioniert: Powerslides, weite Drifts und schräge Sprünge fühlen sich »echt« an, nach einiger Zeit (unter Mithilfe der Fahrschule) bekommt man das Gefühl, die Boliden einigermaßen im Griff zu haben. Dennoch sollten Fahranfänger oder Fans von Arcade-Racern wie
NFS: Underground das Spiel mit Vorsicht genießen: Es gibt keinen Arcade-Modus mit einfacher Fahrphysik, keine zuschaltbaren Fahrhilfen, nichts, was einem das Einsteiger-Leben vereinfachen würde. Wer hier nicht die Zähne zusammenbeißt, wird RBR schon nach kurzer Zeit frustriert in der Ecke liegen lassen.