Brettspiel-Test: Imperial 2030 (Aufbaustrategie)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: PD-Verlag
Release:
01.10.2009
Spielinfo Bilder  
Kanonenfutter eingerechnet

Aber wie macht man Geld? Wie bekommt man Machtpunkte? Indem man zum einen die Infrastruktur der Nation ausbaut: Man kann zwar lediglich Panzerfabriken oder Werften an vorgegebenen Stellen errichten, die allerdings bei der Aktion Produktion je eine Einheit ausspucken und bei der Steuer je zwei Millionen erwirtschaften. Zum anderen bringt jedes eroberte Gebiet mit eigener Flagge eine Million. Je nachdem wie hoch diese Summe an Einnahmen ist, bekommt man einen Geldbonus direkt in die private Kasse sowie Machtpunkte - erreicht eine Nation so 25 Punkte, ist das Spiel vorbei.
Allerdings muss man aus der Staatskasse die Truppenkosten von einer Million pro Einheit von der obigen Summe bezahlen, bevor der Bonus in die eigene Tasche fließen kann. Das Coole und Perfide an dem System: Man muss die Steuer zum richtigen Zeitpunkt als Aktion wählen. Am besten, wenn man gerade viele Länder erobert und auch möglichst eigene Verluste im Krieg gemacht hat, weil man die Toten ja nicht mehr bezahlen muss. Man kann sich also nicht einigeln, sondern sollte offensiv, ökonomisch und kalt inkl. Kanonenfutter agieren.

Steuerrekord, aber frei zur Eroberung?

Sieht aus wie Risiko, aber spielt sich komplett anders.
Sieht aus wie Risiko, aber spielt sich komplett anders.
Aber bekommt man von den anderen Spielern überhaupt die Chance, die Früchte seiner Eroberungen per Steuer einzusammeln? Oder fallen sie mit der Aktion Manöver an den Grenzen ein, weil kaum noch Truppen zur Sicherung dort stehen? Auch geostrategisch gilt es, die Augen offen zu halten, denn Eroberungen sorgen ja auch für Macht, außerdem kann man Wege blockieren, Fabriken lahmlegen, Provinzen besetzen und somit andere Spieler empfindlich treffen.
Das Kampfsystem ist sehr simpel, kommt ohne Würfel oder Werte aus: Egal ob zu Lande oder zu Wasser gewinnt derjenige, der mehr Truppen dort hat - wobei nur die Differenz überlebt. Stehen sich also zwei amerikanische und eine russische Flotte im Atlantik gegenüber, bleibt eine US-Flotte übrig. Diese Beschränkung auf das Wesentliche ist aber genau richtig im eher ökonomischen Kontext, zumal sie den Spielfluss fördert. Es gibt auch kein militärisches Game Over, wenn jemand keine Nation mehr anführt - dann übernimmt man die Schweizer Bank und kann tatsächlich noch gewinnen.

Auf dem Aktionsrad bewegt man alle sechs Nationen.
Auf dem Aktionsrad bewegt man alle sechs Nationen.
Übrigens: Man muss nicht immer kämpfen, darf sogar diplomatische Absprachen treffen oder Allianzen bilden, so lange man kein Geld hin und her schiebt, denn das ist tabu (auch wenn es natürlich thematisch passen würde). Russland kann also Amerika fragen, ob diese Flotte mal eben friedlich den Nordatlantik durchqueren darf. Man kann auch Afrika unter sich aufteilen oder einen Nichtangriffspakt schließen. Noch einfacher wird es natürlich "außenpolitisch", wenn man gerade selbst beiden Nationen die höchsten Kredite gibt - dann darf man alles frei verschieben oder sie sogar kämpfen lassen, um bei der Steuer vielleicht den Ertrag zu steigern.

Kommentare

calmon schrieb am
Imperial spiele ich regelmäßig alle 2-3 Jahre. Wir spielen die Original Karte aber mit den 2030er Regeln. Super Spiel, habe ich früher auch lange auf brettspielwelt gezockt.
ekelhaftes4players schrieb am
Schönes Spiel und eins der wenigen wo der Rondell Mechanismus super funktioniert.
Junkfoot schrieb am
Wenn ihr das Artdesign nicht mögt empfiehlt sich der Vorgänger namens Imperial, welcher im 19. Jh spielt. Ist wohl gameplaymässig identisch bis auf eine kleine Veränderung. Ansonsten empfehle ich , über das Boxdesign hinweg zu sehen. Hatte noch kein Brettspiel bisher bei dem ich mir dachte, dass ich mal lieber meine Truppen in einem sinnlosen Krieg verheizen sollte, damit ich mehr Kohle verdienen kann. Danach hab ich mich im ersten Augenblick richtig schlecht gefühlt, aber das ist Kapitalismus, Ladies und Gentlemen. Eiskalter Kapitalismus.
AkaSuzaku schrieb am
Z2000 hat geschrieben: ?08.01.2020 15:24 Ach das Spiel hätte ich schon lange mal gekauft wenn es Optisch nicht so Altbacken wäre.
Das Spiel sieht aus als wäre es schon 50 Jahre alt. Dabei ist es nicht mal Retro sondern einfach billig designed.
Sehr schade den Gamplay mässig sollte es wirklich hammer sein.
Optisch scheint es wirklich den 70ern oder 80ern entsprungen. Irgendwo zwischen Risiko (1975) und Scottland Yard (1982) würde es sich ganz gut einfügen.
Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass das Spiel mittlerweile auch schon 11 Jahre alt ist und nicht von einem der großen Verlage stammt.
schrieb am