Überstürzte Veröffentlichung?
Was ist fast 600 MB groß und wird direkt nach der Installation von
Heroes of Might, pardon:
Might & Magic: Heroes VI, runtergeladen? Genau, es ist der erste Patch, der gleich am Veröffentlichungstag mit Hilfe des "Ubisoft Game Launchers" verteilt wurde. Meiner Ansicht nach war dieses Update auch dringend nötig, denn die eigentlich zum Test freigegebene Version war ein überlaufenes Bugnest und kämpfte mit stellenweise übler Balance. Publisher Ubisoft war sich dieser Tatsache wohl bewusst und kündigte im "Review-Guide" diesen Release-Patch an.
Video:
Spielszenen aus Might & Magic: Heroes VI
Obwohl das Update einige Bugs aus der Welt schafft, z.B. den grundlosen Absturz beim Aufrufen der Stadtansicht, bleiben nach wie vor diverse Unzulänglichkeiten ungelöst, darunter der häufig verbreitete "
flackernde Mauszeiger" oder "
schwarze Startbildschirme" - bugfrei ist etwas anderes. Im Testverlauf habe ich einige kleinere Fehler erlebt, wie den besagten Flacker-Mauszeiger, jedoch beeinträchtigte bislang keiner mein Spielerlebnis nachhaltig. Verbessert hat der Patch ebenso die Balance, vor allem beim Schwierigkeitsgrad. Letzterer pendelte in der ursprünglichen Testversion munter von "kaum schaffbar" (auf "Normal") bis "viel zu einfach". Es ist also besser geworden, trotzdem sind noch einige Balance- und Bug-Baustellen vorhanden.
Gewohntes Spielprinzip
Doch nun zum Spiel an sich: Am grundlegenden Prinzip hat sich bis auf wenige Details kaum etwas verändert. Im Runden-Modus bewegt ihr euren Helden, der eine Armee im Schlepptau hat, über die Weltkarte und sammelt Ressourcen, steckt Gegenstände ein, erobert Gebäude, verwaltet die Armee bzw. den Protagonisten und stellt euch allerlei Gegnern oder Helden.
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Mein Held greift eine gegnerische Festung an. |
Gekämpft wird auf separaten Schlachtfeldern, ebenfalls im Runden-Modus, wobei die Armee bzw. die Gefolgsleute die Duelle ausfechten. Der Held selbst kann nicht attackiert werden und greift nur mit Hilfe von Zaubersprüchen oder etwaigen Fertigkeiten ein. Ist die Armee geschlagen, so auch der Held. Zusätzlich gibt es reichlich (heldenlose) NPC-Kreaturen in der Fantasywelt, die bekämpft werden können. Für absolvierte Kämpfe, erfüllte Quests oder gefundene Schätze darf sich der Held u.a. über Erfahrungspunkte freuen, die zu Stufenaufstiegen führen und neue Talente versprechen.
Fünf Völker - eine Dynastie
Als überragend kann schon an dieser Stelle der Umfang des Spiels bezeichnet werden, denn es gibt fünf Kampagnen mit jeweils vier Missionen, einen Prolog und zwei Epiloge. Dabei sind die Karten häufig so groß, dass man weit mehr als eine Stunde braucht, um sie zu meistern - und das war bereits in Eiltempo gespielt. Doch keine Panik: Heroes VI ist weiterhin ein ruhiges und gemütliches Spielerlebnis, jedenfalls vom Tempo her.
Habt ihr die Prolog-Kampagne abgeschlossen, die zugleich als Tutoral mit reichlich Hilfetexten fungiert, werden alle Feldzüge der fünf Parteien freigeschaltet. Zu nennen wären
"Zuflucht" (Menschen mit Rittern, Engeln und Greifen),
"Necropolis" (Untote, Skelette, Vampire usw.) ,
"Inferno" (Dämonen),
"Bastion" (Orks, Goblins und Co.) sowie das neue Sanktuarium (Schlangenwesen, Wasserdrachen etc.). Diese fünf Feldzüge sind durch einen sehr gelungenen Story-Kniff miteinander verbunden und zwar sind die fünf Fraktionshelden jeweils Nachkommen von Herzog Slava aus dem Prolog, die nach seinem Tod allesamt zu Anführern bei den verschiedenen Parteien geworden sind. Erst im Verlauf der Kampagnen verbindet sich die perspektivisch vielschichtige Geschichte rund um Vertrauen, Betrug, Verrat, Engel, Dämonen, Gesichtslose und bevorstehende Invasionen zu einem großen Ganzen.
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Lauschige Unterwelten gilt es ebenfalls zu erkunden. |
Generell ist die Handlung gut gelungen, wenn nicht sogar eine der besten in einem Heroes-Teil bisher, aber an manchen Stellen - vor allem an Anfang - fehlt ein bisschen der Zusammenhang, denn es gibt einige überstürzte Sprünge und gelegentliche Lücken. Insbesondere die Vielzahl der auftretenden Personen mag übermannend wirken, so dass ich mich zwischendurch mehrfach gefragt habe, ob ich den NPC jetzt kennen sollte oder nicht. Etwas mehr Hintergrund hätte so manch einem Charakter ebenfalls nicht geschadet und daher bin ich der Ansicht, dass vier knackiger erzählte Kampagnen ausgereicht hätten; die vier Missionen unter den Fraktionen hätte man aufteilen können. So wären die einzelnen Feldzüge länger und gehaltvoller, könnten mehr Storytiefgang bieten und würden die Heldenentwicklung stärken.