Echter Fanservice?
Schon bei
Hyrule Warriors haben viele Fans von Legend of Zelda die Augen verdreht. "Die Massenprügeleien passen nicht zu Link!" "Knallbunt ist es ja!" "Ist ja gut und schön, aber ich will ein echtes Zelda-Abenteuer!" So oder ähnlich lautete das Feedback vieler Spieler, als Nintendo den Titel ankündigte und im gleichen Zug vermeldete, dass sich Omega Force (
Dynasty Warriors) um die Produktion kümmern werde. Das Ergebnis (
4P-Wertung: 70%) war besser, als sich viele (ich eingeschlossen) haben träumen lassen. Bei Dragon Quest Heroes war der Aufschrei nicht mehr ganz so groß. Lag es daran, dass der Untertitel "Heroes" nicht unmittelbar auf die Assoziationen mit den "Warriors" von Tecmo Koei führt? Oder dass Links Massenkampf den Weg bereits für andere Lizenzen geebnet hat? Denn eigentlich wäre das Aufruhr-Potenzial bei der Dragon-Quest-Reihe nicht geringer einzuschätzen. Die Serie hat (wie Zelda) ihre Ursprünge auf dem NES. Und vom Prinzip der Massenkeilerei, das unheimlich tief in der DNA von Omega Force verwurzelt scheint, ist Dragon Quest als Rollenspiel-Serie gefühlt noch weiter entfernt als die hyrulische Zipfelmütze.
In Dragon Quest Heroes ist man mit einer Vierergruppe unterwegs. Die KI-gesteuerten Kameraden verhalten sich ordentlich.
Doch diese vermeintliche Schwäche nutzt Omega Force, um sie zu einer Stärke von Dragon Quest Heroes zu machen, wie ich nach ein paar gespielten Abschnitten feststellen konnte. Dabei fällt auf, dass sie wieder einmal das Artdesign auf den Punkt gebracht haben. Heroes ist mechanisch weit von der Rollenspiel-Tradition entfernt, die zuletzt mit einer 3DS-Umsetzung von Dragon Quest 9 sowie dem in Japan veröffentlichten Online-Abstecher Dragon Quest 10 in Erscheinung trat. Doch audiovisuell besteht kein Zweifel, in was für einer Serie man sich befindet: Es sieht so bunt aus, wie man es von Dragon Quest erwartet, das Charakterdesign trifft den Nagel auf den Kopf und die Akustik bringt alte und neue Effekte, Jingles und Einspieler unter einen Hut - sehr schön, sehr stimmungsvoll. In Fernost ist der Titel übrigens bereits seit Februar auf PS3 sowie PS4 erhältlich und mit insgesamt knapp 800.000 verkauften Einheiten (Quelle: vgchartz.com) so erfolgreich, dass ein Nachfolger bereits angekündigt wurde. Hierzulande wird der Titel Mitte Oktober erscheinen - allerdings nur auf der PlayStation 4.
Action-Rollenspiel
Kein Dragon Quest kann auf Schleim als Gegner oder Freund verzichten.
Nachdem man in der Konzeptphase von Dragon Quest 9 ganz kurz mit einem Echtzeit-Kampfsystem experimentiert hat, sich dann aber doch für klassische Runden entschieden hatte, ist Heroes der erste Ableger der Serie, bei dem man auf Action-Gefechte setzt. Das wiederum ist angesichts von Omega Force als Entwickler keine Überraschung. Und auch wenn ähnlich wie bei Hyrule Warriors die Einflüsse der Massenkämpfe im feudalen China deutlich spürbar sind, hat Omega Force zusammen mit Square Enix einige Elemente eingebaut bzw. Änderungen eingebracht, die sich positiv auf das Spielerlebnis auswirken dürften und die Distanz zu den altbekannten Keilereien vergrößern. Neben den bekannten simplen Kombos, die für jüngere Spieler per Option sogar noch einfacher zugänglich sind, gibt es auch hier eine Variante der Musou-Angriffe. Diese werden "Konzentration" genannt, geben einem temporäre Unverwundbarkeit, unendlich Mana sowie einen besonderen Angriff, der jedoch manuell aktiviert werden muss und die "Konzentration" beendet - dementsprechend sollte man den richtigen Moment abpassen, um nicht unnötige Konzentrationszeit zu verschwenden.
Die Spezialität von Omega Force: Kämpfe gegen größere Gegnergruppen.
Neu ist die Option, dass man mit seiner aktiven Figur unter Einsatz von Mana bis zu drei Zauber wirken kann. Ebenfalls neu: Man ist nicht solo unterwegs, sondern hat außer im Tutorial stets bis zu drei Begleiter, die man aus einem üppigen Team frei wählen kann. Im Gegensatz zum ebenfalls von Omega Force produzierten Warriors Orochi, das auch auf Teams setzt (dort ist es ein Trio, das man durchschalten kann), kämpfen in Arboria die drei Mitläufer jedoch jederzeit aktiv mit und setzen auch ihre Fähigkeiten selbsttätig effektiv ein. So entsteht auf den Schlachtfeldern, die im Übrigen deutlich überschaubarer sind als noch in Hyrule, eine Dynamik, die es bei Omega Force in dieser Form noch nicht gab. Sehr schön: Alle Schlachtteilnehmer erhalten am Ende die gleiche Zahl an Erfahrungspunkten, egal ob man sie nun zehn Minuten oder zehn Sekunden gespielt hat. Doch auch die im Lager gebliebene "Bereitschaft" müssen nicht verzagen: Sie bekommen ebenfalls einen gewissen Anteil Erfahrung, so dass sie im Zweifelsfall nicht so weit hinter die Stammkräfte zurückfallen und bei einem eventuellen Einsatz erst mühsam aufgepäppelt werden müssen.