Bekannte Stärken…
Selbstverständlich setzt Codemasters auch bei F1 2020 auf die bewährten Stärken, mit denen man die Serie in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert und erweitert hat. Dank der offiziellen Lizenz erhält man in erster Linie Zugriff auf aktuelle Teams, Fahrer sowie Strecken der Formel Eins, doch darf man auch wieder in den Boliden der Nachwuchsserie Formel 2 Platz nehmen. Genau wie bei der Premiere im letzten Jahr stehen aktuell allerdings nur die Daten aus der vorherigen Saison bereit. Codemasters hat aber bereits versprochen, wie bei F1 2019 erneut ein kostenloses Update für die Aktualisierung der F2-Serie nachzureichen.
Auch bei den Menüs, Struktur und Anpassung bleibt viel beim Alten: Rennwochenenden lassen sich genauso flexibel anpassen wie Fahrhilfen, Rennkalender, KI-Stufen und das bewährte Setup, das neben einer schnellen Auswahl auch die üblichen Detaileinstellungen erlaubt. Dazu gibt es erneut das dynamische Wetter mit spektakulären Regengüssen, bei denen viel Feingefühl hinter dem Steuer oder die ausgiebige Nutzung der Rückspulfunktion gefragt ist. Neben den offiziellen Startzeiten darf man außerdem wieder manuell eingreifen und Rennen z.B. in die Morgen- oder Abendstunden verlegen – Zeitraffer inklusive. Selbst Nachtrennen im gleißenden Flutlicht sind auf manchen Pisten wie Monaco möglich. Dabei fühlt sich die sehr gute Fahrphysik umgehend vertraut an, obwohl die Flitzer sogar einen Tick direkter auf die Steuerungseingaben ansprechen. Der neue Überhol-Knopf erleichtert zudem das müßige ERS-Management der Vorgänger, während Gelegenheitsfahrer in Einzelspielermodi ab sofort sogar einen separaten Modus in Anspruch nehmen dürfen, der die Zugänglichkeit spürbar erhöht und u.a. viele Aufgaben wie die Benzineinteilung oder die DRS-Aktivierung auf Wunsch automatisiert.
In den Trainings-Aufgaben befasst man sich u.a. mit dem optimalen Benzinverbrauch.
Dazu gesellen sich weitere Funktionen, die man im Lauf der Jahre kennen und lieben gelernt hat: Dazu gehören u.a. der Boxenfunk mit optionaler Sprachsteuerung, das Ausarbeiten einer Rennstrategie, die taktischen Anpassungen an der Motorleistung sowie Komfortfunktionen wie das Zwischenspeichern oder automatisch generierte Highlight-Videos. Schön auch, dass man das Sichtfeld auf allen Systemen anpassen und optionale Telemetrie-Hardware mit dem Spiel genutzt werden darf. Kurz gesagt: Codemasters hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter gesteigert und die Reihe steht auf einem enorm festen Fundament, von dem auch F1 2020 profitiert.
...und alte Schwächen
Die unrealistische Anfahrt zu den Boxenstopps und merkwürdige Strategien zählen immer noch zu den großen Schwachpunkten.
Gleichzeitig haben manche Kritikpunkte der Vergangenheit weiterhin Bestand: Die KI agiert trotz ihrer guten Kampflinie teilweise etwas zu übermotiviert, lässt sich gleichzeitig beim Start oder im Regen zu leicht übertölpeln, weil es sich staut. Das Straf- und Flaggensystem ist ebenfalls noch nicht ganz ausgereift und die automatisierte Anfahrt in die Boxengasse hat mit ihren abstrusen Brems- sowie Lenk-Manövern absolut nichts mit der Realität zu tun. Und auch bei der Strategie gibt es Defizite: So beordert das Team z.B. beide Fahrer gleichzeitig zum Reifenwechsel an die Box. Auf der Xbox One findet man im Gegensatz zu den anderen Plattformen außerdem schon wieder keine LAN-Unterstützung und auch VR ist bei den F1-Spielen ebenso kein Thema wie das zunehmend populärer CrossPlay. Traurig stimmt zudem die magere sowie fragwürdige Auswahl an Audionamen und das Fehlen eines Fahrer-Editors, der diesem Namen gerecht wird. So schön es auch ist, sich neben modernen F1-Boliden in historischen Rennwagen hinters Steuer klemmen zu dürfen, so halbherzig fällt erneut deren Implementierung aus. Abgesehen von ein paar Zeitfahr- und Überholherausforderungen oder Einzelrennen gibt es weder reale Szenarien von damals inklusive Nachtanken noch klassische Strecken. In Rennen muss man sich außerdem entweder auf ein Classic-Modell beschränken oder mit einem bunt gemischten Fahrzeugfeld verschiedener Epochen leben. Schließlich sind auch die Medien-Interviews immer noch nicht das Gelbe vom Ei, wirken künstlich aufgesetzt, repetitiv und lassen sich zu leicht durchschauen, um etwa den gewünschten Abteilungen einen Motivations-Boost zu verpassen.