A wie Australien
Aus der Heimat der Tennis-Legenden Margaret Court, Rod Laver und John Newcombe sowie (für die etwas Jüngeren) Ash Barty, Leyton Hewitt und Nick Kyrgios stammen alle aktuell relevanten Tennis-Videospiele. Seit aus dem Hause Sega und 2K keine frischen Filzball-Sims mehr kommen, müssen es die Kleinen richten. Das gelang ihnen in den letzten drei, vier Jahren mehr schlecht als recht:
Tennis World Tour 1 &
2 landeten bei uns unterhalb der 50%-Spielspaß-Marke, die beiden
AO Tennis-Episoden nur unwesentlich darüber. Drei dieser vier Titel wurden von den australischen Big Ant Studios programmiert – und auch das neue Matchpoint Tennis Championships stammt aus Down Under. Verantwortlich zeichnet das unabhängige Studio Torus Games, das schon seit 1994 Spiele entwickelt, darunter sehr viele Lizenztitel für eine junge Zielgruppe.
Sieht netter aus, ist aber nur bedingt praxistauglich: die nahe Kameraperspektive.
Zusammen mit dem deutschen Publisher Kalypso – vor allem bekannt durch seine
Tropico-Reihe – wurde jetzt eine neue Tennisspiel-Marke aus dem Boden gestampft: Matchpoint Tennis Championships verzichtet auf Grand-Slam-Turniere oder die ATP- und WTA-Lizenz, hat aber ein paar prominente Stars am Start: Nadal und Djokovic sind dabei, doch unter den 16 Original-Sportlern (11 Männer, 5 Damen) sind durchaus namhafte Profis. Darunter Muguruza, Keys oder Azarenka auf der einen, sowie Nishikori, Ruud, Alcaraz, Rublev oder Medwedew auf der anderen Seite. Damit sind bei den Herren von der aktuellen ATP-Top-10 erfreuliche vier Athleten verfügbar, bei den Damen sind es immerhin zwei aus den ersten 20 Plätzen der WTA-Rangliste. Nett, dass mit Haas und Henman auch zwei erfolgreiche Spieler der Vergangenheit auflaufen – das Preisschild von 5,99 Euro für dieses bereits erhältliche "Legends-DLC"-Paket ist aber unschön. Ähnlich unschön sind die virtuellen Athleten selbst: Während die Tenniscourts aus der typischen Spielperspektive noch das Prädikat "ordentlich" verdienen, wirken die Spieler in der Nahaufnahme grob und wenig lebensnah.
Was wird geboten?
Ein kurzer Schwenk übers Hauptmenü suggeriert, dass hier alles am Start ist, was ein Tennisspiel so braucht – schaut man jedoch genauer hin, werden erhebliche Versäumnisse sichtbar. Für ein "schnelles Match" zum Beispiel stehen nur drei verschiedene Beläge zur Verfügung, unterschiedlich aussehende Stadien gibt es aber nicht. Zwar dürfen Männer und Frauen gegeneinander ran, doch Doppel-Matches werdet ihr im Spiel nicht finden. Als Länge der schnellen Matches gibt es nur einen, drei oder fünf Sätze sowie die Option Super-Tie-Break (bis 10 Punkte) – eine wirklich fixe Runde mit zwei oder drei Gewinnspielen fehlt. Zudem wurde die Wahl der Schwierigkeit in die Optionen ausgelagert, im Menü für das schnelle Match fehlt sie. Immerhin bedeutet das auch, dass ihr während eines Matches einfach mal so die Schwierigkeit anpassen dürft; das ist praktisch.
The Punkt marks the spot: Eure Tennisprofi schlägt dorthin, wo ihr den Cursor platziert habt.
Online sind die Optionen noch spärlicher: Es gibt zwar Ranglisten-Matches, Spiele gegen Freunde sowie lockere Partien (mit Regions- und Cross-Play-Einstellungen), man darf aber weder den Belag wählen noch die Matchlänge bestimmen (fix ist: ein Satz). Obendrein sieht man in der Spieler-Auswahl keine Werte – man muss sich vom Menü der schnellen Matches also merken, wie die Stats für Aufschlag, Vorhand & Co. der einzelnen Sportler sind. Auf PS5 wurden ein paar meiner Online-Partien von Rucklern gestört, auf Xbox Series X blieb ich davon verschont. Willige Gegner waren stets innerhalb weniger Sekunden gefunden – in der Release-Woche ist das zwar nicht überraschend, aber leider nicht bei jedem Spiel aus der zweiten oder dritten Reihe selbstverständlich.