Masse im Rücken
Um das ausdrücklich voran zu schieben: Mit Masse allein kann man mich jagen. So schön es sein kann, mehr Zeit mit einem guten Spiel zu verbringen, so wenig empfinde ich "mehr Monster, mehr Gegenstände, mehr Missionen" als echte Verbesserung. Hätte die Erweiterung
XCOM: Enemy Within lediglich die Anzahl der Aufträge erhöht, ein paar Außerirdische und vielleicht zwei Schauplätze hinzugefügt, sie wäre heute kein erwähnenswertes Beispiel.
Doch Enemy Within erweiterte XCOM um etliche Kulissen, neue Forschungszweige, ein tieferes Eingreifen in die Charakterentwicklung. Weitere Missionen dienten nicht als Füllmaterial, sondern waren Teil neuer Handlungsstränge und forderten ein bis dahin unbekanntes Stellungsspiel. Zusätzliche Regler erlaubten wichtige Anpassungen und mit einem cleveren Kniff änderte Enemy Unknown sogar die grundlegende Spieldynamik – in einer einfachen Erweiterung!
Neue Waffen und neue Monster erweitern die Dämonenjagd.
Warum ich das hier erwähne? Weil Toukiden: Kiwami nichts davon hat – in einem zum Vollpreis verkauften Abenteuer.
Nahtlos fortgesetzt
Die belanglose Handlung wird zwar verlängert, wirkt aber nach wie vor seltsam losgelöst vom spielerischen Geschehen. Auch dass es jetzt mehr Dämonen sind, denen die Helden wieder und wieder und wieder begegnen – geschenkt. Ähnlich großen Wert haben neue Ausrüstung und ein hinzugekommenes Einsatzgebiet. Die über weite Strecken viel zu dröge Fantasy-Action gewinnt weder durch das eine noch das andere an Schwung.
Immerhin: Bestimmte Missionen erweitern das Abenteuer um Aufträge, die selbst gestandene Helden fordern. Einige beginnen dort, wo das ursprüngliche Spiel endete, andere tauchen schon früher auf. Sinnvoll auch, dass Neulinge die bekannte Geschichte von vorn beginnen, während Veteranen nach dem Importieren ihrer Spielstände dort weitermachen, wo sie
The Age of Demons verlassen haben.
Zum Schießen!
Ich will auch gar nicht unterschlagen, dass zwei gute Neuerungen das Spieldesign betreffen. Zum einen kann man den Begleitern, welche die Helden schon im Original tatkräftig unterstützt haben, jetzt Befehle erteilen. Sie bleiben dann in der Nähe der Dämonenjäger, konzentrieren sich aufs Angreifen, unterstützen vor allem den Slayer (deutsche Texte gibt es nach wie vor nicht) oder entscheiden selbst, wie sie ihren Kampf gestalten.
Zum anderen bereiten Held und Begleiter jetzt einen koordinierten Angriff vor, der vor allem gegen die mächtigen Bosse nützlich ist. Dafür müssen sie eine Zeitlang dasselbe Ziel attackieren oder sich auf andere Weise unterstützen. Neue Waffen vergrößern außerdem die taktische Bandbreite, was vor allem im Zusammenspiel mit menschlichen Partnern sinnvoll ist. Die neuen Gewehre richten über weite Entfernungen etwa gehörigen Schaden an – der Schütze muss allerdings manuell nachladen und für einen Schuss die richtige Stellung einnehmen.
Spielerisch ändert sich leider wenig. Grundlegende Probleme wurden kaum angefasst.
Viel Geld für fast nichts
Der Bau und das Verbessern von Ausrüstung wirkt dagegen noch immer wie ein animierter Klick. Daran ändern kleine Änderungen beim Beschaffen der notwendigen Materialien nichts. Von der Feldwirtschaft und anderer Rohstoffbeschaffung des erklärten Vorbilds
Monster Hunter ist das schnöde Hinlaufen-und-Abholen jedenfalls weit entfernt.
Auch dass es von Kiwami neben einer Vita-Fassung die hier besprochene PlayStation-4-Variante gibt, hilft dem Spiel nicht. Immerhin ähnelt die Handheld-Umsetzung trotz schärferer Texturen und gerader Kanten bestenfalls einem PS3-Titel. Die auf Vita ausgesprochen imposanten Bosskämpfe verlieren dadurch sogar an Reiz; lediglich aufgrund ihres abwechslungsreichen Verlaufs markieren sie auch auf PlayStation 4 die Höhepunkte des Abenteuers. Und vielleicht würde die sichtbare Herkunft der Grafik weniger schwer wiegen, dürften die Helden endlich eine zusammenhängende Welt erkunden. Stattdessen flitzen sie über Ladepausen weiterhin durch winzige Areale. Von einer glaubwürdigen Fauna fange ich erst gar nicht an.
Zum Test des ursprünglichen Spiels geht es übrigens
hier entlang. An dessen Einschätzung hat sich durch Kiwami nichts geändert. Die Erw... Verzeihung: Vollpreis-Fortsetzung verdient sich lediglich ein zusätzliches Prädikat: "Viel Geld für fast nichts".