Idyllischer Einstieg
Das Äußere ist wie ein Versprechen - auch bei Spielverpackungen: Ein junger Ritter schaut mich entschlossen an, während im Hintergrund fleißige Bauern an seiner Festung schuften. Ich klappe die edle Box auf, tauche mit einem Panorama-Artwork ab in eine tosende Schlacht samt Rammbock, Pfeilgewitter und Schwertgeklirr. Und was zeigt mir die Rückseite? Eine brennende Fahne, unter der ein grimmiger Doppelaxtkrieger posiert. Über ihm weht das Motto von Stronghold 2:
Verteidige, |
Das herrlich animierte Menü sorgt noch für mittelalterliche Euphorie. |
was du erschaffen hast! Erlebe die ultimative Burgensimulation…
…würde ich ja gerne! Aber ich hab sie nicht gefunden. Dabei hab ich überall gesucht: In der friedlichen und der kriegerischen Kampagne samt Story, beim freien Bauen, im Königsmacher- und im Belagerungs-Modus. Die Vorspeise ist noch so delikat: Die schöne Aufmachung, das farbige Handbuch, das Wissen.de-Special, die beiliegende Update-CD, die hervorragenden deutschen Sprecher und dieses herrlich animierte Hauptmenü, in dem mir das schwarze Haar eines schwer gepanzerten Kriegers entgegen weht - all das hat mich zum Suchen animiert. Aber wo ist bitteschön die ultimative Simulation? Wo ist der spektakuläre Spielspaß?
Freude für Auge und Ohr
Stronghold 2 hat mich akustisch begeistert, optisch befriedigt, aber spielerisch enttäuscht - nicht beim Aufbau, aber im Kampf. Zunächst das Erfreuliche: Die Stimmen der Erzähler und die Kommentare der Dörfler sind so lebendig, so markant, dass man sie auch für ein historisches Hörspiel verwenden könnte: Wenn "Philipp Bocksbeutler" über die Steuern meckert oder "Frederik Bierheber" über den monotonen Fraß lästert, kommt derb-witzige Stimmung auf. Die Story kann in beiden Kampagnen zwar nicht begeistern, aber mit bösen Intrigen und Überraschungen aufwarten. Dazu gibt's liebliche Melodien, die umgehend für ausgelassene Troubadour-Laune sorgen. Ihr könnt sogar das Burgfräulein im Bergfried tanzen lassen.
Auch das Auge schwimmt auf den ersten Blick in einer Idylle: Man baut seine Vorratskammer, seinen Kornspeicher und all die Holzfäller- und Jägerhütten in einer sehr lebendigen Landschaft, die von schroffen Felsen und sanften Wiesen durchzogen wird. Plötzlicher Vogelflug, aufgescheuchtes Wild und eine tosende Brandung mit wellenbewegten Fluten laden zum freien Drehen und Zoomen ein. Alles sehr ansehnlich, auch wenn die Figurenbewegungen hier und da etwas steif wirken, manche Tiere selbst bei Beschuss nicht flüchten oder angreifen und fast alle Figuren ohne Kollisionsabfrage durch Mauern laufen - das ist im aktuellen
Die Siedler: Das Erbe der Könige (Wertung: 75%) alles einen Tick schöner. Trotzdem: die Kulisse stimmt, die Welt ist einladend.