Es ist um die fünf Jahre her, da spielte ich ein eigentümliches Spiel am PC. Es dauerte zwei Stunden, es zu installieren, ich bekam eine Tonne DRM auf meine Festplatte gebrannt, und mein erster Schritt bestand darin, die Grafikoptionen auf das absolute Minimum zu reduzieren, obgleich mein Computer es mühelos hätte stemmen müssen. Entsprechend mies war das ganze schon optisch.


Das Spiel, für seine Handlung hochgelobt, versetze mich in die Rolle eines Mannes, der in den folgenden Stunden systematisch nach einem Idioten suchte, der sich seine Dienste zu eigen machte. Nach einer relativ interessanten Tutorialphase reduzierte sich das Spiel dann auch darauf, dass ich nach dem Anschauen einer Cutscene bis zu zehn Minuten durch die Stadt fuhr, um an einem möglichst weit entfernten Ort aus zu vernachlässigenden Gründen Dutzende Menschen umzubringen.

Nach fünf Stunden und mittelrweile regelmäßigen Abstürzen war meine Motivation erschöpft, und ein Blick auf die Statistiken zeigte mir auch, warum: Ich hatte um die 400 Menschen getötet, fuhr aber immer noch ein geklautes Auto, hatte ein verlaustes Appartment, meine Freundin hatte sich als Polizeispitzel herausgestellt, und regelmäßig riefen mich Leute an, mit denen ich nichts zu tun haben wollte, weil sie sich keusch verhültte Stripperinnen ansehen wollten. Und ich war auf dem Weg zu einem weiteren grotesk nervigen Auftraggeber, um nach dem Anschauen einer Cutscene wieder einmal eine halbe Stunde durch Liberty City zu fahren und dann dort Menschen umzubringen, ich hatte sogar schon vergessen, warum eigentlich.

Die ungeheuer tiefgreifende Geschichte bekam man etwa alle hundert Leichen serviert mit kurzem, aufgetragenem Gestotter über den Balkankrieg, der zudem offensichtlich nicht recherchiert wurde.

Und ja, ich rede von GTA 4, seinerzeit im Schnitt mit 92 Prozent bewertet.

Und Saints Row IV?

Bei Saints Row IV ist das alles nicht so. Also mindestens einen Punkt besser.