Kommentar

hundertprozent subjektiv

KW 51
Donnerstag, 21.12.2006

Quo vadis Adventure?


Am Ende des Jahres ist es Zeit, das Vergangene zu resümieren und einen Ausblick auf die Zukunft zu werfen. Das gilt natürlich auch für das Genre der Adventures, das 2006 wieder besonders viele Exemplare hervorbrachte.

Allein das ist freilich noch kein Grund zu jubeln, auch wenn erstaunlich viele deutsche Abenteuer wie Geheimakte: Tunguska, Undercover oder Ankh - Herz des Osiris darunter waren. Schon eher ein Grund zur Freude ist, dass das Niveau der Produktionen ganz allgemein gestiegen zu sein scheint. Seelenlose Render-Adventures zumeist "made in France", die nicht mehr sind als eine streng lineare Aneinanderreihung von Rätseleien, waren Gott sei Dank die Ausnahme.

Ganz auszurotten sind sie wohl nicht, wie zuletzt erst wieder Atlantis: Das heilige Vermächtnis zeigte. Irgendjemand scheint die interaktiven Rätselheftchen nach wie vor zu kaufen, sonst würde es sie nicht geben. Erfreulich war der hohe Grad an Rätselspaß, der in Tunguska sicher seinen Höhepunkt fand und mit Runaway 2 leider etwas übers Ziel hinaus schoss. Ein paar Geheimtipps waren auch darunter -dieses Mal zum Fürchten- wie Scratches oder Barrow Hill.

Vielfach fehlte es allerdings insgesamt an der erzählerischen Tiefe und an glaubwürdigen Charakteren - hier überzeugte eigentlich nur The Longest Journey: Dreamfall. Aber ansonsten? Die Akteure waren oft genug billige Abziehbildchen, die lediglich zur Dekoration in der Gegend herumstanden. Insbesondere die Fortsetzung von Sherlock Holmes enttäuschte, denn sie erreichte nicht das Niveau des Vorgängers.

So sind es die interessanten Geschichten, die uns hoffentlich auch im nächsten Jahr fesseln. Oberflächlich betrachtet hören sich Reprobates (Black Mirror-Macher), Overclocked (House of Tales) und Gray Matter (Jane Jensen) nicht schlecht an. Die Storys klingen erstaunlich erwachsen: Es geht um die großen Themen Tod, Gewalt und Realitätsverlust. Erwachsene Abenteuer wie Fahrenheit könnten ein Trend für die Zukunft sein. Quantic Dream scheint hier ein Quell der Innovation zu sein: Heavy Rain, von dem es bislang nur die vielbeachtete Charakterstudie gibt, macht bereits richtig neugierig aufs übernächste Jahr.

Bleibt zu hoffen, dass nicht wie bei Dreamfall die Puzzles sträflich vernachlässigt werden. Für die Humor-Fraktion gibt es A Vampyre Story, Jack Keane von den Ankh-Machern und schon zu Beginn des Jahres Simon the Sorcerer IV. Nicht zu vergessen die nächste skurrile Episode von Sam & Max.

Ich freu mich auf das Rätseln im Jahr 2007!


Bodo Naser
4P|Redakteur

 

Kommentare

EvilNobody schrieb am
Da muss ich gleich mal sagen dass Runaway 2 auch ziemlich verbuggt ist. Ich verstehe echt nicht, wie das bei solch linearen und "einfach" aufgebauten Spielen passieren kann. Es gibt am Ende einen reproduzierbaren Bug, Soundprobleme, fehlerhafte Übersetzungen usw. Am Ende war ich doch ein wenig enttäuscht von dem Spiel, obwohl es eines der besten Adventures des Jahres war.
Serious Kano schrieb am
Also mein Favourit der Adventures ist und bleibt die Monkey Island-Reihe.
So viel Witz und Charme hat mir bis jetzt kein anderes Adventure geboten.
Wobei der letzte Teil doch ein wenig bizarr war.
Gut fand ich auch Runaway, da hab ich Ewigkeiten davor gesessen, ich muss mir demnächst den zweiten Teil besorgen.
Fahrenheit war absolut filmreif inszeniert, wenn das Spiel auch viel zu kurz war, weil es abgesehen von den Schleichpassagen, die irgendwie aufgesetzt gewirkt haben, keine zeitaufwendigen Momente gab. Dafür hab ich die einzelnen Szenen immer mehrmals gespielt, um alle möglichen Ausgänge herausfinden. Von dem Typ Adventure hätte ich gerne mehr, speziell Overclocked hört sich sehr interessant an. The Moment of Silence war ein sehr gutes Spiel, wenn auch recht verbuggt, was wohl bei so ziemlich jedem deutschen Spiel der Fall ist.
Frohe Weihnachten nachträglich @all und einen guten Rutsch.
rezman schrieb am
Die Richtig guten Adventures sind leider mit Gramfandingo untergegangen. Danach hab ich keins mehr anespielt was mich wirklich gefesselt hatte.. Obwohl könnte auch Floyd gewesen sein welches ich zu letzt gespielt habe..
In diesem sinne Grüße Bürger für den ders versteht :)
4P|Bodo schrieb am
Hi EvilNobody,
ich sag ja nicht, dass alle Adventures wie Rätselhefte sind, sondern nur eine ganz bestimmte Machart. Ich kann eben Adventures nicht leiden, die eine bloße Aneinanderung von Puzzles ohne gescheite Story, Charaktere und Dialoge sind.
In diesem Sinne,
4P|Bodo
EvilNobody schrieb am
Ja, die Adventures sind wieder im Kommen, aber die Klasse der alten Lucas Arts-Titel erreichen sie nie. Das letzte phantastische Adventure war The longest Journey, Dreamfall fand ich persönlich nicht so gut. Runaway 2 und Tunguska sind in diesem Jahr meine Favoriten.
Sag mal Bodo, warum sind Adventures denn "interaktive Rätselheftchen"? Das hört sich so herablassend an... :wink:
schrieb am