Die Anti-Defamation League (ADL) hat die Ergebnisse einer Studie (via
Kotaku) veröffentlicht, in der Beleidigungen, Trolling, Bedrohungen, Diskriminierung und anderes toxisches Verhalten von Spielern in Online-Spielen untersucht wurden. Im April 2019 wurden über 1.000 Menschen befragt, die Online-Spiele nutzen. Auch die Moderation dieser Spiele/Plattformen wurde untersucht und von der ADL weitgehend als "mangelhaft" eingestuft. Die Anti-Defamation League ist eine US-amerikanische Organisation (NGO), die gegen die Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt.
Ein Ergebnis der Studie lautet, dass 74 Prozent der befragten Erwachsenen, die Online-Spiele spielen, mindestens einmal eine Form der Belästigung erlebt haben. 65 Prozent der befragten Spieler erlebten "schwere Belästigungen", zu denen auch "physische Bedrohungen, Stalking und anhaltende Belästigungen" gehören. 29 Prozent gaben an, dass sie bereits ein Doxing-Opfer waren, also dass persönliche Daten von ihnen zusammengetragen und von Fremden veröffentlicht wurden.
Etwa ein Drittel der LGBTQ-Spieler (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Queer) glaubten, dass sie wegen ihrer sexuellen Orientierung belästigt wurden. Ein Drittel der befragten Schwarzen oder Afroamerikaner sowie ein Viertel der Lateinamerikaner und Asiaten gaben an, dass sie denken würden, dass sie wegen ihrer ethnischen Zugehörigkeit belästigt wurden. Die am meisten belästigte demographische Gruppe waren Frauen - mit fast 40 Prozent, die Belästigungen aufgrund ihres Geschlechts gemeldet haben; sehr wahrscheinlich weil die Stimmen von Frauen in Sprachchats schnell erkennbar sind.
Auch die Prävalenz von Reden mit extremistischen Tendenzen oder in Bezug auf die Überlegenheit von Weißen wurden von der Studie erfasst. "Fast ein Viertel der Online-Multiplayer-Spieler (23%) wurden eingeladen, über die Überlegenheit der Weißen und die Unterlegenheit der Nicht-Weißen und/oder die weiße Identität/ein Zuhause für die weiße Rasse zu diskutieren", zitiert
Kotaku aus der Studie. Dieses Ergebnis soll nicht unbedingt bedeuten, dass die Spieler dort für entsprechende Organisationen rekrutiert wurden, sondern vielmehr diese hasserfüllte Ideologie in einigen Subkulturen normalisiert, also zur Normalität, werden kann.
Der festgestellte Grad der Belästigung in (sozialen) Spiele-Bereichen ist aber nicht in allen Spielen gleich verteilt. Die meisten "toxischen" Erlebnisse wurden in Dota 2, Counter-Strike: Globale Offensive, Overwatch, PlayerUnknown's Battlegrounds und League of Legends festgestellt. Dota 2 wurde von den meisten Befragten als das Spiel genannt, das sie aufgrund des unhöflichen Verhaltens anderer Spieler endgültig beendet hätten.
80 Prozent der befragten Online-Spieler gaben ebenfalls an, irgendwann in einem Spiel positive, soziale Interaktionen erlebt zu haben. Als Beispiele wurden World of WarCraft, Minecraft und NBA 2K erwähnt. Bei League of Legends lag dieser Wert lediglich bei 37 Prozent.
35 Prozent der Befragten gaben übrigens an, schon selbst solch ein "schlechtes Verhalten" an den Tag gelegt zu haben - zum Beispiel Trolling oder die Verwendung beleidigender Begriffe.
Die Anti-Defamation League ist außerdem der Ansicht, dass die Richtlinien der Spiele-Hersteller in dem Kontext nicht mehr zeitgemäß seien. Sie hätten sich die Nutzungsbestimmungen von Fortnite und League of Legends durchgelesen und sind der Meinung, dass sie wie eine "Kopie" der Richtlinien von sozialen Medien aus dem Jahr 2006 wirken würden. Zudem hoben sie hervor, dass unmoderierte und unkontrollierte Chat-Räume (wie zum Beispiel 4chan und 8chan) früher oder später "toxisch" werden. Dabei sei es egal, ob mit Text oder via Sprache kommuniziert werde. Auch Altersfreigabe und Jugendschutz werden in dem Bericht stark kritisiert.
Die Studie (ADL/Newzoo 2019 Online Game Survey) könnt ihr
hier nachlesen - inkl. Angaben über Methodik und Grundgesamtheit.
Kotaku hat ebenfalls ausführlichen aus der Studie berichtet und noch einige Statements von den Autoren erhalten.