Neue Liebe, alter Hass
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Black Knight Sword: Hammerharte Retro-Mechanik gepaart mit außergewöhnlichem audiovisuellen Design.
Titel von Suda 51 sind sperrig: Killer 7, No More Heroes, Shadows of the Damned, Lollipop Chainsaw. Sowohl hinsichtlich des Artdesigns als auch inhaltlich spalten seine häufig mit überbordender Gewalt sowie pubertärem Humor angereicherten Kreationen. Und sie enthalten immer wieder Anspielungen auf einschlägige Retro-Spiele oder gar komplette daran angelehnte Abschnitte. Die logische Konsequenz dieser Zuneigung war die Bullet Hell-Variante Sine Mora, die von Sudas Schmiede Grashopper Manufacture zuerst auf Xbox 360 veröffentlicht wurde, mittlerweile aber auch auf dem PC sowie der PlayStation 3 eine Heimat gefunden hat. Black Knight Sword (BKS) schlägt ebenfalls in diese Kerbe: Mechanisch den Capcom-Klassikern Ghosts‘n Goblins oder MegaMan ähnelnd, steuert man hier einen mit einem mächtigen Schwert ausgestatteten Ritter durch seitlich scrollene 2D-Levels, bekämpft (auch mit Magie) allerlei Gegner und bewältigt mitunter haarige Sprungpassagen.
Und analog zu den genannten Retro-Perlen liegt der Schwierigkeitsgrad nach zaghaftem Beginn bereits auf "Normal" spätestens mit dem dritten Level jenseits von Gut und Böse. Vielleicht liegt es daran, dass Suda die Dauer des Abenteuers des schwarzen Ritters kompensieren muss – nach fünf Abschnitten findet die Action ein für mein Empfinden überstürztes Ende. Doch das Anforderungsniveau, das häufig sauber getimte Angriffe mit akkuratem Ausweichen oder waghalsigen Jump & Run-Sequenzen verbindet, steigt enorm an und hat bei mir mitunter zu Frust geführt - selbstverständlich positivem. Allerdings habe ich mir selbst häufiger mit einem leisen "Arghs. Verdammt!" und einem angedeuteten Wurf des Gamepads bewiesen, dass ich reifer geworden bin. Vor zehn Jahren hätte ich lauthals geflucht und es nicht bei einem angedeuteten Wurf belassen.
Papier-Ritter
Suda 51 lebt mit Black Knight Sword seine Vorlieben für Retro-Spiele und ungewöhnliches Design aus.
Der Reiz von Black Knight Sword liegt auch weniger in der Mechanik. Wenn es nur danach ginge, könnte man sich in der Tat auch mit den Perlen vergangener Videospielzeiten beschäftigen. Im Wesentlichen bewegt sich Suda hier keinen Schritt nach vorne - auch wenn man mit Magie, kleinen Schalterrätseln hier und da und einem hammerharten finalen Boss in zig Stufen etwas mehr bietet als das typische Retro-Jump&Attack. Es ist vielmehr das Artdesign, das mich immer wieder zu Black Knight Sword gezogen hat: Inszeniert als Theaterstück samt dramatischem Erzähler (der auch auf Deutsch einen ordentlichen Job macht) und mitunter absurder akustischer Untermalung sowie abstrakten Melodien übertrifft sich Suda-San als künstlerischer Visonär. Statt aufwändiger Polygonfiguren werden mit nur wenigen Phasen, aber dennoch effektiv animierte Papierfiguren, auf denen man noch die Zeichenstriche erkennen kann, als Darsteller eingesetzt.
Gleiches gilt für die Kulissen, die immer wieder von Geisterhand gewechselt werden, während man zuschaut. Wälder verwandeln sich in Innenräume, die wiederum von einer gezeichneten Kanalisation abgelöst werden, nur um schließlich zur Route 66 zu werden, bevor die Reise in eine Art kubistischen Albtraum geht. Dagegen sind die Mikrowellen-Geräte als Kisten, die man zerstören muss, um schlagende Herzen (als Upgrade-Währung) oder Gesundheitspacks zu erhalten, geradezu normal. Das gilt für das sprechende Auge mit sechs Mündern als Händler für die Upgrades eher weniger. Die audiovisuelle Umsetzung verströmt eine eigentümlich düstere Atmosphäre und erinnert mich immer wieder an die Zeichentrick-Werke von Monty Python: Absurd, verstörend, mitunter witzig. Leider ist man inhaltlich deutlich weniger kreativ.