Im Test:
Der Funke und die Fantasie
"Jede große Idee beginnt mit einem Funken Fantasie. Mit etwas Zeit, Hingabe und Sinn für Abenteuer kann sie wachsen. Sie beginnt zu leben und zu strahlen. Bis aus Fantasie Realität wird. Die Fantasie kann einen überall hin bringen, man muss nur den ersten Schritt tun."
Mit diesen Worten, untermalt von einer ruhigen, aber unverkennbar von Disney geprägten Orchestermusik, beginnt Disney Infinity - und das sehr stimmungsvoll. Man steuert den Funken, der nach und nach ein leeres All zu einer bunten Disney-Welt macht, in der man Jack Skellington, Ralph, Woody, Buzz Lightyear, Captain Jack Sparrow und vielen anderen begegnet. Und ganz nebenbei erlernt man die Grundlagen der Steuerung, bis man schließlich als Finale des Einstiegs das aus den Intros der Filme bekannte Schloss sieht - eine klasse Idee, die mit einem enormen Wiedererkennungswert Sympathiepunkte sammelt.
Starterset mit drei Figuren und drei Abenteuer-Welten: ca. 70 Euro
Einzelfiguren: ca. 10 - 12 Euro
Playsets mit zwei Figuren und einer neuen Abenteuer-Welt: ca. 30 Euro
Power-Up-Münzen (Zweierpack): ca. 6 Euro
Bislang verfügbare Welten:
Die Monster Universität (Starterset)
Fluch der Karibik (Starterset)
Die Unglaublichen (Starterset)
Zum Start erhältliche Welten:
Cars
Lone Ranger
Geplante Welten (u.a.):
Toy Story
Ralph Reichts
Phineas und Ferb
Sämtliche Welten und Charakter-Daten sind bereits auf Disc enthalten und werden durch die Figuren und Playsets freigeschaltet. Ich muss zugeben: Obwohl Disney Infinity (DI) eigentlich der Trittbrettfahrer ist, der das Erfolgsmodell von Activisions Skylandern nachzunahmen versucht, fühle ich mich spontan mehr zu diesem Projekt hingezogen. Mein Herz schlägt schon seit meiner Kindheit für die Animationsfilme der Disney-Studios - eine Faszination, die bis heute Bestand hat. Durch den Bekanntheitsgrad der Welten und das für meinen Geschmack schickere Aussehen der Figuren, sammelt Infinity hier weitere Pluspunkte. Doch das ist nicht alles: Denn neben dem eigentlichen "Spiel" bekommt man hier mit der so genannten "Toy Box" (Spielzeugkiste) einen potenten Editor, in dem man seine eigenen Welten erstellen und manipulieren darf. Und dass das Entwicklerteam von Avalanche mit solchen Spiel- und Motivationszeit verlängernden Elementen Erfahrung hat, wurde zuletzt mit dem Spiel zu Toy Story 3 unter Beweis gestellt. Dort gab es ebenfalls eine Zweiteilung zwischen "Spiel" und Spielkiste, bei der man die Umgebung verändern und damit neue Missionen freischalten konnte.
Das Preismodell
Nachdem Activision vorgemacht hat, wie man in virtuellen Welten zum Leben erweckte Sammelfiguren zu Geld machen kann, ist es nicht verwunderlich, dass sich Disney Interactive mit einem frappierend ähnlichen Konzept zu neuen Umsatzhöhen aufschwingen möchte. Bedeutet dies im Gegenzug, dass man wie bei Skylanders bestimmte Bereiche nur mit bestimmten Figuren betreten darf? Und wie funktioniert der Einbau neuer Welten? Wie sieht es überhaupt mit den Preisen aus?
Nun, im Starterpack (das ca. 70 Euro kostet) finden sich neben drei Figuren (Sully, Mr. Incredible, Jack Sparrow) und der „Toy Box“ der Zugriff auf drei so genannte „Abenteuerwelten“, in diesem Fall Die Unglaublichen, Die Monster Universität und Fluch der Karibik. Jedes dieser Abenteuer dauert in etwa viereinhalb bis sechs Stunden. Will man alles sammeln, was die Welten hergeben, kann man nochmals ein bis drei Stunden aufrechnen. Macht in etwa 15 bis knapp über 20 Stunden, die man mit den Abenteuern verbringen kann – plus natürlich die Zeit, die man in der Spielzeugtruhe mit der eigenen Welt verbringt.
Die Add-ons und die Power-ups
Weiterhin gibt es "Tresore", die nur von diesem Charakter geöffnet werden können und die zusätzliche Bauteile beinhalten, die man wiederum in der Toy Box verwenden kann. Wer alle Figuren eines Playsets sein Eigen nennt, kann einen Supertresor öffnen, in dem sich viele und aufwändige Preise verbergen. Im Fall von Die Unglaublichen ist dies jedoch eine Extrausgabe von gut 40 Euro. Ich habe hier weniger Probleme als seinerzeit beim ersten Abenteuer von Activisions Sammelfiguren, bei der die zum Kauf neuer Charaktere anreizenden Einschränkungen größer waren als nötig.
Viel Spiel, viel Variation
Doch wie sieht es mit dem eigentlichen Spiel aus? Das gestaltet sich, je nach ausgesuchtem Abenteuer abwechslungsreich, wobei alle eine gesunde Mischung aus Erforschung der offenen Welten sowie speziell auf das jeweilige Universum abgestimmten Sonderaufgaben bieten. Während in der Monster Universität eher harmlose Aktivitäten und Schleichen auf dem Programm stehen, geht es bei den Unglaublichen handfest zur Sache: Man findet kaum eine Mission, bei der man nicht in einfach zu kontrollierenden Gefechten gegen immer größere Schergen von Syndrom antreten muss. In Fluch der Karibik wiederum findet man sich zusätzlich zum Kampf auch häufig auf hoher See segelnd wieder, so dass beinahe der Hauch eines kindgerechten Assassin's Creed 4 aufkommt. Und so hüpft, kämpft und erforscht sich durch die angenehm großen Areale, erledigt Missionen oder Herausforderungen und sammelt dabei rote bzw. grüne Kapseln, die wiederum neue Bauteile für die Toy Box und/oder die Spielwelt bereithalten. Denn wie schon in der Toy Box von Toy Story 3 darf man in einem überschaubaren Rahmen für Spielwährung neue Inhalte freischalten, die wiederum neue Missionen öffnen. So entsteht ein unterhaltsamer Kreislauf, der auch durch das zeitlos comichafte Artdesign und die Musikuntermalung am Leben gehalten wird, die sich an den Melodien der Filme orientiert oder sie direkt kopiert.
Die Spielzeugtruhe
Angesichts des selbst für Anfänger höchst moderaten Schwierigkeitsgrades ist ausgerechnet die Toy Box ein nicht ganz so einfach zu bedienender Selbstbau-Themenpark. Mit hunderten möglichen Bauteilen (je mehr Playsets und Figuren man hat, desto mehr Optionen hat man) sowie zahlreichen Modifikationen, die auch per Power-Disc freigeschaltet werden, ist der Fantasie kaum eine Grenze gesetzt. Das gilt übrigens auch räumlich. Denn man kann nicht nur in der Horizontalen (an-)bauen, was das Zeug hält, sondern vor allem auch nach oben. Mit rudimentär akkurater Physik, Schaltern, die mit Aktionen in Verbindung gesetzt werden können und zahlreichen anderen Hilfsmitteln kann man sich hier seine eigenen kleinen oder großen Spielwelten bauen. Rennen, Geschicklichkeitsspiele, Sprung-Herausforderungen: Vieles ist möglich.
Die Crux: Die Kleinen, für die die Abenteuer relativ leicht scheinen, werden ohne die Hilfe der Eltern bzw. der älteren Geschwister so schnell auf keinen grünen Kreativzweig kommen. Zu hakelig ist die Steuerung, zu vielfältig die Möglichkeiten, die sich in der Spielzeugkiste ergeben. Zwar gibt es Tutorials, die in die Grundlagen einführen – danach wird man allein gelassen. Sinnvoller wäre es gewesen, eine Toy-Box-Kampagne anzubieten, die über die Basisfähigkeiten hinausgeht, so dass der kreative Funke, der im Einstieg so treffend zitiert wird, auf die jungen Weltenerbauer überspringt. Immerhin gibt es für jede Figur, die man hat, auch in der Toy Box eine eigene Herausforderungen sowie eine stattliche Anzahl bestehender Minispiele. Natürlich kann man seine Weltkreationen mit Freunden teilen oder sie in die eigene Spieltzeugkiste einladen. Zusätzlich gibt es von Disney freigegebene bzw. erstellte Welten zum Download, so dass man einen zusätzlichen Eindruck von dem bekommt, was möglich ist - bzw. was man nicht in Angriff nehmen sollte.
Technische Einschränkungen
Einzig bei den mitgelieferten Sprachen gibt es noch leichte Unterschiede: In der 360-Version muss man auf englischen Ton oder Texte verzichten. Das ist zwar ärgerlich, kann man jedoch verschmerzen, denn die deutschen Stimmen sind richtig gut. Viele der bekannten Synchronsprecher wurden zudem hinter das Infinity-Mikrofon gestellt, was in der englischen Fassung nur selten der Fall zu sein scheint, so dass die hiesige Sprachausgabe authentischer wirkt.
Fazit
Natürlich ist das Konzept der zu virtuellem Leben erweckten Sammelfiguren nicht neu. Und auch wenn Disney Infinity nicht ganz so restriktiv mit den innerhalb des Startersets zur Verfügung stehenden Möglichkeiten umgeht wie seinerzeit Skylanders, hat man nicht das komplett uneingeschränkte Vergnügen zur Verfügung. Will man z.B. offline zu zweit in den Abenteuern antreten, sind Zusatzanschaffungen nötig. Doch letztlich bekommt man bereits mit dem Einstiegspaket ein abwechslungsreiches, wenngleich selbst für Kinder viel zu leicht zu bewältigendes Spielerlebnis in drei thematisch sowie mechanisch unterschiedlichen Welten mit je etwa vier bis sechs Stunden Unterhaltung. Die bislang angebotenen zusätzlichen Playsets pendeln sich ebenfalls auf diesem Niveau ein und schalten darüber hinaus weitere Bausteine für die Toy Box frei. Hier haben kreative Nachwuchsspieler haufenweise Möglichkeiten, ihre Disney-Fantasien auszuleben. Insofern die steile Lernkurve mit den gerade mal nötigsten Tutorials nicht für Frust bei den jungen Weltenbauern führt. Unter dem Strich fühle ich mich mit der gelungenen Mixtur aus klassischen Spielmechaniken in den offenen Welten sowie dem umfangreichen Editor von Disney Infinity wohler als in den bislang linearen Abenteuern der Skylands.
Pro
Kontra
Wertung
360
Die Mischung aus Sammelfiguren, potentem Editor, offenen Spielwelten mit abwechslungsreichen Aufgaben sowie viel Disney-Flair geht auf - trotz Detailschwächen und mitunter maroder Kameraführung.
PlayStation3
Dank des potenten, aber nicht immer leicht zu bedienenden Editors ist Infinity mehr als nur ein Skylanders-Verschnitt mit offenen Welten und Disney-Figuren.
Wii_U
Dank des potenten, aber nicht immer leicht zu bedienenden Editors ist Infinity mehr als nur ein Skylanders-Verschnitt mit offenen Welten und Disney-Figuren. Leider wird das GamePad nicht optimal in der Toy Box genutzt.
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