FIFA 0701.11.2006, Jörg Luibl
FIFA 07

Im Test:

Electronic Arts hat die hauseigene FIFA-Serie für die Xbox 360 einer Generalüberholung unterzogen. Im Zentrum steht eine komplett überarbeitete Physik, die Ball und Spieler getrennt voneinander berechnet. Producer Hugues Ricour und sein Team wollen euch ein frisches Spielgefühl präsentieren und damit den Abstand zu Pro Evolution Soccer verkürzen. Neue Technik, neues Fußballerlebnis?

EA wacht auf

Der Ball ist rund - auch bei FIFA. Aber die Welt ist ungerecht: Bei Pro Evolution Soccer ist er immer irgendwie runder, fühlt sich einfach besser an. Egal was die Entwickler von Electronic Arts an innovativen Features wie First Touch oder dreisten Nachahmungen vorbrachten: Bisher

Der Franzose Hugues Ricour ist der neue Producer von FIFA 07 (ab 4,29€ bei kaufen) für die Next-Gen-Systeme. Er ist Fan von Bordeaux und selbst leidenschaftlicher Kicker bei seinem lokalen Team in Vancouver. Mehr dazu im Interview!
kam man einfach nicht an die Faszination des japanischen Kicks ran. In Sachen Lizenzen, Fankulisse und Präsentation war man hellwach, aber man hatte eine wichtige technische Kleinigkeit verschlafen: die Trennung von Ball und Körper. EA spricht zwar von einer "Revolution", aber ganz so umwälzend ist neu die Technik nicht. Die Japaner nutzen das seit Jahren erfolgreich, um ein möglichst authentisches Spiel zu simulieren.

Und genau das will EA auch: keinen Arcade-Kick, sondern eine reife Simulation. Eines muss man dem kanadischen Team lassen: Es beißt, es zeigt Ausdauer und will den Platz des ewigen Zweiten endlich verlassen. Bisher wurde der Ball in FIFA quasi in die Animation des Spielers geklebt. Das führte dazu, dass er wie ein Magnet am Fuß klebte - alles wirkte zu glatt, zu künstlich. Damit ist auf der Xbox 360 Schluss, denn erstmals werden das runde Leder und der 

Gerade beim Abschluss vermisst man einen gewissen Pepp. Es fehlen wirklich wuchtige Schussanimationen.
virtuelle Fußballer als getrennte phyikalische Körper berechnet. Das Resultat: Man hat jetzt mehr unberechenbare Situation, der Ball verspringt öfter, prallt nachvollziehbarer ab, ist in seiner Kontrolle nicht mehr so sicher.

Auch die Körperkollision wird ist jetzt glaubwürdiger, denn Spieler prallen regelrecht voneinader ab - das sieht gut aus, auch wenn es manchmal noch etwas eckig und wiederholungsanfällig wirkt. Die Ballphysik wurde ebenfalls verbessert: Das Leder fühlt sich schwerer an als in den Vorgängern, hoppelt unkontrollierter. Vor allem beim Kurzpass, beim Stoppen, bei der elegant anzuschauenden Brustannahme oder dem Kopfball bemerkt man deutliche Fortschritte, die den Weg in die Zukunft weisen. Vor allem die Tatsache, dass jetzt auch die Höhe bei der Ballannahme eine Rolle spielt, führt zu einer neuen Vielfalt, die überaus ansehnlich ist. In diesen Szenen, im Kleinklein und beim ersten Kontakt macht FIFA 07 richtig Spaß, weil es jetzt einfach echter aussieht.

Noch ist nicht alles perfekt

Dieser neue Realismus bringt allerdings auch ganz neue skurrile Szenen mit sich: Der eigene Torwart rennt nach einer Ecke z.B. mit dem Ball zum Abschlag, hat ihn noch in den Händen, kollidiert mit einem Gegenspieler, der ihm den Ball automatisch abnimmt und einnetzt - er hätte ihn intuitiv schützen müssen. Und wenn man den langen Flachpass spielt, vergisst der erste Spieler meist aus dem Weg zu gehen - sprich: Der Ball prallt manchmal am ersten ab, kommt nicht beim zweiten

Die neue Ballphysik macht Hoffnung für zukünftige Titel. Aber die Dribblings lassen sich nur wenig intuitiv durchführen.
an. In PES6 bewegt sich der erste Spieler automatisch zurück, um das Leder vorbei zu lassen. Und gerade in den Zeitlupen erkennt man noch viele Clipping- und kleine Kollisionsfehler, also Spieler, die trotz Vollkontakt ineinaner laufen. Aber das sind Peanuts, mit denen jedes Sportspiel kämpfen muss.

Schwerer wiegt, dass die Ballphysik noch lange nicht auf dem Niveau von PES6 angekommen ist - vor allem, was Distanzschüsse angeht. EA macht die ersten richtigen Schritte, braucht aber scheinbar noch Zeit. Man hat immer noch das Gefühl, dass das Leder im Flug zu leicht ist. Gerade bei Schüssen aus der zweiten Reihe, aus vollem Lauf oder als Direktabnahme wirkt FIFA 07 noch zu steril. Erstens fehlt mir die wuchtige Schussanimation, wenn ich voll abziehe - die Kraft ist auf dem Platz kaum zu spüren, der Ball wird fast aus einem verlängerten Lauf heraus geschossen, aber nicht deutlich als Spannschuss dargestellt; das ist einfach eine Animationslücke. Zwar kann man das Leder jetzt manuell andrehen, aber noch besser wäre es, wenn es mehr individuelle Bewegungsabläufe und vor allem mehr Pfeffer beim Abziehen geben würde. Manchmal hat man bei einem Schuss aus dem Stand heraus dieselbe gefühlte Ballgeschwindigkeit wie beim Volley mit Anlauf - hier muss man noch feilen.

             

Laufverhalten, Tempo & Co

Es hapert leider immer noch am Laufverhalten in den freien Raum. Fortschritte sind zu erkennen, aber es muss deutlicher werden: Man kann zwar seine Mitspieler auf Knopfdruck zum Sprint animieren, aber gerade bei Vorstößen aus dem defensiven ins offensive Mittelfeld verhalten sich die eigenen Leute noch zu lethargisch. Sprich: Der Pass in die Tiefe sorgt

Der Torwart macht seinen Job hier deutlich besser als in den Fassungen der Current-Gen-Konsolen. Nur selten hat er aufgrund der neuen Kollsionsabfrage Aussetzer.
bei FIFA 07 für zu wenig Spannung, kann das Spiel nicht effizient genug aufreißen -er ist zwar in seiner hohen Variante interessanter als in PES6, aber tröpfelt bei der Ankunft noch zu oft vor sich hin. Immerhin: Wenn diese Zuspiele ankommen, nimmt das Tempo endlich zu.

Und: FIFA 07 simuliert die Weite des Platzes besser als PES6. Das heißt, dass man hier viel eher das Gefühl hat, wirklich weiträumig spielen zu können und über Flankenwechsel beruhigen zu können. Schade ist nur, dass die Kameraperspektiven das nicht wirklich untestützen: Die dynamischen Varianten sind viel zu unruhig und es gibt keine wirklich weit entfernte Perspektive, die mehr strategische Überlegungen erlauben würde. Leider wird die Weiträumigkeit auch in der Spielmechanik noch zu wenig ausgenutzt, denn es gibt im Spiel gegen einen Freund zu wenig Möglichkeiten für den raschen Tempowechsel. Man hat manchmal das Gefühl, im Mittelfeld in einem ewigen Hin und Her zwischen Vorstoß, Tackling und Ballverlust zu versacken.

Woran liegt das? Zum einen hatte ich den Pass in die Tiefe erwähnt, der auch in seiner hohen Variante etwas zu oft verkümmert. Zum anderen ist die Defensive dank Doppeldeckung und überaus effektivem Tackling enorm stark, aber die Offensive in ihren Möglichkeiten einfach zu schwach. Wo sind z.B. wirklich brauchbare Dribblings? Man kann über den rechten Analogstick zwar einige Tricks abrufen, aber die sind nicht effizient genug und wirken teilweise zu künstlich - wie etwa der 90-Grad-Richtungswechsel. Selbst mit versierten Technikern wie Ronadinho oder Juninho bleibt man viel zu oft beim einfachen Verteidiger stecken. Sie spulen auch zu wenig individuelle Automatismen ab,

Ein Schritt nach vorne: Erstmals trennt EA die Physik von Ball und Spielern. Damit klebt das Leder nicht mehr wie ein Magnet am Fuß.
die sie mal durchbrechen lassen. Ich habe mich auch gewundert, dass First Touch so selten zu fruchtbaren Ergebnissen bei der hohen Ballannahme führt. Warum kann ich den Ball mit einem Adriano nicht einfach mal am Gegner vorbei legen?

Der Vorteil dieser starken Defensive: In FIFA 07 fallen zunächst überraschend wenig Tore - wenn, dann meist über Flanken und Kopfbälle, kaum über Dribblings oder Weitschüsse. Hier hat FIFA noch am meisten Entwicklungspotenzial, denn der Nachteil ist: Man fühlt sich in der Offensive um Spannung und Möglichkeiten beraubt. Und man vermisst die Panik, die Stars wie Henry & Co eigentlich auslösen, wenn sie mit dem Ball Richtung Strafraum tigern. In PES6 kann man mit diesen Stars wirklich feine Manöver einleiten und gerade einfache Verteidiger stehen lassen; hier ist das wesentlich schwieriger, da nahezu jedes gut getimte Tackling auch zum Ballverlust des Stürmers führt - manchmal wirken selbst durchschnittliche Vorstopper wie Nie-Fehler-Mach-Bots. Ein netter Zusatz ist auch das manuelle Postieren der Abseitsfalle: Ihr könnt in FIFA 07 auf Knopfdruck dafür sorgen, dass eure Hintermannschaft auf eine Linie aufrückt - sehr schön. Nur in einer Hinsicht sind die FIFA-Verteidiger den PES-Manndeckern unterlegen: Die Grätsche ist hier weitaus weniger ratsam, denn sie führt fast immer zum Pfiff und kaum dazu, dass man sich in Querlage den Ball erobert. Auch hier gibt es noch Potenzial nach oben.

         

Manager & Spielerentwicklung

Schade, schade, dass es keine interaktive Liga auf der 360 gibt! Die kann man nur auf PC, PS2 und Xbox spielen und so die aktuelle Saison parallel nacherleben, wobei die Ergebnisse aller Spiele gerundet werden - eine klasse Erfahrung, die es hier nicht gibt. Immerhin: Die KI macht in der normalen Saison eine recht gute Figur. Hier läuft zwar nicht alles nachvollziehbar, aber man bekommt endlich mehr Individualität auf dem Platz zu sehen: Spieler wie Ronaldinho spulen ihre Kabinettstückchen ab, Lampart zieht wuchtig ab und Podolski flitzt wie ein Pfeil in die Spitze. FIFA 07 hat die Stars der Vereine mit diversen Stilen belegt: Es gibt Ausputzer, Allrounder, Torjäger, Ballverteiler und Konterspieler. Das von EA versprochene neue "Gehirn" des Spiels haben wir allerdings noch nicht entdeckt. Angeblich soll die KI auch aktiv auf euer

Die Verteidigung ist stark, während ihr in der Offensive nur wenig Möglichkeiten habt. Vielleicht hätte man den Pass in die Tiefe stärken müssen, um mehr Durchbrüche und Dynamik zu ermöglichen.
Verhalten reagieren und nicht immer dieselben Techniken der Stars abrufen. Ich frage mich nur, warum diese prophezeite Vielfalt nicht auch in Matches gegen Freunde abrufbar ist? Und warum man trotz der vielen neuen Attribute immer noch zu wenig Individualität auf dem Platz erkennt?

Im Managermodus könnt ihr über das gezielte Einsetzen eurer Profis erstmals ihre Werte erhöhen: Spielt ihr einen Stürmer gezielt und oft an, entwickelt er sich im Laufe der auf fünf Jahre festgelegten Karriere besser. Sitzt er auf der Bank, wird sein Potenzial ausgebremst. FIFA 07 registriert die Aktionen aller 22 Mann auf dem Platz. All das wird wie in einem Rollenspiel über Erfahrungspunkte berechnet, die ihr gezielt in Fähigkeiten investieren könnt. In jeder Halbzeit könnt ihr euch jetzt detailliert über die Leistung der Profis sowie den Spielverlauf mitsamt Ballverteilung, Torschüssen und Richtungsschwerpunkten informieren und danach entscheiden, wie ihr reagieren wollt. Erstmals wird übrigens auch ein Spieler des Tages gekürt. Wenn ihr einen jungen Profi gezielt steuert und dann ausgezeichnet werdet, ist die Freude natürlich groß.

Aber Vorsicht: Ein guter Trainer berücksichtigt auch die Ermüdung, die die Werte des Profis bei zu exzessivem Einsatz nach unten purzeln lässt. Sprintet ihr mit Messi den Platz hoch und runter, wird er schnell aus allen Löchern pfeifen. Ähnlich wie in der Meisterliga bei PES6 kommt dadurch auch eine strategische Komponente ins Spiel, die man über eine Saison hinweg berücksichtigen sollte. In FIFA 07 gibt es allerdings zwei Arten von Ermüdung: Von der kurzfristigen kann man sich schnell erholen, nur die langfristige könnte Konsequenzen haben - da sollte man schon mal einwechseln, denn sie können dann einfach nicht mehr so lange spurten. Insgesamt sind das sinnvolle Neuerungen, die vor allem die Langzeitmotivation fördern. Zwar kommt der Managermodus nicht an die Komplexität des hauseigenen FM 07 ran, aber er bietet auch genügend wirtschaftliche Aspekte um zwischendurch zu unterhalten. Schade ist nur, dass es immer noch kein Training mit Spezialsituationen gibt und Belohnungen gibt - etwa mit Slalomkursen, Freistoßwettbewerben oder Dribblingübungen.

        

Rhythmische Klatschgymnastik

All das hört sich gut an. Aber leider enttäuscht EA auf ganzer Linie in Sachen Fankulisse: Man hätte auf der Xbox 360 ein begeisterndes Next-Gen-Publikum erwarten können, aber statt jubelnder Polygone gibt es nur potthässliche Bitmaps zu sehen - selbst das Publikum in PES6, das wir ebenfalls stark kritisierten, sieht dagegen individueller aus - dort erkennt man hinter den Zäunen wenigstens einzelne Fans. Das Problem ist noch nicht mal, dass die Fans in FIFA 07 nicht als Figuren

Die Zuschauer-Kulisse ist alles andere als Next-Generation: Anstatt lebendiger Polygone gibts es synchron klatschenden Fanbrei - hier muss EA nachlegen.
dargestellt werden, sondern die Tatsache, dass die bunte Masse auch noch synchron aufsteht, als würde es auf dem Platz des himmlischen Friedens eine Parteiveranstaltung unter dem Motto rhythmische Klatschgymnastik geben. Spiele wie NBA 2K7 zeigen, wie man ein Publikum lebendig, indivuduell und glaubwürdig darstellen kann.

I Love Zombies...

...in Resident Evil - aber nicht auf'm Platz! Was hat man sich denn bei den Zeitlupen nach Toren gedacht, in denen die Profis wie glänzende Zombies in die Totale laufen? Es ist zwar nicht so schlimm wie in FIFA: Road to WM, aber ich will in den Wiederholungen lebendige Profis sehen und nicht unnatürlich künstlich wirkende Polygonfiguren. Sicher sind sie rein technisch detaillierter als die Fußballer in den PES6-Wiederholungen, aber sie sehen dafür viel unnatürlicher aus. Das liegt auch an der Art und Weise, wie die Zeitlupen inszeniert werden: Warum gibt es hier z.B. keinen Jubel der Spieler zu hören? Warum müssen sie die Siegerpose teilweise so abstrus einsam zeigen? Hier hätte man sich natürliche Jubelszenen zum Vorbild nehmen müssen. Apropos: Trotz der vollen Lizenz sehen die FIFA-Profis wie Van der Vaart, Metzelder & Co ihren echten Pendants nicht ähnlicher als in PES6. Hier könnte man erwarten, dass die Figurendesigner etwas mehr Sorgfalt an den Tag legen.

Wo bleibt das Tosen & Raunen?

Dass es auf dem Rasen nicht so richtig knistert liegt auch daran, dass die Akustik nicht optimal auf das Geschehen abgestimmt wurde - auch das ist ein Detail, das in PES6 besser funktioniert. Das Gute ist: FIFA 07 bietet Fangesänge, die man sonst nicht bei der Konkurrenz hört, bietet während der Kommentare auch begleitende Infos über Stadionhistorie & Co. Obwohl Letztere alles andere als unterhaltsam sind: Es kommt zu schnell und zu oft zu kompletten Fehlaussagen. Eine Flanke wird abgeblockt, trotzdem wird von einer scharfen Hereingabe gesprochen. Außerdem wird einfach zu viel Belangloses gequatscht, anstatt emotional angefeuert: Wie heutzutage junge Profis ausgebildet werden, wie die Bälle beschaffen sind etc.

Außerdem fehlt es an wirklich packenden Umgebungsgeräuschen sowie an situationsbezogenem Geraune oder Pfiffen. Es ist ja nicht so, dass das gar nicht vorkommen würde, aber die Abmischung wirkt nicht intensiv genug. Uns hat sogar das Current-Gen-FIFA besser gefallen, denn dort ist die Stimmung seltsamer Weise packender, werden die Zurufe aus dem Publikum deutlicher. Man hat selbst in einem Derby nicht das Gefühl, dass die Fans wirklich auf die Aktionen auf dem Rasen reagieren - etwa beim Eindringen in den Strafraum oder gefährlichen Schüssen. Manchmal kommt es

Die Zweikämpfe zwischen den Spielern werden richtig gut inszeniert. Nur in den Wiederholungen sehen die Profis zu künstlich aus.
zu regelrechten Brüchen in der Akustik: Erst komplette Stille, dann plötzlicher Jubel. Insgesamt kann sich FIFA 07 zwar hören lassen, aber für die Zukunft sollte man die Sound- & Ambientgeräuschbibliothek besser auf die Aktionen abstimmen. Selbst unser interner FIFA-Spieler bezeichnete PES 6 erstmals als atmosphärisch besser.

Der Online-Trumpf

Aber FIFA 07 hinkt nicht in allen Bereichen hinter PES6 her, sondern legt auch vor: Wer online spielen will, wird mit EAs Kick seine Freude haben. Erstens waren die Verbindungen in unseren Testmatches wirklich gut, selbst wenn man gegen Kicker aus Frankreich oder England antrat. Der Ball läuft überraschend flüssig und scheinbar hat man den Netzcode ganz anders konzipiert als für das enttäuschende NHL Live 07, das online kaum spielbar ist. Nur ein einziges Mal ist uns ein Spiel komplett eingefroren, aber diesen Frust gab es in PES6 häufiger.

Zweitens bietet FIFA 07 wesentlich mehr Komfort im Netz: Es gibt eine Lobby mit diversen Räumen, es gibt Rückspiele, übersichtliche Statistiken, einen Newsticker für Sportinteressierte. Zwar fehlen auch hier leider Turniere oder Ligen, aber das Xbox Live-Paket ist deutlich attraktiver als das von Konam, zjmal ihr auch kooperativ online spielen könnt: Zwei gegen zwei, vier gegen vier. Gerade hier sichert sich FIFA 07 trotz der spielerische Defizite und der atmosphärischen Einbrüche wertvolle Wertungspunkte.

        

Fazit

Der Weg ist das Ziel. Bisher stand Electronic Arts in Sachen Fußball auf der Stelle, drehte sich mit als neu verkauften, aber halbgar wirkenden Features im Kreis, ohne sich qualitativ nach vorne zu bewegen. Mit FIFA 07 hat das Team um Hugues Ricours den ersten wichtigen Schritt zu einem besseren Spielerlebnis gemacht: Die neue Physik sorgt für unberechenbarere Situationen, der Ball klebt nicht mehr wie ein Magnet am Fuß und man erkennt das Potenzial des Kicks. Der kommt zwar in Sachen Schusstechnik, KI und Animationsvielfalt noch nicht an die Klasse von PES6 ran, aber all das ist genau so lobenswert wie der technisch saubere Online-Modus, der euch wesentlich mehr Komfort bietet als das Sparpaket, das Konami auf Xbox Live abliefert. Allerdings hat FIFA 07 ein anderes Problem: die Atmosphäre. Konnte EA bisher immer mit voller Lizenz und klasse Kulisse punkten, enttäuscht das Drumherum diesmal. Natürlich gibt es mehr Stadien, originale Namen, Wappen - all das stimmt. Aber anstatt den Spieler mit dem Publikum und der Spannung auf dem Platz in die nächste Generation zu katapultieren, wird man mit synchron klatschenden Fanblöcken, viel zu wachsig wirkenden Frontalaufnahmen der Profis und einer nahezu sterilen Torraumakustik konfrontiert. Uns hat das Spiel manchmal richtig kalt gelassen, weil es zu wenig atmosphärisches Adrenalin versprüht. FIFA 07 ist unterm Strich dennoch ein richtig gutes Fußballspiel, das den Abstand zu PES 6 auf der 360 erstmals auf fünf Prozentpunkte verkürzen konnte. Aber das hat eher inhaltliche Gründe, liegt am Umfang und am Online-Auftritt. Für die nächste Ausgabe wünschen wir uns für FIFA mehr Feuer auf dem Platz und mehr Individualität in den Aktionen. Noch fehlt dieser magische Moment des Abtauchens, noch ist das Team von EA Canada auf der Suche nach dieser Perfektion, die die japanische Konkurrenz so auszeichnet.

 

Als Tester der Current-Gen-Fassungen von Fifa 07 war ich sehr gespannt auf die unabhängig und von Grund auf neu entwickelte Version für die Xbox 360. Tatsächlich fühlt sich die Kickerei auf der Microsoft-Konsole deutlich anders an und zeigt mit der überarbeiteten Ballphysik, dass man eindeutig auf dem richtigen Weg ist, die Fifa-Serie weiter auf Simulation zu trimmen. Doch während EA den Spielablauf eindeutig verbessert hat, wurden die Atmosphäre und Präsentation vernachlässigt: Während ich mich auf Xbox, PS2 & Co mit tollen Fangesängen und passenden Zuschauer-Reaktionen mitten ins Stadion versetzt fühle, scheinen mir die Fans auf der 360 geistig kaum anwesend zu sein. Hier wäre definitiv mehr drin gewesen, genau wie bei der grafischen Präsentation, die bisher immer ein Highlight der EA-Serie war. Doch einige Animationen wirken unnatürlich, die kollektive Zuschauer-Kulisse in ihrem Einheitsbrei viel zu grob und die Zombie-Spieler aus dem Wachsfigurenkabinett erschreckend. Tatsächlich bin ich der Meinung, dass das Spiel rund um die Fußball-WM auf der 360 grafisch und atmosphärisch einen besseren Eindruck hinterlassen hat. Schade finde ich zudem auch das Fehlen der interaktiven Ligen, die Fifa 07-Spieler auf der Xbox, der PS2 und dem PC in den Onlinemodus getrieben hat. Ich hoffe, dass sich EA die Kritik zu Herzen nimmt und die neue Engine weiter verfeinert, denn sie ist eine gute Basis dafür, in Zukunft den Abstand zu Konamis PES-Serie zu verkleinern.

Pro

verbesserte Ballphysik
Ball und Körper erstmals getrennt
elegante Annahmen
klasse Online-Modus
kooperativ online spielbar
manuell aktivierbare Abseitslinie
motivierende Spieler-Entwicklung
sehr viele Stadien
offizielle Lizenz der DFL
sehr effektive Defensive
gute taktische Optionen & Statistiken
sehr gute Simulation der Platzweite

Kontra

Distanzschüsse und Volleys zu schlaff
noch zu wenig Individualität in den Animationen
Laufverhalten noch nicht intelligent genug- kaum effektive Dribblings
keine Online-Ligen/Turniere
hässliches Publikum mit Synchronklatschen
unnatürlich wachsige Profis in den Zeitlupen
kaum packende Atmosphäre bei Strafraumaktionen wie auf Xbox, PC und PS2
kleine Kollisionsabfragefehler
nervige Kommentatoren
zu wenig Kameraperspektiven (vor allem eine weit entfernte fehlt)
keine interaktive Liga wie auf Xbox, PC und PS2

Wertung

360

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