Glück Auf!22.01.2014, Jörg Luibl
Glück Auf!

Special:

Wolfgang Kramer und Michael Kiesling haben schon des Öfteren zusammen entwickelt - u.a. die Spiele des Jahres 1999 und 2000, Tikal und Torres. Mit Glück Auf! wird das erste Brettspiel des erfolgreichen Duos bei uns vorgestellt. Das Familienspiel ist Ende 2013 bei Pegasus erschienen und inszeniert ein Siegpunkterennen rund um die Kohleförderung.

Wie tief kannst du schürfen?

Glück Auf! ist für zwei bis vier Spieler konzipiert und auf Deutsch bei Pegasus Spiele erschienen. Es kostet 40 Euro.
Glück Auf! ist für zwei bis vier Spieler konzipiert und auf Deutsch bei Pegasus Spiele erschienen. Es kostet 40 Euro.
Mist, jetzt ist wieder das Feld mit den zehn Aktionen besetzt – und zwar schon doppelt! Das heißt, ich müsste satte drei Arbeiter dort platzieren. Zwar könnte ich mit nur einem auch das leere Feld mit den vier Aktionen nutzen, aber die bringen mir nix. Schließlich brauche ich genau zehn Aktionen, um meinen Förderkorb in den dritten Schacht zu bewegen (=1), dort dreimal graue Kohle einzuladen (=1+3), dann wieder hoch zu fahren (=1+3+1) und diese vier über Tage auf die Missionskarte auszuladen (=1+3+1+4=9). Aber ich hab ja nur zwei Arbeiter!

Das Jammern hilft nicht. Also muss ich die nächste Runde abwarten, um diesen Auftrag für drei graue Kohle zu erfüllen. Und dann muss ich einfach schneller die Felder besetzen, die mir wichtig sind – denn wer sie zuerst besetzt, zahlt mit nur einem Arbeiter; danach kostet es jeweils einen mehr. Abseits der Aktionen für den Förderkorb kann man auch andere nützliche Dinge mit seinem begrenzten Pool an Arbeitern erledigen: Geld bei der Bank abholen, Tunnelplättchen kaufen, Aufträge annehmen oder geförderte Kohle ausliefern. Egal, was man macht: Zu spät kommen ist teuer – und wenn man keine Arbeiter mehr hat, muss man passen!

Ab in den Schacht

Viel Platz braucht man icht: Hier der Spielaufbau für zwei Personen. Zwar steigt die Spannung zu dritt oder viert, aber man kann sich auch ein unterhaltsames Förderduell liefern.
Viel Platz braucht man icht: Hier der Spielaufbau für zwei Personen. Zwar steigt die Spannung zu dritt oder viert, aber man kann sich auch ein unterhaltsames Förderduell liefern.
Das Schöne an Glück Auf! ist, dass man die Schritte zur Kohlegewinnung aktiv in seinem Bergwerk durchführt, indem man laut zählt, den Förderkorb dabei in den Schacht bewegt und die Kohle einlädt. Jeder Spieler hat einen hübsch illustrierten Plan vor sich liegen, der einen Bereich über Tage sowie vier Etagen mit Stollen unter Tage zeigt. Jeden Stollen kann man in beide Richtungen weiter ausbauen, so dass mit der Zeit immer längere Schächte für die Kohletypen Gold, Braun, Grau und Schwarz entstehen. Aber je tiefer man gräbt, desto teurer wird es: Man zahlt z.B. nur eine Mark für eine Lore mit goldener bis hin zu vier für eine Lore mit schwarzer Kohle.

Das Geld dafür bezieht man wie oben erwähnt, indem man Arbeiter in die Bank schickt: Auch dort entbrennt natürlich ein Run auf den lukrativsten Platz, der bis zu zehn Mark auf einmal einbringt. Mit den grünen Scheinen bezahlt man dann die Tunnelplättchen mit ihren Loren.

Gleichgewicht unter Tage

Jeder Spieler baut sein eigenes Bergwerk auf.
Jeder Spieler baut sein eigenes Bergwerk auf.
Ein nettes Detail ist, dass man am Ende des Spiels Abzüge bekommt, wenn das eigene Bergwerk in eine Schieflage gerät – dabei zählt man die Tunnelplättchen auf jeder Seite: Befinden sich links sieben und rechts vier, macht das z.B. sechs Minuspunkte. So muss man also ein Gleichgewicht konstruieren. Aber selbst wenn man das nicht schafft, kann man das Spiel gewinnen, denn nach jeder der drei Schichten gibt es für mehr Elemente aufsteigend Siegpunkte: Zunächst sackt man nur Punkte für die meiste Kohle einer Art ein, die man ausgeliefert hat; dann kommt die Art des genutzten Transportmittels hinzu und schließlich wird dazu noch die Zahl der Tunnelplättchen gerechnet.

Sehr motivierend ist, dass man selbst nach einer schlechten ersten Runde noch ordentlich aufholen kann. Man muss dabei nicht nur auf das Wertvollste wie etwa die schwarze Kohle achten, sondern eher auf die Vielfalt sowie die Führung in einem Bereich. Dabei kommt der Auswahl der Missionen die größte Bedeutung zu, denn sie geben nicht nur direkt Siegpunkte, sondern sowohl Kohlentyp, Kohlenzahl als auch das Transportmittel an. Jemand hat Aufträge mit zwei Lastwagen ausgeführt? Gelingen mir drei damit, bekomme nur ich acht Siegpunkte. Der Zweitplatzierte bekommt meist die Hälfte und alle anderen gehen leer aus. Gerade im Spiel zu dritt oder viert entsteht so ein spannender Wettlauf. Ist

Welchen Auftrag nehme ich bloß? Je nach aktueller Konkurrenzlage, sollte man anders entscheiden - denn die Siegpunkte auf der Karte sind nur eine Einnahmequelle.
Welchen Auftrag nehme ich bloß? Je nach aktuellem Vorrat und Konkurrenzlage, sollte man anders entscheiden - denn die Siegpunkte auf der Karte sind nur eine Einnahmequelle.
man nur zu zweit, gewinnt auch nur der Erstplatzierte Punkte.

Fazit

Glück Auf! ist ein kurzweiliges Brettspiel, das einen unterhaltsamen Wettlauf um Kohle und Punkte inszeniert. Aufgrund der leicht verständlichen Regeln entsteht schnell ein Hin und Her von Scheinen und Steinen, von Missionen und Kohlegewinnung  – dass man diese über den aktiven Einsatz des Förderkorbes mit Schächten im eigenen Bergwerk darstellt, ist dabei das Highlight. Die Spielmechanik ist anspruchsvoller als jene von z.B. Zug um Zug oder Steam Park, aber nicht so komplex wie etwa in Tzolk'in, Bora Bora oder Le Havre. Damit ist Glück Auf! vielleicht etwas zu schnell durchschaut für Vielspieler und Workerplacement-Fans, aber genau richtig für die Familie oder eine lockere Partie mit Freunden.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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