Brettspiel-Test: Patchwork (Legetaktik)

von Jörg Luibl



Patchwork (Brettspiel) von Lookout Spiele
Wettlauf um die besten Stoffe
Entwickler:
Publisher: Lookout Spiele
Release:
kein Termin
kein Termin
kein Termin
18.11.2014
Spielinfo Bilder Videos
Ihr sucht noch ein schnelles Spiel für den Urlaub? Für zwei Personen? Dann könnte Patchwork von Uwe Rosenberg sehr interessant sein. Er ist zwar bekannt für komplexeres Worker Placement (Agricola, Arler Erde), aber diesmal präsentiert er in Zusammenarbeit mit Lookout ein sehr leichtes und flottes Legetaktikspiel.

Eine Frage der Füllung

Wer kann seine Decke möglichst vollständig befüllen, bevor die beiden Spielsteine das Ende der Zeitspirale erreichen? Zu Beginn sind beide Decken leer, aber in der Mitte des Tisches warten dutzende hübsch illustrierte Stofffteile aller Couleur auf einen Platz. Aber nicht ihre Farbe ist wichtig, sondern ihre geometrische Form: Ähnlich wie in Legespielen à la Tetris, Blokus oder Fits gibt es Kreuze und Winkel, Quadrate und Geraden, Treppen und Zacken. Diese darf man nach der Aufnahme noch drehen und wenden, um sie auf seine Decke mit neun mal neun Feldern zu platzieren. Wer das als Erster
Patchwork ist komplett auf Deutsch bei lookout Spiele erschienen. Es kostet knapp 15 Euro und ist für zwei Personen ausgelegt.
Patchwork ist komplett auf Deutsch bei Lookout Spiele erschienen. Es kostet knapp 15 Euro und ist für zwei Personen ausgelegt.
so flächendeckend meistert, dass sieben mal sieben Felder mit Stoff überzogen sind, bekommt ein Bonusplättchen, das sieben Punkte einbringt - nur zeigen sich schnell Lücken und Engpässe, weil man nicht alles optimal ineinander greift.

Aber auf dem Weg zur voll gefüllten Decke darf nicht einfach jeder ein Teil aus der Mitte nehmen und platzieren. Zum einen darf man sich nur aus den drei Fetzen eines aussuchen, die vor der neutralen Figur liegen, die von beiden Spielern im Uhrzeigersinn vorwärts gezogen wird. Und selbst aus diesem Trio darf man nur das Teil auf seinem Raster anlegen, dass man bezahlen kann! Womit? Mit blauen Knöpfen! Zu Beginn hat man ein Startkapital von fünf, aber einige Stofffetzen kosten sechs, sieben oder gar zehn Knöpfe. Der Clou der Spielmechanik  ist, dass einem bestimmte Stoffe auch einen Ertrag bringen. So kauft man sich z.B. für drei Knöpfe ein Teil, das einem wiederum einen einbringt. So wächst mit der Füllung der Decke natürlich auch das Einkommen - blaue Knöpfe auf der Zeitleiste lösen dann den Ertrag aus.

Knöpfe horten und Zeitleiste beachten

Zu Beginn gibt es zwei leere Decken an den Seiten und einen Ring aus Stoffteilen plus Zeitspirale in der Mitte.
Zu Beginn gibt es zwei leere Decken an den Seiten und einen Ring aus zufällig verstreuten Stoffteilen plus Zeitspirale in der Mitte. In diesem Ring bewegt man den neutralen Spielstein vorwärts - aber maximal drei Teile weit, um sich ein Teil auszusuchen, falls man es bezahlen kann. Unten liegt die Währung: blaue Knöpfe.
Für die Legetaktik ist also entscheidend, dass man eine gute Balance findet: Einerseits will man seine Decke ja möglichst schnell mit großen Stoffen besetzen, die am besten möglichst viele Knöpfe anzeigen. Andererseits kosten die optimalen Teile vielleicht zu viel, so dass man erstmal kleiner auslegen und sparen muss. Neben dieser Kosten-Nutzen-Grübelei sorgt die Gefahr des Wegschnappens für Spannung am Tisch: Wenn der Gegenspieler schneller die Knöpfe parat hat oder einfach besser steht, dann wird es nichts mit dem anvisierten Puzzlestück! Und wenn man Pech hat, gewinnt der Kontrahent auch noch das Bonusteil, weil er schneller eine Fläche von 49 Teilen bestückt hat. Aber da man sich im Urhzeigersinn im Kreis bewegt, klappt es vielleicht in der nächsten Runde.

Apropos Reihenfolge: Auch hier kann die kreative Spielmechanik überzeugen, denn man legt nicht einfach abwechselnd los. Neben den Knöpfen als Ertrag ist auch eine Sanduhr mit Ziffer auf den Stoffteilen zu sehen. Wer eines mit der Ziffer Sechs auslegt, muss anschließend den Spielstein seiner Farbe auf dem Zeitplan um sechs Felder vorwärts bewegen.

Auf der Zeitspirale gibt es blaue Knöpfe und einzelne Stofffetzen. Erstere lösen eine Ausschüttung an Knöpfen aus, Letzere können miese Lücken in der eigenen decke füllen.
Auf der Zeitspirale gibt es blaue Knöpfe und fünf einzelne Stofffetzen. Erstere lösen eine Ausschüttung an Knöpfen bei Überschreitung aus, Letzere können miese Lücken in der eigenen Decke füllen.
Dabei  muss man berücksichtigen: Wer nichts nimmt und auslegt darf alternativ auch einfach nur Knöpfe verdienen, indem er seinen zurückliegenden Spielstein auf der Zeitleiste vor den Führenden bewegt - für jedes Feld dazwischen bekommt man einen Knopf. Ist also jemand sechs Felder weit vor einem, kann man so sieben Knöpfe Ertrag gewinnen. Und falls auf dem Weg dorthin auch noch Knöpfe auf der Zeitleiste zu sehen sind, gibt es nochmal eine Ausschüttung! Noch etwas kann wichtig sein: Neben den Knöpfen gibt es auch fünf Stoffetzen auf der Zeitleiste, die genau ein Feld befüllen - ideal, um die miesen Lücken zu schließen. Aber wer kommt als Erster ran? Spätestens in der Endabrechnung wird übrigens klar, dass man auch ohne das Bonusteil gewinnen kann. Denn es zählen zum einen alle übrigen Knöpfe und man muss zum anderen für jedes freie Feld auf seiner Decke satte zwei Punkte davon abziehen.

Fazit

Patchwork ist ein flottes Duellspiel, das regelmäßig unseren Tisch entert! In knapp zwanzig Minuten sorgt die Legetaktik von Uwe Rosenberg für angenehme Tetris-Grübelei mit geometrischen Formen sowie fiese Wegschnapp-Spannung. Mal abgesehen davon, dass das Thema mit Stoffen und Knöpfen frisch wirkt und stimmungsvoll illustriert ist, lockt die simple, aber überaus durchdachte Spielmechanik immer wieder zu einer Revanche. Zwar gibt es auch eine Glückskomponente, aber man muss zwischen möglichst dichter Befüllung und den Kosten sowie den Zeitsprüngen für neue Teile abwägen. Falls ihr noch ein kleines und feines Zwei-Personen-Spiel für den Urlaub sucht, und vielleicht schon an Spielen wie Blokus oder Fits Gefallen finden konntet, ist Patchwork ideal. Auch Kinder ab acht Jahren werden hier ihren Spaß haben.


Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

SpookyNooky schrieb am
Nach Jörgs Video zu seinen drei Tipps für Spiele zu zweit im Urlaub (oder in unserem Falle im Park), sind wir losgezogen, um Hive zu ergattern. Leider war es überall ausverkauft, daher habe ich gemäß der Tipps im Video 7 Wonders Duel und eben Patchwork gekauft. 7 Wonders Duel steht noch aus, aber nach zwei Partien Patchwork kann ich sagen: Danke für die Tipps!
Das Spiel ist kurzweilig, und trotzdem lässt sich eine planerische Tiefe erahnen. Dem Glücksanteil muss ich widersprechen, ohne Karten und Würfel hat man von Anfang an die perfekte Information und ab und an lassen sich mehrere Züge im Voraus planen, da man anhand der Knöpfe des Gegners berechnen kann, welche Patches er nehmen kann und welche nicht. Dann noch mit den Sanduhren rechnen, und man weiß, wann man selbst wieder an der Reihe ist und daher weiß man, welche Patches offen stehen und welche in diesem Durchgang verloren sind.
Das Tolle: Das Spiel macht auch ohne diese Tüftelei Spaß. Ich bin zwar der Typ für so ein genaues Vorgehen, aber es funktioniert auch einigermaßen als "no brainer", indem man zenartig sein Feld zubastelt. :wink:
danibua schrieb am
Ich finds auch sehr gut, ideal für partien mit meiner frau der meine üblichen spiele einfach zu komplex sind.
Die regeln sind in 5 minuten durchgelesen und sehr einfach zu verstehen.
Schönes spielmaterial, kleiner preis und kurze spielzeit - ideal für zwischendurch, nicht mein übliches genre gefällt mir aber recht gut!
TERAX_1 schrieb am
Sehr schnell zu erlernen und eins unserer (Frau)Lieblingsspiele für zwischendurch!
Alter Sack schrieb am
Oh, muss ich mir mal anschauen. Das könnte was für uns sein. Danke für den Tip.
schrieb am