Test: Wargame: European Escalation (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: dtp
Release:
17.02.2012
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ab 2,15€
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Wenig Kriegssimulation, viel Arcade-Feuer

Oftmals wird um Brücken gekämpft - man kann sie allerdings weder zerstören noch kollidieren Soldaten mit ihren Pfeilern.
Oftmals wird um Brücken gekämpft - man kann sie allerdings nicht zerstören.
Schon der Himmel ernüchtert als statische Textur und das Wetter spielt letztlich kaum eine Rolle. Man kann zwar stufenlos zoomen, von der weit entfernten Vogelperspektive bis hin zur Panzerkette. Aber wenn man das nutzt, zeigen sich die vielen hässlichen Seiten:  Soldaten rennen wie Roboter durch Zäune, Gebäude oder Fahrzeuge und gehen nicht animiert in Stellung, wenn man sie z.B. in die Deckung des Waldes schickt. Und warum hat man die Städte als Verschanzung für die Infanterie so oberflächlich eingesetzt? Die Soldaten nutzen sie genauso wie Wälder, stehen einfach dort rum. Es gibt Clippingfehler en masse und die Kollisionsabfrage scheint nur für spezielle Objekte zu gelten. Um es kurz zu machen: Wo ist der Feinschliff? Wo ist die Liebe zum Detail?

Dass die 300 Einheiten des Spiels alle ein realistisches Verhalten zeigen sollen, ist natürlich maßlos übertrieben. Aber man kann bei Moralverlust immerhin auch die Flucht beobachten – sehr schön. Die KI ist jedoch im kleinen taktischen Bereich eine Enttäuschung: Da werden Truppen in dummer Kanonenfutterart verheizt, indem der Computer sie teilweise einzeln und hintereinander in das Schussfeld weit überlegener Einheiten schickt. Außerdem ignoriert er immer wieder die Möglichkeit, sich ungesicherte Zonen in einem Handstreich anzueignen.

Der Nachschub ist wichtig: Ohne Reparaturen sowie Munition und Treibstoff ist man schnell besiegt.
Der Nachschub ist wichtig: Ohne Reparaturen sowie Munition und Treibstoff ist man schnell besiegt.
Das heißt nicht, dass Wargame gar nicht fordert, denn man kann nicht einfach alles markieren und ohne Deckung losrollen – so wird man schnell zusammen geschossen. Es gibt auch Flankenangriffe und fiese Vorstöße der KI direkt auf die eigene Kommandoeinheit. Man muss auf die Deckung, den Feuerschutz und vor allem den Nachschub achten: Nur wenn man Transporter oder Hubschrauber in die Nähe beschädigter  Einheiten bringt, werden diese repariert und vielleicht später zu Veteranen. Aber man kann meist relativ ungestört expandieren, ohne sich um das Hinterland zu kümmern. Außerdem scheint die KI nicht auf die eigene Produktion zu reagieren: Warum schickt sie nicht mehr Panzerabwehr, wenn ich lediglich Panzer baue?

Veteranen & Physik

Schön ist, dass die Truppen an Erfahrung gewinnen und dass sie begrenzt sind:  Wer acht Leopard-Panzer der höchsten Stufe freischaltet, sollte sie nicht verheizen. Leider hat deren Feuerkraft nicht immer realistische physikalischen Auswirkungen. Zwar werden Siedlungen in Trümmerhaufen verwandelt, aber selbst wenn vier Leopard 2 eine Brücke unter Beschuss nehmen, gibt es nicht einmal einen Kratzer. Und wenn einer dieser Stahlkolosse über Bäume fährt, knicken sie nicht etwa ein, sondern ihr Laub wechselt von Grün zu Grau – was soll das?

Das ist im Jahr 2012 armselig und lädt nicht gerade zum Zoomen ein. Zwar gibt es aus der Nähe auch etwas zu sehen, z.B. die Schneisen, die Kettenfahrzeuge durch Felder ziehen
Die Panzer sehen gut aus und ziehen Schneisen durch die Felder - die Rotoren von Hubschrauber haben keinerlei Effekt.
Die Panzer sehen gut aus und ziehen Schneisen durch die Felder - die Rotoren von Hubschrauber haben keinerlei Effekt.
oder all den Rauch und das Feuer bei Zerstörungen, aber gerade Letzteres sieht mager aus. Und wenn schwere Kampfhubschrauber bei der Landung nicht mal die Weizenfelder aufpeitschen, kann von feinen Details keine Rede mehr sein. Wer eine explosive oder hoch detaillierte Inszenierung sucht, wird hier nicht fündig.

Dafür gibt es mehr Statistiken und mehr Schadensmeldungen als noch in RUSE: Fahrzeuge haben z.B. Panzerungswerte an allen Seiten, Treibstoff sowie Munition sind begrenzt  und je nach Untergrund kann es dazu kommen, dass schwere Fahrzeuge stecken bleiben oder dass mal eine Kette reißt – es gibt quasi jede Minute eine neue Schadensmeldung. Dann erscheinteine rote Anzeige, die die Verzögerung in Sekunden anzeigt. Diese Feinheiten sorgen immerhin für etwas Simulationsflair.
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Kommentare

forenopa schrieb am
Scorcher24 hat geschrieben:
Wargame ist alles andere als "20 Minuten Stress" und Micromanagement hab ich keines gesehen.
Ich hab das Spiel und spiels schon seit ~1 Monat ( Preorder Beta) und kann manches ausm Test nicht wirkliches nachvollziehen. Aber gut. Mir machts Spaß.
Und es ist sowohl technisch als auch inhaltlich weit besser als Ruse. Mir fehlen nur die Luftangriffe ala WiC.
Kann ich genauso unterschreiben. Stress- nein, denn wer hier Stress macht, hat schon verloren. Um und Auf ist Aufklärung und Deckung. Kanns nur weiterempfehlen. :mrgreen:
SeanMax schrieb am
Im Gegenteil: Finger ran.
Cheater hab ich noch keine gesehen, nur Spieler die einfach Besser waren als ich.
Soll zwar Cheater geben, aber diese gelinkte Seite ist genauso Schrott wie eine Seite die zur Verbrüderung zwischen Ameisen und Amseln aufruft.
An dem Spiel gibts wenig auszusetzen und das ist eine Seltenheit!
ItsPayne schrieb am
Die vielen positiven meinungen über den multiplayer modus haben mich letztendlich auch dazu bewegt das teil zu holen (Seit supreme commander hat mich kein RTS so wirklich fesseln können im MP *seufz*).
Ich hab aktuell erst ein paar stunden campagne hinter mir, aber selbst die ist mal ordentlich knackig! Weiß glaube ich garnicht, wann ich das letzte mal von einem rts so gefordert wurde. Glaube noch nie.
Musste sogar in der missi eben die entscheidung treffen das sekundäre ziel links liegen zu lassen, weil mir sonst für das finale der spritt ausgegangen wäre (die schönen commandopunkte...).
Nach anfänglichem "wie soll das funktionieren??" gefällt es mir ziemlich gut. Die gefechte sind wunderbar dynamisch mit all den faktoren die ne rolle spielen. Das ging mir bei SC2 immer schon auf den sack, dass man sich so viel ausrechnen konnte. In ner schlacht kann man ordentlich auf den sack bekommen, oder ordentlich zuschlagen - die taktik macht den unterschied, bravo!
Mit was ich noch nicht ganz klar komm ist, dass der nachschub in 0,nix verbraucht ist. Wenn wenigstens die FOBs punkte regenerieren würden.. aber so?
Ich kämpf erstmal mit der kampagne weiter (stimmt, die story interessiert nicht wirklich, dafür sind die missionen wesentlich spannender als bei einem StarCraft). Ist für mich erstmal einheiten frei schalten und die kennen lernen.
Und dann gehts ab in den MP, ich freu mich schon!
schrieb am

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