Wenig Kriegssimulation, viel Arcade-Feuer
Oftmals wird um Brücken gekämpft - man kann sie allerdings nicht zerstören.
Schon der Himmel ernüchtert als statische Textur und das Wetter spielt letztlich kaum eine Rolle. Man kann zwar stufenlos zoomen, von der weit entfernten Vogelperspektive bis hin zur Panzerkette. Aber wenn man das nutzt, zeigen sich die vielen hässlichen Seiten: Soldaten rennen wie Roboter durch Zäune, Gebäude oder Fahrzeuge und gehen nicht animiert in Stellung, wenn man sie z.B. in die Deckung des Waldes schickt. Und warum hat man die Städte als Verschanzung für die Infanterie so oberflächlich eingesetzt? Die Soldaten nutzen sie genauso wie Wälder, stehen einfach dort rum. Es gibt Clippingfehler en masse und die Kollisionsabfrage scheint nur für spezielle Objekte zu gelten. Um es kurz zu machen: Wo ist der Feinschliff? Wo ist die Liebe zum Detail?
Dass die 300 Einheiten des Spiels alle ein realistisches Verhalten zeigen sollen, ist natürlich maßlos übertrieben. Aber man kann bei Moralverlust immerhin auch die Flucht beobachten – sehr schön. Die KI ist jedoch im kleinen taktischen Bereich eine Enttäuschung: Da werden Truppen in dummer Kanonenfutterart verheizt, indem der Computer sie teilweise einzeln und hintereinander in das Schussfeld weit überlegener Einheiten schickt. Außerdem ignoriert er immer wieder die Möglichkeit, sich ungesicherte Zonen in einem Handstreich anzueignen.
Der Nachschub ist wichtig: Ohne Reparaturen sowie Munition und Treibstoff ist man schnell besiegt.
Das heißt nicht, dass Wargame gar nicht fordert, denn man kann nicht einfach alles markieren und ohne Deckung losrollen – so wird man schnell zusammen geschossen. Es gibt auch Flankenangriffe und fiese Vorstöße der KI direkt auf die eigene Kommandoeinheit. Man muss auf die Deckung, den Feuerschutz und vor allem den Nachschub achten: Nur wenn man Transporter oder Hubschrauber in die Nähe beschädigter Einheiten bringt, werden diese repariert und vielleicht später zu Veteranen. Aber man kann meist relativ ungestört expandieren, ohne sich um das Hinterland zu kümmern. Außerdem scheint die KI nicht auf die eigene Produktion zu reagieren: Warum schickt sie nicht mehr Panzerabwehr, wenn ich lediglich Panzer baue?
Veteranen & Physik
Schön ist, dass die Truppen an Erfahrung gewinnen und dass sie begrenzt sind: Wer acht Leopard-Panzer der höchsten Stufe freischaltet, sollte sie nicht verheizen. Leider hat deren Feuerkraft nicht immer realistische physikalischen Auswirkungen. Zwar werden Siedlungen in Trümmerhaufen verwandelt, aber selbst wenn vier Leopard 2 eine Brücke unter Beschuss nehmen, gibt es nicht einmal einen Kratzer. Und wenn einer dieser Stahlkolosse über Bäume fährt, knicken sie nicht etwa ein, sondern ihr Laub wechselt von Grün zu Grau – was soll das?
Das ist im Jahr 2012 armselig und lädt nicht gerade zum Zoomen ein. Zwar gibt es aus der Nähe auch etwas zu sehen, z.B. die Schneisen, die Kettenfahrzeuge durch Felder ziehen
Die Panzer sehen gut aus und ziehen Schneisen durch die Felder - die Rotoren von Hubschrauber haben keinerlei Effekt.
oder all den Rauch und das Feuer bei Zerstörungen, aber gerade Letzteres sieht mager aus. Und wenn schwere Kampfhubschrauber bei der Landung nicht mal die Weizenfelder aufpeitschen, kann von feinen Details keine Rede mehr sein. Wer eine explosive oder hoch detaillierte Inszenierung sucht, wird hier nicht fündig.
Dafür gibt es mehr Statistiken und mehr Schadensmeldungen als noch in RUSE: Fahrzeuge haben z.B. Panzerungswerte an allen Seiten, Treibstoff sowie Munition sind begrenzt und je nach Untergrund kann es dazu kommen, dass schwere Fahrzeuge stecken bleiben oder dass mal eine Kette reißt – es gibt quasi jede Minute eine neue Schadensmeldung. Dann erscheinteine rote Anzeige, die die Verzögerung in Sekunden anzeigt. Diese Feinheiten sorgen immerhin für etwas Simulationsflair.