Im Test:
Der Wolf und das Biest
Aber als ich ihn fast besiegt habe, muss ich mich bei ablaufender Zeitleiste entscheiden: Schlage ich dem am Boden liegenden Biest nochmal ins Gesicht oder lasse ich es dabei bewenden? Je nachdem was ich tue, wirkt sich das auf die nächste Szene oder die dritte Episode aus – die hoffentlich nicht wieder vier Monate auf sich warten lässt. So lange ist es her, dass man in der Rolle des bösen Wolfs zum ersten Mal auf Mörderjagd ging: Wer hat die arme Faith geköpft? Damals konnte man fünf größere und einige kleinere Entscheidungen während der Recherche treffen. Schön ist, dass in dieser Episode einige Folgen sichtbar werden.
Auf die harte Tour?
Telltale hat ein Händchen dafür, diese Szenen in die Länge zu ziehen, so dass man nicht abrupt, sondern aufeinander aufbauend entscheiden kann. Klasse ist, dass es auch in weniger dramatischen Momenten eine Reaktion gibt: Wer auf eine Frage z.B. nicht antwortet, wird daraufhin als Ignorant zurechtgewiesen. So entstehen atmosphärisch dichte Situationen, in denen die interessanten Figuren jederzeit mit lebendiger Mimik und Gestik überzeugen; die englischen Sprecher sind zudem hervorragend besetzt. Eine deutsche Tonspur gibt es nicht; man kann lediglich englische Untertitel einblenden.
Professionelle Regie
Aber selbst wenn echte Rätsel oder weiträumigere Erkundungsreize fehlen, fesselt die Story mit ihren skurrilen Charakteren. Das Verhör des Froschjungen TJ ist gleich zu Beginn ein Highlight. Nicht nur, weil einem der schluchzende Fratz so leidtut, sondern weil die Dialoge einfach sehr gut geschrieben sind und sich alle Beteiligten während des Gesprächs angenehm natürlich verhalten; die Regie erreicht TV-Serien-Niveau. Sondern
Langes Warten auf einen Snack
Nach knapp 90 Minuten ist leider viel zu früh Schluss – natürlich mit einem Hering an der Angel, den man am liebsten sofort fressen würde. Schade ist auch, dass man über einige neue Charaktere wie Blaubart oder Jack Horner nur etwas unter Extras erfährt, aber während des Spiels kaum Gelegenheit dafür bekommt. Überhaupt mangelt es dieser Episode im Vergleich zu ersten etwas an Vielfalt, was frische Gesichter und Schauplätze angeht. Nach so langer Wartezeit kann man etwas mehr Fleisch erwarten.
Fazit
Was, schon vorbei? Leute, das hat doch gerade erst richtig Fahrt aufgenommen! Die Regie ist so gut, dass man unheimlich schnell in dieser düsteren Märchenwelt New Yorks versinkt – skurrile Charaktere, klasse Dialoge, morbides Krimiflair. Zwar entsteht die spielerische Spannung eher durch die vielen Entscheidungen als über Kopfnüsse, aber genau das hebt diese Art der offenen Adventures von klassischen Point&Clicks ab. Doch bei aller Liebe zum hervorragenden Comicstil und der gelungenen Dramaturgie: Vier Monate Wartezeit sind für anderthalb Stunden Spielzeit einfach zu lang, Telltale! Kein Wunder, dass es im Vergleich zur Premiere auch an Vielfalt fehlt.
Pro
Kontra
Wertung
360
Sehr stimungsvoller zweiter Teil, der leider schon nach knapp 90 Minuten vorbei ist.
PC
Sehr stimungsvoller zweiter Teil, der leider schon nach knapp 90 Minutenvorbei ist.
PlayStation3
Sehr stimungsvoller zweiter Teil, der leider schon nach knapp 90 Minuten vorbei ist.
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