Man ist ein Nachwuchs-Basketballer, lebt aber in einem Penthouse mit Fullsize-Trainingscourt? Dafür reicht mir auch nicht die Andeutung, dass der Protagonist neben seinem Basketballspiel als DJ recht erfolgreich ist. Und wieso ist die ständig hyperaktive sowie teils sinnfrei vor sich hin brabbelnde, leicht übergewichtige Asiatin in allen entscheidenden Situationen anwesend? Als Comic Relief zwar bedingt brauchbar, ging sie mir bereits nach ihrem dritten Auftritt extrem auf den Senkel. Überhaupt hat das Drehbuch einen für mich zu aufdringlichen Hang zur (aufgezwungen) Comedy, die nicht zum Kernthema passen möchte. Klar: Auch Alex Hunters "Journey" in FIFA 17 & 18 verfolgt einen unterhaltsam cineastischen und nicht dokumentarischen Ansatz, der ebenso wie die Longshot-Story in Madden von Humor und eher unrealistischen Situationen durchbrochen wird. Doch hier hat man sich für mich erzählerisch in eine Sackgasse manövriert. Klischeehafte Figuren, mitunter absurde Situationen und dabei nur wenige Entscheidungsmöglichkeiten. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ohne einen erzwungen wirkenden erzählerischen Bogen spannen zu wollen. Mir hätte es vollkommen gereicht, wenn ich mit meinem virtuellen Alter Ego auf dem Trainingsplatz Erfahrung (sprich: Fähigkeitspunkte) sammeln müsste, mir dann auf dem Feld der Ehre meine Sporen verdienen und nach und nach besser werden könnte, um schließlich mehr Einsatzzeiten zu erreichen. Nach all den Jahren, in denen man sich nur mit leicht veränderter Ausgangsposition auf den steinigen Weg hin zur NBA-Spitze begeben hat, wäre es Zeit für eine Reduktion aufs Wesentliche.
Die ewigen Talente und der Ruf des Geldes
Die "Neighborhood" mit ihrer offenen Struktur ist eine gute Idee und führt einige Modi zusammen. Doch unter dem Strich ist sie nur eine gigantische Aufforderung für Mikro-Transaktionen.
Mit der neuen Hub-Welt "Neighborhood", die man sich mit dutzenden anderen Spielern aller Figurenstufen und ihren virtuellen Ebenbildern teilt, geht man in Ansätzen sogar den dafür notwendigen Weg. Als instanzierte Gebiete findet man hier z.B. sein Penthouse, die Trainingshalle seines NBA-Teams, einen Pro-Am-Court, auf dem man seiner Streetball-Karriere folgen kann sowie Shops, in denen man sich Kleidung, Tattoos, neue Frisuren usw. kaufen kann. Und es gibt hier die Möglichkeit, sich auf offenen Plätzen mit anderen Spielern der Community zu zünftigen Duellen zu verabreden. Wer etwas mehr Risiko gehen möchte, kann in einer anderen Halle sogar die schwer verdienten so genannten Virtual Coins (VC) auf seinen Sieg setzen. Über Minispiele in der Trainingshalle bzw. dem Fitness-Studio, das ebenfalls ein „offenes“ Gebiet ist, in dem auch andere Baller zeitgleich zur eigenen Figur trainieren können, kann man seine Reaktionen oder bestimmte Spielsituationen unter Beweis stellen und Belohnungen abgreifen. Man kann die bereits angesprochenen VC aber auch für die Steigerung seiner Fähigkeiten einsetzen. Dies ist zwar auch nicht grundsätzlich neu in der Welt des 2K-Basketballs, doch dieses Jahr sind die damit verbundenen Aufforderungen zu Mikrotransaktionen und dem Einsatz von Echtgeld größer sowie penetranter als je zuvor. Es gibt zahlreiche andere Sportspiele, in denen man in der Karriere seine Fähigkeiten über Minispiele, praxisnahe Übungen sowie „Learning by doing“, also erfolgreiche Aktionen in Matches steigern kann. Davon kann sich Visuell Concepts für das Serienkonzept der nächsten Jahre gerne eine Scheibe abschneiden.
In der Trainingshalle kann man versuchen, seine Figur auf die nächste Stufe zu hieven. Einfacher geht dies aber mit VC, die man nicht nur im Spiel als Belohnung bekommen, sondern auch im Store für Echtgeld erstehen kann.
Denn hier schlägt man all zu schnell auf dem harten Boden der Mikrotransaktions-Tatsachen auf. So bekommt man z.B. kurz nachdem man nach dem angenehm umfangreichen Einstieg in die offene Hubwelt entlassen wird, die Aufgabe, sich beim Friseur einen neuen Haarschnitt verpassen zu lassen. Folgt man dieser Anweisung, sucht sich eine neue Frisur, ggf. eine neue Haarfarbe und evtl. sogar eine schicke Gesichtsbehaarung aus, wird man allerdings an der Kasse aufgefordert, ein paar seiner VC dafür abzugeben. Für etwas, das man in anderen Spielen als Teil einer Einführungsmission gratis spendiert bekommt. Hätte man das nicht angenehmer lösen können, indem man nur eine Hand voll von Frisuren wählen kann, diese aber umsonst kriegt? Zudem zwingt die eintönig graue Kleidung, die man sich mit allen Anfängern teilt, zusätzlich zum Kauf eines neuen Outfits. Hätte man nicht zum Ende des Einstiegs mehrere Klamotten-Sets zur Wahl stellen können? Alles riecht zu sehr danach, den Spieler zum Ausgeben seiner VC zu bewegen. Prinzipiell ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Spieler ihre Figur kosmetisch durch den Einsatz von Virtual Coins (und im Zweifelsfall Echtgeld) pimpen oder den Aufstieg zur Basketball-Legende nicht durch Zeit-, sondern Geldaufwand (sprich: Pay-to-shortcut) bewerkstelligen wollen. Nur muss dann sichergestellt sein, dass diejenigen, die sich für Zeitaufwand entscheiden, entsprechend entlohnt werden. Und dieser zugegeben diffizile Balanceakt, an dem auch schon andere Spiele zu knabbern hatten bzw. daran scheiterten, gelingt hier nicht. Schon wenn man die für einen sinnvollen Figurenaufstieg nötigen Punkte mit VC bezahlen möchte, steht ein frustrierender Grind ins Haus, da man für seine Leistungen kaum etwas bekommt.