Geheimnisse zwischen der Vertäfelung
Zwischen knorrigen Holzemporen und den vom rauen Wetter mitgenommenen Wänden gibt es allerlei detailreich gefertigte Schreibtische, Modelle und andere glänzenden Feinheiten zu entdecken, die mitunter schon zu schummrig beleuchtet sind und auch in den Rätseln wichtig werden. Welche Rolle z.B. das abgebrochene Stück einer Miniatur des Anwesens spielt, kann man sich vermutlich denken. Ein Highlight sind die in Möbeln verbauten Mechanismen und Geheimfächer. Ähnlich wie in
The Room kommt richtig eine gemütliche Knobelstimmung auf, wenn man alle Winkel einer Kommode unter die Lupe nimmt, um Verzierungen und Runen zu entschlüsseln, damit sich schließlich mit einem Klicken ein neues Fach öffnet. Hier sind zwar bei weitem nicht so vertrackte Mechanismen am Werk, trotzdem motivieren auch die Rechenaufgaben oder die Interpretationen gefundener Briefe.
Animationen sind nicht gerade die Stärke des Spiels.
Ein wenig schade ist allerdings, dass man in den nur gut sechs Stunden auf so wenige Puzzles stößt. Im Vergleich zu älteren King-Art-Abenteuern ist die Rätseldichte deutlich gesunken und man bleibt in dieser Hinsicht auch etwas hinter Konkurrenztiteln wie
Syberia 3 oder
Silence. So befindet sich der „Neustart“ von Black Mirror konzeptuell irgendwo zwischen dem sehr storylastigen Telltale-Prinzip und klassischen Point&Klick-Adventures. Manche Puzzles lassen sich auf alternative Weise lösen, z.B. indem man den Butler mit dem Wissen über seine illegalen Jagdpraktiken erpresst und so an den Schlüssel zum Keller gelangt. Die Qualität der Vertonung schwankt während solcher Dialoge: Mal freut man sich über die professionelle Leistung der deutschen Sprecher, anderswo klingt es so, als hätte sich die Aufnahmeregie einfach mit einem ersten, schlecht betonten Take zufriedengegeben. Musikalisch hält sich das Abenteuer stark zurück: In hektischen Momenten schwellen die Orchesterklänge schon mal dramatisch an, davon abgesehen bleibt es aber bei Stilmitteln wie leisen Flächen, einem tiefen Brummen oder Rauschen, welche die unheilvolle Stimmung unterstreichen.
Nervige Reaktionstests
Ziemlich schwach wirken auch die Reaktionstests in Davids Visionen, bei denen man zunächst ahnungslos durchs Bild irrt. Hat man man das Prinzip erkannt, wird es dagegen viel zu einfach, die nötigen Interaktionspunkte zu treffen - es sei denn, man bleibt wieder einmal irgendwo hängen und muss zurück zum letzten Speicherstand oder zum Auto-Save. Während Davids geisterhafter Aussetzer verzerrt sich das Bild auf surreale Weise und man erfährt bei der Beobachtung schemenhafter Figuren mehr über die finstere Vergangenheit der Familie und des Anwesens.
Das Gemäuer wartet auf seine Erkundung.
Auf der gewöhnlichen PlayStation 4 muss man im Vergleich zum PC nur mit geringen Abstrichen leben, z.B. mit einer etwas niedrigeren, aber stabilen Framerate. Die Xbox-One-Umsetzung wirkt auf dem Standard-Modell der Konsole allerdings wie hingeschludert. Eine niedrigere Auflösung und fehlende Kantenglättung erzeugen hier ein hässlich unsauberes Bild, doch dabei handelt es sich noch um die kleinsten Probleme. Wirklich auf die Nerven gehen die Framerate, die teilweise auf rund 15 Bilder pro Sekunde einbricht und das ständige Tearing, dass das Bild regelmäßig in der Mitte zerreißt. Sogar wenn man ein Objekt aus dem nicht allzu großen Inventar holt, um es vor den Augen zu drehen und zu untersuchen, zuckelt es mit wenigen Frames vor sich hin. Eine Hilfefunktion oder eine Hotspot-Taste hat sich King Art übrigens gespart. Im Gegenzug helfen einem aber Andeutungen in Dialogen und der Questlog auf die Sprünge – in Letzterem werden die wichtigsten aktuellen Aufgaben auf den Punkt gebracht.