PositionskampfMit den verschiedenen Schlägen habt ihr mehr Möglichkeiten als bisher, euer Spiel zu gestalten, was zu abwechslungsreichen Ballwechseln führt und die Dynamik echter Matches zum Leben erweckt. Den Schwerpunkt setzt Top Spin 2 dabei auf das Stellungsspiel, denn ihr müsst vor allem gegen spätere Gegner darauf achten, am richtigen Fleck zu stehen, um die Kontrahenten in eine unvorteilhafte Position zu zwingen. Sobald ihr sie da habt, wo ich sie haben wollt, braucht ihr einen exakten Ball ins andere Eck - am wirkungsvollsten sind natürlich Risikoschläge und Spezialschläge. Lasst ihr euch jedoch von eurem Gegenüber von links nach rechts über den Platz jagen, wird es schwierig, die Oberhand zu gewinnen: Hier helfen präzise Slices, ein Lob, der nicht als Schmetterball zurück kommt, oder flache Stops. Nur mit Glück schafft ihr in einer kniffligen Lage auch einen Risikoschlag - dann müssen Timing und Stellungsspiel aber wirklich stimmen. Top Spin 2 übersetzt die Faszination und den taktischen Anspruch des Tennis nahezu perfekt ins digitale Format. Ihr erlebt Partien, in
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Eure Karriere startet auf kleinen Plätzen, wie ihr sie in jeder größeren Stadt findet. |
denen ihr als erfahrener Profi den Gegnern ebenso leicht euer Spiel aufzwingt wie sich das Blatt innerhalb weniger Minuten wenden kann.Im Vergleich zum Vorgänger müsst ihr übrigens besser darauf achten, nah am ankommenden Ball zu stehen, bevor ihr Kraft zum Schlagen sammelt. Außerdem könnt ihr die Schlagrichtung wesentlich genauer festlegen als zuvor. Das hat auf der einen Seite zur Folge, dass die Bälle sehr viel öfter ins Aus gehen, auf der anderen Seite bekommt ihr dafür mehr Kontrolle über den Ball - sobald ihr die Steuerung im Griff habt, werdet ihr es den Entwicklern danken! Alles in allem erlaubt der Nachfolger ein flexibleres Spiel, das auch den Experten Schweißperlen auf
die Stirn treiben kann. Gelegenheits-Zocker werden mit der Simulation aber trotzdem glücklich: Mit einem Druck auf die A-Taste landet jeder Ball garantiert im gegenüberliegenden Feld und wenn ihr den Analogstick nur kurz antippt, gehen auch Slice und Lob in die richtige Ecke.
Langes Laden, kurzes SpielAuf dem Platz kann der Titel voll überzeugen - aber das Drumherum ist leider nicht auf Par mit den erstklassigen Auseinandersetzungen. Dabei haben sich die Mannen von PAM keine groben Schnitzer erlaubt, ließen aber einige Kleinigkeiten durchgehen, die den hervorragenden Eindruck trüben. Warum darf ich mir z.B. immer noch nicht aussuchen, ob ein Satz sechs statt der
vorgegebenen drei Spiele dauern soll? Wenn schon Simulation, dann richtig. Ich fahre schließlich auch für mein Leben gerne Drei-Stunden-Rennen in IndyCar Series. Erst DANN kommt doch richtige Wettkampf-Stimmung auf. Für einen gehörigen Dämpfer sorgen aber erst die extremen Ladezeiten. Wer die US-Fassung von Midnight Club 3 auf PSP kennt weiß, was ihn erwartet: Ihr starrt lange auf den Ladebildschirm, absolviert eine kurze Trainingsrunde, starrt lange auf den Ladebildschirm, nur um anschließend den Vorgang zu wiederholen und danach endlich - nach erneutem langen Laden - wieder ein Match zu spielen. Da hätte ein wenig Feintuning wahrlich gut getan.Weiterhin nervt mich, dass ich die Kamera vor jeder Partie neu einstellen muss, wenn ich sie hinter meinem Alter Ego positionieren will. Dass ich die (langweilige) Musik auch in den Menüs abschalte, wenn ich sie nur während der Turniere nicht hören will, stört ebenfalls - genau so wie es überall verstreute Schreibfehler ("öberraschen") tun. Das wirkt unfertig und unprofessionell. Die Simulation wird dadurch nicht schlechter, das echte Feeling kommt bei solchen Makeln aber nicht auf. Dazu tragen auch die schmerzlich vermisste Zeitlupe sowie zum Teil unglückliche Gesten der Athleten bei: Bei der Siegerehrung auf einem einfachen Sportplatz schauen die Sportler z.B. auf so hohe Zuschauerränge, wie es sie dort gar nicht gibt. Und die Freuden- bzw. Frusttaumel nach einem Punkt wirken meist überzogen. Eine einfache Beckerfaust oder Applaus an den
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Bei den Aufschlägen schafft ihr mit dem Risikoschuss so manches Ass. |
Gegner hätten mir meist schon gereicht. Stattdessen kann ich nur Emotionen abrufen, die Luftsprüngen und Wutausbrüchen gleichkommen.
KI-Größe?Und wenn ihr auf Karriere keinen Bock habt oder einfach nur mit ein paar Freunden eine Runde zocken wollt? Kein Problem: Entweder startet ihr ein separates Spiel (etwas unglücklich mit "Schaukampf" betitelt), wo ihr im Gegensatz zum Erstling auch als gemischtes Doppel antreten dürft, oder ihr vertreibt euch in einem der Partyspiele die Zeit: Schießt z.B. die Mauer des Gegenübers entzwei, bevor er eure eigene zum Einsturz bringt. Das erhöht die Motivation nur unwesentlich und ihr dürft auch nicht solo in die Partyspiele einsteigen - eine nette Ablenkung sind sie aber allemal. Für Xbox Live!-Kunden heißt es: Alles beim Alten. Ihr geht ins Internet, sucht eine Partie aus oder tretet einem offenen Match bei. Alles in allem machen die Mehrspielerrunden enorm viel Laune, wobei ich auch solo bis spät in die Nacht nicht von der Konsole weg kam. Die virtuellen Stars fordern euch mit unterschiedlichen Aufschlägen, spielen ihren eigenen Stil und überzeugen mit überraschenden Schüssen. Ihr werdet jedenfalls alle Hände voll zu tun haben, eure Karriere mit einem Sieg in Wimbledon zu krönen, müsst euch aber nie über unfaire Konkurrenz beschweren.