Test: Mass Effect (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Microsoft
Release:
20.03.2009
14.05.2009
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ab 7,00€
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Kampfsystem & Steuerung

Das taktisches Kampfsystem verströmt einen Hauch von Full Spectrum Warrior - aber leider kann man seine beiden Mitstreiter nicht gezielt getrennt postieren. (360)
Die Steuerung ist denkbar einfach: Es gibt z.B. eine optionale Zielhilfe für Leute, die mehr Lust auf Rollenspiel und weniger Lust auf präzises Anvisieren haben - wer will, kann sie auch abschalten und bekommt dann sein Shooterfeeling. Aber keine Bange, Mass Effect lässt sich trotz dieser Echtzeitelemente taktisch und ruhig spielen. Während der Kämpfe habt ihr immer die Möglichkeit zu pausieren, um die Waffen zu wechseln oder Fähigkeiten auf bestimmte Feinde anzuwenden. Ein schwerer Kampfroboter ist im Anmarsch? Einfach den rechten Bumper drücken und z.B. "Werfen", "Stase" oder "Heben" wählen, danach das Ziel anvisieren und mit einem roten Dreieck fixieren - das schleudert ihn nach hinten, friert ihn ein oder befördert ihn die Luft.

Da ihr immer in einer Gruppe zu dritt unterwegs seid, könnt ihr bei geschickter Wahl eurer Begleiter theoretisch auf alle Waffen-, Tech- und Biotik-Fähigkeiten zurückgreifen. Wer nur mit Kampfmaschinen unterwegs ist, darf sich nicht wundern, wenn er auf einem Planeten eine Sonde nicht bergen kann - dazu ist Elektronikwissen erforderlich! Man wünscht sich aber
Einen Tick ansehnlicher und insgesamt dank der Maus sowie der Speicherung während der Kämpfe etwas komfortabler: Die Pc-Fassung kann sich sehen lassen! (PC)
öfter, dass die Spezialisierungen der Charaktere wirklich notwendig sind. Als Commander habt ihr vollen Zugriff auf die Ausrüstung und Bewaffnung eurer Mitstreiter: Und ihr findet so viele Upgrades, Anzüge und zig Wummen von Version I - VII, dass das Limit von 150 sehr schnell erreicht ist. Danach könnt ihr Überflüssiges entweder zum Spottpreis verkaufen oder es in Gel umwandeln. Etwas ärgerlich ist dabei, dass es hier keine Automatismen gibt - ich muss im letzten Drittel des Spiels eine Liste von Dutzenden Items nach unten wühlen, um das schlechteste endlich zu finden und zu verkaufen. Hier wäre weniger vielleicht auch mehr gewesen, denn man vermisst in der Flut manchmal wirklich besondere Waffen oder so etwas wie Sets. Dafür wird jede noch so kleine Änderung in Sachen Rüstung sofort am Charakter angezeigt - vom pechschwarzen Panzer bis hin zum Camouflage-Design.

Bei den Aktionen eurer Mitstreiter bietet BioWare wiederum den vollen Komfort von Automatismen: Ihr könnt festlegen, dass eure Partner ihre Fähigkeiten selbst einsetzen, sich defensiv verhalten oder ihr könnt als Commander alles penibel manuell bestimmen. Das läuft auch alles wunderbar, lediglich bei der Wegfindung und Deckungssuche, die im Ansatz an Full Spectrum Warrior erinnert, zeigen sie Aussetzer: Manchmal besetzen sie nicht den günstigsten Punkt oder weigern sich, nach vorne zu preschen, obwohl der Weg frei ist. Außerdem vermisst man die Möglichkeit, die beiden Mitstreiter wirklich getrennt zu platzieren - also den stark gepanzerten Kroganer ganz vorne am Felsen, den schwachen Biotiker mit seinen Distanzfähigkeiten weiter hinten. Hier hätte Mass Effect etwas mehr taktischen Einfluss ermöglichen sollen. Ärgerlich ist, dass sie beim selbständigen Feuern auch oft in ein Hindernis schießen, ohne sich eine günstigere Position zu suchen - hier muss man des Öfteren Babysitting betreiben, damit die Projektile und Laser auch beim Feind ankommen. Trotzdem kann man Wegfindung und Kampfaktionen der Begleiter unterm Strich als gut bezeichnen. Zudem sieht es klasse aus, wenn man gerade von einem schweren Geth-Verwüster bedrängt wird und ein Mitstreiter diesen plötzlich über geschickten Biotikeinsatz nach hinten schleudert. Der Kampf ist immer taktisch und bis auf die Granaten, die leider auf der schwer zugänglichen Back-Taste liegen, komfortabel zu bedienen.

Alte BioWare-Schwächen?

In der Hauptstadt findet man neue Auftraggeber und erkundet ein riesiges Areal. Allerdings vermisst man in den beiden einzigen Bars die Lebendigkeit - ihr dürft nur bestimmte Personen ansprechen. (360)
Die Dramaturgie ist klasse, die Welt wirkt lebendig, die Spieltechnik ist sehr gut, die Kampfmechanik funktioniert gut. Aber wie sieht es mit dem erzählerischen Einstieg aus? Wie gut ist die eigentliche Story? Durchwachsen. Denn die Story könnte nicht gewöhnlicher anfangen: Ihr seid auserwählt, die Welt zu retten. Das ist nicht wirklich originell. Ihr startet das Spiel im Jahr 2183 als anerkannter Held, als Vorzeigesoldat der menschlichen Rasse, die erst seit kurzer Zeit mit außerirdischen Völkern Kontakt hat. Die Menschen sind nicht unbedingt beliebt, sie gelten als ehrgeizige Parasiten mit dem Willen zur Macht - ihr werdet auf Misstrauen, Spott und Hass treffen. All das verwebt BioWare hervorragend über kleine Kommentare und Sticheleien zu einem authentischen Erlebnis.

Mass Effect lässt euch allerdings nicht lange im Dunkeln darüber, wer die Welt vernichten will: Schon nach der ersten Mission wird das Feindbild in Form des Turianers Saren in euer Bewusstsein gemeißelt - bis zum Finale. Das ist dramaturgisch nicht besonders klug, denn so beschränkt sich die Ungewissheit nur darauf, wie er das Universum vernichten will. Wo bleibt da das Mysterium? Erinnert ihr euch an Baldur`s Gate 2 ? Da war lange Zeit unklar, wer überhaupt die Fäden zieht. BioWare behält sich zwar ein paar überraschende Nuancen vor, aber man wundert sich gerade zu Beginn über diesen fast schon
Den Feind immer vor Augen: Der Turianer Saren tritt meist zusammen mit seinen Robotersöldnern, den Geth, auf. Diese erinnern an die Kampfdroiden aus Star Wars und begegnen euch in zig Varianten vom einfachen Kundschafter bis zum schweren Verwüster. (360)
plumpen Spannungsraub. Und ehrlich gesagt ist man auch spielerisch nach zwei Stunden etwas ernüchtert: Alles fühlt sich noch zu sehr an wie Star Wars: Knights of the Old Republic 2.0. Das war wahrlich kein schlechtes Spiel - im Gegenteil. Aber es hatte auch damals Schwächen und Eigenheiten, denen man schon in den ersten Missionen wieder begegnet: Man öffnet die Karte und erkennt ohne jegliche Erkundung des Gebiets sofort den Levelschlauch samt der wichtigen Punkte, die man erreichen soll. Muss man gleich die ganze Map lüften und mir den Moment der Entdeckung nehmen?

Plötzlich stehen ohne Zusammenhang Kisten in der Landschaft, die ich plündern kann. Okay, ich freue mich über Scharfschützengewehr und Granaten-Upgrade, aber warum liegt das da so rum? Und wenn ich in einem Privatraum einen Schrank oder Safe knacke, hat das ebenfalls keine Konsequenzen - niemand regt sich auf, scheinbar haben alle Truhen auf mich gewartet. Bewohner reagieren auch nicht auf meine gezückte Waffe - selbst Wachen nicht! Okay, ich darf zwar nicht schießen und bin kein Dieb, aber ein modernes Rollenspiel sollte hier lebendigere Reaktionen zeigen - Gothic in Variante 1 lässt grüßen. 

      
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Kommentare

Stalkingwolf schrieb am
Mass Effect 1 hat auch schon paar Jahre auf dem Buckel. Teil 1 war imo auch der schlechteste Teil der Serie ( aber immer noch sehr gut ). Teil 2 ist der beste und Teil 3 ist knapp hinter Teil 2.
Im zweiten Teil nimmt das Copy&Paste merklich ab. Teil 3 ist von der Umgebung der beste Teil, aber die Storys ist in Teil 2 besser.
In Teil 2 liegt der Fokus auch mehr auf dem Gunplay und wurde imo auch stark verbessert. Einige mögen daher eher Teil 1 weil es mehr RPG Elemente besitzt die nach und nach in der Serie entfernt wurden.
Ich weiß nicht wie Teil 1 auf dme PC ist, da ich diesen auf der Xbox 360 gespielt habe. Aber ich erinnere mich das viele wegen dem Port gejammert haben. 2 und 3 sind auf dem PC technisch eine Bombe. Es gibt auch ( für 2 weiß ich nicht 100% ) auch HD Texturen zum Download.
Gummirakete schrieb am
Ja, ich bin spät dran, aber nun spiele ich auch ME auf dem PC (Trilogy gekauft). ;)
Alle in meinem Umfeld waren begeistert ? und ich kann es nicht nachvollziehen.
Schlauchförmige Level, erstellt mit Copy & Paste. Ob Weltraumfrachter oder eine unterirdische Station, dasselbe Layout. Selbst Planetenoberflächen sind geclont und kommen nur in anderen Farben daher. Alle Stationen auf den Planeten sind identisch. Furchtbar öde.
Ähnlich die Kämpfe. Da Gegner mitskalieren, spielt Ausrüstung kaum eine Rolle. Die selben Gegner von Level 5 sind jetzt auf 30 genauso leicht oder schwer zu knacken.
Die KI ist nervtötend, da meine Mitstreiter ständig zurückbleiben und ihre Fähigkeiten wahllos in Hindernisse versenken. An die Hand nehmen kann man sie schlecht, da im Zielmodus keine Ziele ausgewählt oder Laufpositionen festgelegt werden können.
Auch nerven Kleinigkeiten, wie lahme Aufzüge und Türen. Nebenaufträge in der Hauptstadt habe ich wegen der ewigen Lauferei abgebrochen.
Spaß machen die Dialoge und die Interaktionen mit den NPCs. Eigentlich zwinge ich mich nur wegen der Story zum Weiterspielen und hoffe auf den nächsten Teil. Darum spiele ich jetzt nur noch die Hauptquests.
Danny1981 schrieb am
Blood-Beryl hat geschrieben: DA2 als das bessere Spiel zu bezeichnen, erscheint mir trotzdem als Hardcore-Blasphemie.^^;
haha, glaub mir, ich WOLLTE Mass Effect mögen :)
Ich habs ja nicht umsonst so oft angefangen, weil ich gedacht hab "Das muss doch zünden!"
Ich LIEBE gute Storys in Spielen. Aber Mass Effect....puh....also, wenn das Spiel SO über die Story gelobt wird, bzw. für die Gruppendynamik und die Charaktere, aber die Interaktion mit Partymitgliedern im 15 Jahre alten Baldurs Gate bzw. Planescape Torment etwa 100x so intensiv war - dann sollte man sich halt fragen, ob da was mit den Ansprüchen nicht stimmt ;P
Und ich hatte / habe zur Zeit einfach lust auf ein "episches" RPG und Dragon Age 2 gab es da als Alternative (um Himmels Willen - kein sehr tolles Spiel^^). Als Vergleich wenn man beide eher "mäh" findet aber sie am selben Tag spielt - da sticht DA2 doch sehr positiv heraus : Besseres Skillsystem (ich benutze in DA2 jeden Skill!), Besseres Design (keine kargen, leeren Räume ohne Interiör - aber auch bei weitem nicht toll! Es geht nur um den VERGLEICH), Bessere Gruppendynamik....naja. Kein tolles Spiel, aber wirklich um Welten besser als das ME-Desaster...
Wurst :D
Ich habe mir jetzt nochmal Skyrim installiert und bin nach 2 Tagen modden fast soweit, dass ich stabil spielen kann :D
Nik_Cassady schrieb am
Blood-Beryl hat geschrieben:
das Kampfsystem kommt einem nach ME2&3 aber absolut krampfig vor.
Mir hat das Kampfsystem aus ME 1 mit gewaltigem Abstand am besten aus der Reihe gefallen.^^
Das Überhitzungssystem finde ich einfach deutlich dynamischer und einen Tick taktischer als die Munitionsbeschränkungen der Nachfolger.
Ich hatte bei dem ME1 replay das Gefühl förmlich an den Wänden in Deckung zu kleben und mich erst wieder mühsam abschälen zu müssen bevor ich mich wieder frei bewegen konnte. Krampfig im Sinne von undynamisch.
johndoe827318 schrieb am
das Kampfsystem kommt einem nach ME2&3 aber absolut krampfig vor.
Mir hat das Kampfsystem aus ME 1 mit gewaltigem Abstand am besten aus der Reihe gefallen.^^
Das Überhitzungssystem finde ich einfach deutlich dynamischer und einen Tick taktischer als die Munitionsbeschränkungen der Nachfolger.
Leider hat mir das Gamedesign zu viele Macken als dass ich den Teil nochmal durchspielen würde (ewig langes Planetenabgrasen mit dem Fahrzeug; zu oft zu lange Kampfdurststrecken...).
DA2 als das bessere Spiel zu bezeichnen, erscheint mir trotzdem als Hardcore-Blasphemie.^^;
schrieb am