Alles bleibt anders
Der erste und durchaus bedeutende Unterschied liegt in der Art der Darstellung: Setzte das Original aus dem Jahr 1998 auf vorberechnete Bilder mit statischen Kameraperspektiven, orientiert man sich bei der Neuauflage an den Teilen 4, 5 sowie 6 und steuert die Figuren in Schulteransicht durch die Echtzeit-3D-Kulissen, bei der die Kamera in Hüfthöhe und damit recht nah hinter den spielbaren Charakteren positioniert wird.
Kommen einem die Untoten zu nah, kann man neuerdings auf Verteidigungsoptionen zurückgreifen.
Damit einher gehen weitere Veränderungen sowie mechanische Ergänzungen, die ursprünglich nicht vorhanden waren – allen voran die Möglichkeit, zu schießen und sich dabei gleichzeitig zu bewegen. Zudem stehen einem Verteidigungsoptionen zur Verfügung, die beim Remake von Resident Evil auf dem Gamecube eingeführt wurden. Dadurch ist es auch hier möglich, den bisswütigen Zombies einen Dolch in den Schädel zu rammen oder sich mit anderen defensiven Abwehrmaßnahmen ein wenig Luft und Abstand von den Angreifern zu verschaffen. Ansonsten bleibt viel beim Alten: Gespeichert wird an Schreibmaschinen (allerdings ohne nötige Farbbänder), es werden fleißig Heilkräuter gemischt und Inventarplätze sind rar, doch können Gegenstände wie gehabt in Kisten deponiert werden.
Eine unheilvolle Rückkehr
Ein vertrautes Bild...und doch hat das Remake einige Überraschungen in petto.
Trotz der modernisierten Spielmechanik und frischer Perspektive fühlt man sich bei der Rückkehr in die Polizeistation von Raccoon City mit ihrer pompösen Eingangshalle gleich wieder wie zu Hause. Doch auch andere Räume haben häufig einen gewissen Wiedererkennungs-Effekt und bewegen sich stilistisch nah an der Vorlage. Trotzdem ist die Neuauflage insgesamt düsterer als das Original: Viele Korridore durchschreitet man mit der Taschenlampe in der Hand und sieht dabei zu, wie sich der feine Lichtkegel beim Umsehen bewegt und die Schatten in Echtzeit dazu tanzen – immer unter voller Anspannung, weil hinter jeder Ecke plötzlich ein Zombie hervorspringen und seine spitzen Zähne in Leons Fleisch bohren könnten. Die unheilvolle Klangkulisse trägt ebenfalls dazu bei, dass die ganze Szenerie deutlich bedrohlicher wirkt als im Original. Atmosphärisch verströmt diese Neuauflage ein wohliges Horror-Flair, das auch von der expliziten Darstellung der verstümmelten und hässlich entstellten Zombie-Gegner profitiert.
Das Leuchten mit der Taschenlampe fördert in Kombination mit den daraus entstehenden Licht- und Schattenspielen die dichte Atmosphäre.
Schön zudem, dass auch Kenner des Originals auf ihre Kosten kommen dürfen: Selbst wer die Vorlage in- und auswendig kennt, wird durch die neue Platzierung von zentralen Objekten und anderen verschlossenen Türen gefordert, sich mehr oder weniger unvorbereitet dem Horror zu stellen. Selbst manche Gegner werden neu platziert und genau wie damals beim Remake für den Gamecube wird teilweise mit dem Wissen der Fans gespielt, wenn etwa der gefährliche und ekelhafte Licker nicht an der gewohnten Stelle auftaucht, sondern jederzeit an einer anderen Stelle aus der Dunkelheit hervortreten und mit seiner widerliche Zunge herumwedeln könnte. Gerade durch diese Neu-Arrangierung erlebt man diesen modernisierten Horror-Trip wieder ähnlich intensiv wie damals.