Test: Cryostasis: Sleep of Reason (Shooter)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: 1C Company
Release:
28.05.2009
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Doch hier zieht sich die Ideenlosigkeit leider durch das gesamte Abenteuer: Ich betrete einen Raum, lege einen Hebel um, sehe einen Toten und verhindere seinen einstigen Tod. Vielleicht mache ich auch einen kurzen Sprung in seine Zeit, woraufhin mich in meiner Realität ein Untoter attackiert. Dass auch mal zwei Gegner auf mich losgehen, ist eine Seltenheit. Da passiert es schon häufiger, dass mich ihre Axt durch einen Zaun hindurch erwischt oder dass ein Teil ihres Polygon-Körpers direkt durch die Tür "lugt". Nein, als Ego-Shooter, der Cryostasis trotz seiner Anleihen beim Survival-Horror ebenfalls sein will, wirkt das Spiel zäh, monoton und belanglos.

Das Los des Tauchers

Doch was ist mit dem Horror, der nicht nur in vielen Rückblenden aufgebaut wird, sondern auch durch spielerische Überraschungen für Spannung sorgt? Für mich waren es nämlich die bedacht verteilten, aber immerhin kurz vor jedem Motivationstief gesetzten Szenen, mit denen sich das Geheimnis um die Nordwind hervortut. In einer Rückblende stecke ich z.B. plötzlich in der Haut eines Tauchers, der noch in seinem Anzug von irgendetwas durch das Schiff geschleift wird. Selten habe ich Wehrlosigkeit in einem Spiel so intensiv erlebt wie in jenem Augenblick, als der "Zombie" mit einer Axt auf mich einschlug. Das Glas meiner Glocke splittert, Blut spritzt auf den Anzug - und noch einmal geht die Axt auf mich nieder, und noch einmal...

Und auch die Szenen, während derer ich in der Vergangenheit als fremder Matrose überleben muss, tun dem sonst gemächlichen Spieltempo natürlich gut! Wichtiger wäre allerdings gewesen, den öden Ego-Shooter auch mit spielerischer Abwechslung zu füllen. Rätsel gehören meist zur Kategorie "Lege erst diesen Schalter um, dann wird dort der Weg frei". Abgesehen davon gibt es bis aufs Geradeauslaufen nichts zu tun.

Ein kaltes Lüftchen

Schön, dass die fast komplett abwesende Musik eine dichte Atmosphäre erzeugt und dass das gelegentliche Schmelzen des Eises visuelle Zeichen setzt! Nicht so schön aber, dass die Bildrate in zu vielen Situationen massiv in die Knie geht, während die Hardware-Anforderungen ohnehin im gehobenen Bereich liegen. Ärgerlich auch, dass die Entwickler diese einmal aufgebaute Stimmung spielerisch kaum nutzen.

Ich stehe auf einem verlassenen Schiff irgendwo in der Arktis, meine Sicht wird von Eisblüten bedeckt, das gefrorene Wasser knirscht unter meinen Füßen und ich lausche dem beißenden Pfeifen des Polarwindes - das sind Momente, die in Erinnerung bleiben! Aber wieso spielen Kälte und Einsamkeit denn kaum eine Rolle? Cryostasis versucht sich zwar an einem einfallsreichen Gesundheitssystem, denn ich kann meine Kraft nur an Wärmequellen wiederherstellen. Es sieht zwar imposant, wenn das Eis beim Einschalten einer großen Hitzequelle von den Wänden rinnt. Doch warum stehe ich z.B. nicht unter dem ständigen Druck, mich schnell fortzubewegen, weil ich sonst irgendwann erfriere? Und warum muss ich sekundenlang vor Glühbirnen oder Generatoren verharren, um meine Energie aufzufrischen? Fünfmal zog mich das ungewöhnliche "Aufladen" in eine erbarmungslose Eiswelt - beim sechsten Mal wollte ich nur noch über eine herkömmliche Erste-Hilfe-Kiste rennen, denn spielerisch tut auch diese Idee leider nichts zur Sache.

 

Kommentare

Randall Flagg schrieb am
Ich habe das Spiel am Wochenende durchgezockt. Und irgendwie ist es so, dass jedes gute Nischengame bei 4players nur in den 60er Bereich kommt. Das war bei The Void so und bei Call of Cthulhu schon so. Ihr solltet euch demnächst echt mal von Horror-Spielen auf dem PC distanzieren, zumindest denjenigen, die aus der Ego-Sicht spielen :p
Das Spiel ist natürlich nicht perfekt, deswegen sind einige Kontrapunkte wie etwa der Levelschlauch oder die Abwechslung zunächst berechtigt, können aber auch sofort widerlegt werden: Der "Schlauch" dient zur besseren Erzählbarkeit der Geschichte. Die Nicht vorhandene Abwechslung ist nur logisch, schließlich ist das kein Kreuzfahrtschiff sondern ein Eisbrecher der Gefangene Transportiert ... Und dass man nicht sehr oft draußen unterwegs ist, ist nur realistisch. Schließlich kackt man da nach einigen Sekunden ab, bei der Kälte.
Ebenfalls sinnig ist auch die Lebensanzeige, die ja nur aus einem ... nennen wir es Thermometer besteht. Das verdeutlicht nämlich sehr gut, dass die "Zombies" eigentlich gar nicht real sind sondern eher aus dem Verstand des Protagonisten kommen. Man blutet ja schließlich nicht, wenn man getroffen wird, sondern man friert.
Die Story, die nebenbei erzählt wird, ist eine Metapher zur eigentlichen Handlung. Der Käpt'n führt seine Leute in den "finsteren Wald", aber alle wenden sich gegen ihn. Danko (der Held der "Wald-Sage") steht auch gleichzeitig für den Protagonisten, denn auch die Mannschaft "kämpft" gegen ihn.
Auch wenn ich mich jetzt zu den "gnaaaa das Game hätte das und das verdient" Kiddies geselle, so muss ich doch ehrlich sagen, dass es locker ne 75 hätte verdienen müssen. Vor allem wenn man bedenkt wieviel Doom 3 kassiert hat :ugly:
Ach ja, nochwas zu den Hardwareanforderungen: Eis und Wasser zu simulieren braucht halt verdammt viel Power. Habt ihr euch mal angesehen wie das ganze Eis schmilzt? Das sieht verdammt realistisch aus, wie die Eisblumen langsam zerlaufen und zerfallen.
Allerdings sehen dafür die...
Ankh20 schrieb am
Da sieht mal wieder das 4Players keine Ahnung hat was sie schreiben. Oh war sicher zu kalt im Zimmer und da das Spiel auch in der Kälte spielt war das unangenehm und darum 20% abgezogen. Oder wars euch zu unbrutal? Oh noch 5% abgezogen. Wow da muss man sich ja fremdschämen.
UberSoldat schrieb am
@Killerdingo Eben und darum finde ich den Test auch so schlecht, da er meiner Meinung auch sehr subjektiv bewertet war.
z.B. das Heilungssystem negativ zu bewerten sagt eigentlich alles.
1. Ist es innovativ und definitiv NICHT nervig
und
2. Passt es, wenn man den Sinn dahinter kapiert hat
Und wtf.. es gab Rätsel? Ich habe es jetzt zwei mal durch gespielt und nichts bemerkt, was mehr als cummon sense braucht, um es zu überwinden.
Ich hätte dem Spiel eine Wertung zwischen 75 und 85 gegeben, weil es wohl auch Geschmackssache. Aber defintiv nicht weniger.
Habe auch anderweitig ähnliche meinungen gesehen, denen ich voll und ganz zustimmen kann:
"What an ending! What a well told story! What a game! Watching the credits all the way through and listening to the music was icing on the cake. I almost shed a tear."
"Easily game of the year so far, but it's not going to happen because no one knows about it...watch "Call of Duty 54" "
Alles in Allem kann ich sagen, es ist nichts für Leute, die sich gern alles vorkauen lassen. Allen Anderen empfehle ich, euch das game nicht durch die schlechte Wertung vermiesen zu lassen :)
Bei mir hat es sich auf jeden Fall seinen Platz bei meinen Favoriten verdient.
teufelskrieger schrieb am
Die Kritik an dem Spiel ist meiner Meinung nach etwas zu heftig. Denn so schlimm wie beschreiben empfand ich es nicht. Die Spielmechanik war so noch nicht da, die Idee mit dem Gesundheitsaufladen find ich persönlich genial, man bringt es auch mit der Thematik Eis perfekt in Einklang. Die Geschichte ist spannend, auch wenn es gegen Ende etwas abflacht. Nichtsdestotrotz bereue ich nicht den Kauf des Spiels, ich persönlich gebe gute 80%
srscat schrieb am
Mir gefällt das Spiel auch sehr gut.
Was mich nur nervt ist wenn die Savegames auf einmal kaputt sind und man wieder von vorne Anfangen muss :x
Und die Performance ist auch nicht die Beste.
Aber Spass macht das Spiel es allemale :D
schrieb am