Automatisiertes Truppen-Management
Leider werden Taktiker, die auch nur einigermaßen authentische Kanonen- und Musketenschlachten erwartet haben, wie sie z.B.
Imperial Glory oder
Cossacks 2 bieten, von Beginn an enttäuscht. Die Kämpfe in AoEIII lassen sich fast
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Leider schießen Einheiten sowohl durch Mauern als auch Häuser und sogar erhöhtes Gelände. |
automatisiert und ohne große Planung bestreiten. Natürlich erwartet keiner von der Reihe historischen Realismus oder eine Simulation der Militärgeschichte - gar keine Frage. Aber man hätte deutlicher spüren müssen, dass im Zeitalter des Schießpulvers anders gekämpft wird als im Mittelalter. AoEIII bietet trotz der spektakulären Kanonen meist ein herrlich anzuschauendes Handgemenge, dem sowohl die Distanz der Formationen sowie die Dynamik der gezielten Erstürmung von Stellungen fehlt.
Man hat einfach zu wenig Eingriffsmöglichkeiten: Ihr könnt lediglich bestimmen, ob sich eure Truppen defensiv oder aggressiv, in einfacher oder gestaffelter Schusslinie aufstellen, um Fernangriffen besser zu trotzen. Reiter dürfen noch zum Sturmangriff blasen - das war's. Sobald ihr eine Gruppe befehligt, stellt sie sich automatisch mehr oder weniger gut auf; hier hat
der erste Patch immerhin schon einige Probleme behoben. Sehr lobenswert ist wiederum die einheitliche Marschgeschwindigkeit: Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen laufen hier auch Truppen unterschiedlicher Art in einem Tempo zum Zielpunkt. Auf diese Weise können sie sich im Bedarfsfall besser verteidigen.
Aber: Ihr könnt keine Linie, keinen Kreis, keine Reihe manuell bestimmen. Ihr könnt auch keine Einheit gezielt auf ihrem Weg beschützen wie noch in AoEII. Es gibt keinerlei Finessen wie Flankenangriffe, schnelles Eingraben oder das sinnvolle Ausnutzen von Höhenvorteilen - so schön die Landschaft aussieht, so nutzlos ist sie taktisch. Das musste Bruce Shelley auf der Games Convention bereits selbstkritisch eingestehen und schob den schwarzen Peter der nicht ausreichenden Entwicklungszeit zu (
vgl. News). Dass man selbst durch Bäume, Felsen, Hütten und ganze Bodenerhebungen schießen kann, dürfte allerdings kein Zeit-, sondern ein Designproblem sein.
Rise of Nations ist dagegen ein Eldorado für strategisches Feintuning. Und selbst im Vergleich zum sieben Jahre alten AoEII ist dieser Stillstand in Sachen Kampfsystem enttäuschend.
Akustisches Feedback & Teamplanung
Dafür gibt es andere Lichtblicke: Neu ist, dass eure Armee nach einem Sieg euphorisch jubelt. Dieses emotionale Feedback wird zwar nicht so konsequent genutzt wie in
Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde , da es keine Moraleinbrüche gibt, aber die Kulisse wirkt einfach lebendiger. Dazu tragen auch die Kommentare eurer Gegner bei: Ähnlich wie in
Black & White 2 geben andere
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Auch auf hoher See wird entdeckt und gekämpft - das Meer und die Küste sehen fantastisch aus. |
Herrscher abfällige Bemerkungen ab - Iwan der Schreckliche pöbelt, Elizabeth II. stichelt, Friedrich nörgelt. Eine gute Idee, die leider nicht immer ganz sauber umgesetzt wurde, denn es schleichen sich einige falsche Bemerkungen zum falschen Zeitpunkt ein, wie z.B. das Lästern über meinen "unauffälligen Kundschafter", obwohl der gar nicht unterwegs ist.
Das sind ohnehin nur interessante Nettigkeiten am Rande, die zeigen, wohin die Reihe gehen kann, wenn man das Akustikfeedback noch überzeugender einsetzt und das Genre mit mehr Emotionen bereichert. Viel motivierender ist das neue Team-System, in dem ihr euren KI-Partnern direkte Befehle geben könnt: Ihr könnt mit bis zu acht Teilnehmern zufällige oder gewählte Allianzen festlegen und euren Verbündeten sagen, dass sie sich auf eine starke Wirtschaft, eine solide Verteidigung oder einen frühen Angriff vorbereiten sollen. Im Spiel könnt ihr dann Waren tauschen und komfortabel Angriffspunkte auf der Karte festlegen: Ihr steht mit eurer Armee gerade an der linken Flanke der gegnerischen Siedlung? Dann sagt eurem Verbündeten, er soll die rechte Flanke attackieren und schon erkennt ihr auf der Minikarte, wie sich seine Truppen in Bewegung setzen - und hier lacht dann endlich auch das Feldherrenherz!