Star Wars-Skepsis
Ich liebe Rollenspiele, habe Baldurs Tor mehrere Male unter Einsatz meines Lebens besucht und erst kürzlich begeistert die Schatten von Undernzit ausgetrieben. Zwar zeigt auch das Star Wars-Universum herrliche Fantasyseiten, aber die letzten Filme und Spiele ließen mich absolut kalt.
Um es kurz zu machen: ich bin ein Star Wars-Muffel. Die Lizenzausschlachtung hat dem an sich faszinierenden Universum von George Lucas den magischen Reiz geraubt, den die ersten Filme noch verströmten.
Um so skeptischer war ich, als die ersten euphorischen Wertung aus Übersee herüber schwappten, die das 4000 Jahre vor Luke Skywalker angesetzte Rollenspiel
Star Wars: Knights of the Old Republic (KotOR) mit Traumwertungen überhäuften: "Alles bloß Star Wars-Fanboys!" war mein erster Gedanke. Doch schon der zweite ließ die Zweifel schrumpfen, denn BioWare steht eigentlich für Rollenspielqualität erster Güte.
Und die Kanadier haben nach ein paar Stunden Spielzeit das Unfassbare möglich gemacht: aus einem Star Wars-Abstinenzler, der einen weiten Bogen um das Online-Rollenspiel
Star Wars Galaxies macht, das Lichtschwert des aktuellen Actiontitels
Jedi Knight II verschmäht und der im Grunde lieber mit Halborks als mit Wookies loszieht, wurde mit der Zeit ein begeisterter Jedi-Kämpfer.
Charaktererschaffung
Dabei entfacht der Einstieg bei eingefleischten Rollenspielern zunächst keine Euphorie, denn es gibt nur drei Klassen sowie eine bescheidene Figurengestaltung: Ihr habt die Wahl zwischen dem listigen Gauner, dem umsichtigen Späher und dem kampferprobten Soldaten. Danach könnt ihr zwischen männlichen und weiblichen Modellen wählen und ein Porträt aussuchen. Etwas mehr Gestaltungsfreiheit hätte sicher nicht geschadet.
Dafür können sich die inneren Werte der Charaktererschaffung mit jedem Genre-Schwergewicht messen: Sechs Attribute wie z.B. Stärke, Geschicklichkeit und Weisheit, acht Fähigkeiten wie Computerkenntnisse, Tarnung und Bewusstsein sowie über ein Dutzend passive und aktive Kampftalente à la Kampf mit zwei Waffen oder Scharfschütze lassen schon zu Beginn erahnen, dass BioWare hier kein Rollenspiel light abliefert.
Das ausgefeilte System sorgt nämlich schon beim ersten Aufstieg für die bittersüße Qual der Wahl, welche Fähigkeiten und Talente gefördert werden sollen. Unentschlossene können das auch automatisieren, so dass die wichtigsten Eigenschaften erhöht werden. Allerdings sollte man spätestens als Jedi selbst Hand anlegen, denn hier kommen noch mal die drei Klassen Wächter, Hüter und Gesandter sowie über 40 delikate dunkle und helle Machtfähigkeiten hinzu: Lichtschwerter werfen, Gegner per Machtstoß niederschlagen, Wirbelstürme entfachen, Feinde würgen, betäuben oder einfach ängstigen. Bis zum maximalen Level 20 gibt es eine Menge fiese Kniffe zu entdecken.