Im Test:
Umweltschutz auf die britische Art
Statt einen neuen Teil aus dem Boden zu stampfen, hat Team 17 wieder die Recycling-Maschine angeschmissen: Worms Reloaded ist eine für den PC überarbeitete Fassung von Worms 2: Armageddon (Xbox 360 und PS3), welche ihrerseits ebenfalls
auf älteren Titeln wie Worms: Open Warfare 2 (PSP, DS) und Worms (Xbox 360 und PS3) aufbaut. Daher gibt es auch ein Wiedersehen mit vertrauten Kulissen wie der Londoner Innenstadt oder steinalten Kultstätten auf einer tropischen Insel. Obwohl sich im Hintergrund einiges bewegt, herrscht ein eher schlichter aber liebenswerter Comic-Stil vor. Das knisternde Feuer sorgt für fiese Kettenreaktionen.
Vor der Kulisse geht es beinahe so klassisch zur Sache wie vor fünfzehn Jahren im Ur-Worms auf dem Amiga. Zwei bis vier Spieler besitzen jeweils ein Team aus vier putzigen kleinen Würmchen, welche sich mit abstrusen Waffen wie einem fliegenden Superschaf und dummen Sprüchen gegenseitig aus der zerstörbaren Landschaft bomben. Das Gemetzel läuft rundenweise ab: Mit rhythmischem Quietschen krieche ich zu einem der gegnerischen Weichtiere, platziere mit fiesem Kichern eine Stange Dynamit neben ihm und mache mich mit ein paar Hopsern aus dem Staub. Da er sich nicht wehren darf, detoniert mein Geschenk direkt vor seiner Nase und leert ein gutes Stück seiner Energieanzeige. Die Rache vom anderen Ende der Telefonleitung folgt promt: Als mein Gegenüber am Zug ist, schwingt er sich elegant mit seinem Ninja-Seil durch einen schmalen Felsspalt und wirft nun meinem Kriechtier eine knisternde Stange Sprengstoff vor die Füße.
Fiese Kettenreaktionen
Die Wucht der Explosion schleudert mich zunächst in eine der verstreuten Landminen, dessen Detonation mich wiederum ins Wasser befördert, wo mein Schützling blitzschnell absäuft. Wenn man nicht gerade selbst das Opfer ist, treiben solche Kettenreaktionen nach wie vor die Schadenfrreude in ungeahnte Höhen. Auch die neuen Flammen sorgen für empfindliche Energieverluste: Wenn sich in einer Mulde eine Feuersbrunst breit gemacht hat (z.B. nach dem Wurf einer Benzinbombe), brutzelt es noch ein ganzes Weilchen weiter und nagt derweil an der Lebenskraft der getroffenen Opfer.
Nützlich sind auch einige andere Neuerungen: Die explosiven Frettchen klettern kopfüber an der Decke und durch schmale Höhlen; ein großer Elektromagnet auf der Bergkuppe lenkt Metallgegenstände wie die Raketen des gefährlichen Luftschlags ab. Außerdem gibt es ein automatisches Geschütz, einen Super Bunker Buster und weitere Gemeinheiten. Insgesamt werden 47 Waffen und Werkzeuge mitgeliefert - die meisten davon sind allerdings aus den Vorgängern bekannt. Alles Böse kommt von oben!
Die Ranglisten-Matches und Spiele mit eigenen Regeln steigen auf unterschiedlichem Terrain: In breiten Levels sind die Widersacher gut zu erreichen und in den vertikalen Exemplaren kämpft man sich mit dem Jetpack an hohen Bergen empor. Bei Forts schließlich stehen sich die Mannschaften auf zwei durch einen Graben getrennte Festungen gegenüber. Als lustig erwiesen sich auch die Matches, in welchen massenhaft Extrawaffen auf die Erde nieder segeln. Weitere Modi sind Bazooka & Grenade mit den entsprechenden Waffen, ein Profi-Modus sowie ein Seil-Rennen. Das Ninja Rope ist übrigens ein wenig unflexibler als im alten Worms Armageddon und lässt sich nicht ganz so elegant bedienen.
Alles nur für die Kohle?
Wer sich erst einmal warm schießen und die Waffen ausprobieren möchte, kann das im knapp gehaltenen Tutorial und der ebenfalls nur 35 Levels kurzen Kampagne erledigen. Leider gibt es diesmal kaum spannende Rätselaufgaben auf wie in Worms: Open Warfare 2. Stattdessen konzentriert sich alles auf gewöhnliche Kämpfe gegen die stark schwankende KI: Manchmal schmeißen mir die Computerwürmer mit übermenschlicher Präzision eine Granate vor die Füße, in anderen Momenten ballern sie sich mit hirnverbrannten Kamikaze-Aktionen selbst ins Verderben. Ab und zu verhalten sie sich aber auch recht annehmbar, wodurch die Kampagne immerhin noch als Vorbereitung auf Online-Matches taugt. E
Simpel aber nützlich: Im Editor lassen sich im Handumdrehen Levels basteln. |
Habe ich mich ein wenig durch die Kampagne gekämpft, klingelt die Kasse: Mein verdientes Geld darf ich für Weichtierdekoration wie alberne Pferdehüte sowie Hintergründe und anderen Schnickschnack ausgeben. Im simplen, aber einfach bedienbaren Editor dürfen außerdem eigene Levels erstellt werden. Sogar importierte Grafiken wandelt das Spiel auf Knopfdruck in Levels um. Wer möchte, darf auch Spielstile mit eigenen Regeln entwerfen.
Fazit
Einen Innovationspreis wird Team 17 mit Worms Reloaded nicht gewinnen - dafür stecken zu wenige frische Ideen und zu viel Recycling im Spiel. PC-Besitzer wurden allerdings seit vielen Jahren nicht mehr mit einem 2D-Teil für aktuelle Windows-Versionen versorgt. Trotz ein paar sinnvoller Neuerungen wie dem Feuer, Magneten und frischen Waffen wie dem Frettchen bietet der Titel spielerisch nicht wirklich mehr als der Klassiker Worms Armageddon vor elf Jahren. Andererseits lässt sich die pure Schadenfreude in kaum einem Spiel so schön zelebrieren - das hat sich auch in Reloaded nicht geändert. Nach ein paar Stunden im Netz hatte mich der Wurmbefall wieder voll erwischt und sorgte für ein debiles Dauergrinsen in meinem Gesicht.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Worms Reloaded bietet ein umfangreiches Gesamtpaket der zeitlos guten Würmer-Schlacht, bietet aber zu wenige Neuerungen.
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