Test: Die Sims Mittelalter (Simulation)

von Mathias Oertel



Die Sims Mittelalter
Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
24.03.2011
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ab 9,99€
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Electronic Arts versucht immer wieder, das bekannte und größtenteils beliebte Prinzip der Sims durch Variationen aufzulockern. Bei Teil 2 auf Konsolen waren es z.B. aktive Berufe, hinzu kamen "Geschichten" auf Inseln oder mit Haustieren. In eine ähnliche Kerbe schlägt Die Sims Mittelalter, welches das Szenario in eine neue Epoche verlegt und mit einer missionsbasierten Struktur paart. Ist das Ergebnis mehr als nur ein eigenständig  lauffähiges Add-On zum Vollpreis?


König von Simland

Die Sims hatten schon immer ein Faible für Schauspielerei. Und die Serie hat dem Spieler seit zehn Jahren viele Mittel in die Hände gelegt, um sich als Regisseur einer herrlich überzogenen Seifenoper zu betätigen.
Mit Die Sims Mittelalter (DSM) versetzt man die verqueren Typen nicht nur in eine neue Epoche, sondern macht sie zu virtuellen Protagonisten eines Shakespeare-Dramas in zig Akten. Denn im Gegensatz zu den bisherigen Titeln auf PC setzt man weniger auf offene Welt, unendliche Kampagne und Experimentierfreude des Spielers vor dem Schirm als
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Auch wenn die Epoche wechselt, bleiben die mittelalterlichen Sims ihren Wurzeln treu...
vielmehr auf eine missionsbasierte Erzählstruktur innerhalb eines mittelalterlichen Königreiches sowie leichte Rollenspieleinschläge. 

Nachdem man mit einem königlichen Helden, der alternativ zu den eingebauten Figuren auch im umfangreichen Editor erstellt werden kann sowie die erste Tutorialmission gemeistert hat, öffnet sich die abwechslungsreiche Questliste. Dort begegnet man typischen Mythen und Überlieferungen wie der Artussage, Drachen, Primae Noctis usw., die aber humoristisch interpretiert werden. So muss man als Schmied z.B. nicht Excalibur schmieden, sondern herausfinden, wie man das besondere Schwert herstellen kann, das den Panzer eines widerspenstigen Chinchillas durchdringen kann.

Gleichzeitig bricht man die bekannten Sims-Strukturen auf und öffnet das Spiel, indem man nicht nur eine Figur (oder Familie) hat, die eine wesentliche Rolle spielt, sondern mehrere, die in späteren Quests mitunter zusammen oder gegeneinander arbeiten müssen, um die Mission erfolgreich zu gestalten. Denn baut man ein Wirtshaus, kann man z.B. einen Barden einziehen lassen, die Kirche schickt einen Pastor, man kann einen Spion in sein Reich holen, Ritter steuern und viele mehr.

Mein Held, mein Weg, mein Zeitraffer

Der Clou: Viele Missionen bieten abhängig von den zum jeweiligen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Figuren alternative Wege an, so dass man auch beim wiederholten Spiel immer wieder etwas Neues ausprobieren und kennen lernen kann. Und selbst mit dem gleichen Heldentyp können sich bedingt durch die unterschiedlichen zur Verfügung stehenden Charaktereigenschaften (und dort allem die verpflichtende Negativ-Eigenschaft) interessante Ergebnisse einstellen. Als Beispiel möchte ich nochmals den Schmied heranziehen, dessen Negativmerkmal "Lüsternheit" war. So konnte der z.B. kaum einen Tag vernünftig arbeiten, wenn er kein "Techtelmechtel" hatte oder wenigstens einen Kuss für sich verbuchen konnte. Das Ergebnis: Seine Konzentration (eine der wenigen wichtigen Eigenschaften) sinkt und damit auch die Erfolgschancen auf bestimmte Aktionen, die für das erfolgreiche Beenden der Mission wichtig sind. Steigern kann man dies durch das Erledigen der täglichen Sekundär-Aufgaben, die anfänglich noch eine interessante Ergänzung der Mechanik sind, mit zunehmendem Spielverlauf aber mit starken Wiederholungserscheinungen zu kämpfen haben und so zu einem notwendigen Übel verkommen.

Gevatter Tod spielt natürlich auch im Mittelalter eine gewichtige Rolle.
Im Gegenzug muss man aber im Vergleich zu Die Sims 3 auf wesentlich weniger achten, wenn es um die persönlichen Bedürfnisse der Sims-Helden geht: Das Mikromanagement wurde stark zurückgestuft. Einzig Nahrungsaufnahme und Schlaf muss man jetzt noch beachten. Freundschaften, Hygiene, Toilette - all das ist weggefallen. Das Ergebnis ist ein deutlich fokussierteres Spielerlebnis, da man sich auf das Wesentliche, also das Alltagsleben sowie die Mission konzentrieren kann.

Leerlauf im Mittelalter

Dass es jetzt deutlich weniger zu beachten gibt, hat allerdings auch kleine Nachteile. Denn man hat nicht nur mehr Freiraum zur Verfügung, um sich um wichtigere Sachen als Duschen, Baden oder den Einkauf von Lebensmitteln zu kümmern, sondern verbringt relativ Zeit mit Warten. Z.B. darauf, dass der Sim sich relativ gemächlich marschierend von einem zum anderen mitunter weit entfernten Ort im Königreich bewegt - Laufen oder Joggen ist den mittelalterlichen Helden fremd. Oder wenn er (oder sie) in eines der Gebiete kommt, in denen man nicht mehr aktiv folgen, sondern nur abwarten kann, bis der Sim wieder erscheint oder wenn eine der spontan zu fällenden Entscheidungen ansteht, die in der Mechanik denen ähnlich sind, die man bei Die Sims 3 im Beruf erleben kann.

       
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Kommentare

Felerlos schrieb am
Das Spiel gefällt mir leider nicht besonders gut. Man hat wirklich das "Theater-Gefühl" wie im Test erwähnt und durch die Quests hat man immer nur das Gefühl streng nach Drehbuch zu spielen und keine Freiheiten zu haben. Es hätte mir besser gefallen, wenn man das bewährte Prinzip in das neue Szenario übertragen hätte ohne soviel zu ändern.
Cantanero schrieb am
Ich find das Spiel an sich gut gelungen. Man darf es nur nicht mi den Standard Sims Teilen vergleichen. Es ist eben doch etwas ganz anderes.
Die Quests find ich auch recht abwechslungsreich und besitzen alle einen schönen witzigen Touch. Das Erkunden des eigenen Königreiches macht unglaublich viel Spaß und wie man EA kennt, werden sicherlich zig tausende Add-Ons folgen die das Spiel weiter aufpeppen. Nach dem ausgelutschten Standard Sims Prinzip, finde ich ist DSM eine wirklich gelungene Abwechslung.
Aber wer bei Sims einen totalen Realismus erwartet, ja dem ist nicht mehr zu helfen...
MisterFlames schrieb am
Die ganze Sache mit den Quests finde ich nicht so prickelnd. Man ist ständig an irgend na 0815 Quest gebunden, bekommt lächerliche tägliche Aufträge, kann sogut wie nichts selbst bestimmen und die Quest-Bewertung ist einfach nur schlecht ausgeklügelt.
Am meisten fehlt mir aber ein Wohnviertel oder so, wo man auch eigene Häuser bauen kann und wohin sich die Sims zurückziehen können. Es ist einfach so, dass Privatsphäre nicht mehr wichtig ist und die Sims ihren kleinen privaten Raum nur zum schlafen haben und fertig.
Ich kann die Wertung von 4P aber verstehen, weil das Spiel schon Spaß macht. Aber wenn ich mir so Pro/Kontra durchlese, habe ich das Gefühl, dass da viel veruscht wurde schön zu reden. Vielleicht irre ich mich auch...
daHool2k5 schrieb am
Habe gerade die ersten Stunden damit verbracht und muss sagen...das Spiel verkommt leider immer mehr zum "Time-Management"-Game.
Bei Sims 3 konnte ich ja wenigstens ein wenig bestimmen in welche Richtung sich mein Charakter entwickelt, welches Buch ich lese, was ich in meiner Freizeit mache, wen ich besuche usw. Bei Sims Mittelalter hat man da garnicht mehr die Zeit dafür. Pro "Simtag" muss ich mindestens eine Questaufgabe erfüllen(sonst gibts Debuffs) und 2 Pflichten(sonst gibts auch wieder Debuffs) nebenher muss ich Essen und auf meine Energie achten. Selbst für Freundschaften bleibt da kaum noch Zeit, was man daran merkt, dass sich die Mittelalterlichen Sims auch sehr leicht "rumkriegen" lassen. 2 mal geplaudert und 3 Umarmungen und schon findet mich jeder unwiderstehlich. Wo sind die Zeiten hin, wo ich um einen Freund zu finden noch wirklich Zeit mit demjenigen verbringen musste?
Also wer ein gehobenes "Time-Management"-Game sucht der kann ruhig zugreifen. Allen anderen rate ich eher davon ab. Kauft euch lieber Diner Dash oder so. ist billiger und genau so hektisch.
Todesglubsch schrieb am
Das Spiel ist multilingual ... und hey: Es gibt Sprachausgabe!
Gibt immerhin ein Intro mit nem Erzähler - aber ich schätze niemand wird sich über Thomas Fritsch als Erzähler aufregen... ;)
schrieb am