Test: Sengoku (Taktik & Strategie)

von Bodo Naser



Entwickler:
Release:
16.09.2011
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Ehre, wem Ehre gebührt

Wer sich auf ein falsches Spiel einlässt und enttarnt wird, verliert Ehre.
Wer sich auf ein falsches Spiel einlässt und enttarnt wird, verliert seine Ehre.
Für einen Machtmenschen ist es nie schön, wenn man Lehen an Vasallen vergibt, da man die Kontrolle über die Ländereien und die Einnahmen verliert. Aber das wiederum wird durch Ehre wieder wettgemacht, denn man steigt im Ansehen, wenn man jemand Land zuteilt. Zudem kann auch der gewiefteste Adelige nur eine bestimmte Anzahl von Provinzen selbst verwalten. Wer die überschreitet, riskiert Aufstände und Steuerausfälle. Sein Ehrkonto kann man zusätzlich mit Siegen im Felde, ehrenhaften Tun oder teuren Geschenken an den Kaiser aufpeppen. Münzen und Ehre sind daher Rohstoffe, die einem nie ausgehen sollten, denn wer ohne Ehre ist, dem bleibt nur der rituelle Selbstmord übrig. Es gibt sogar extra einen Button für Seppuku, der eigentlich ein „Game Over“ darstellt.

Es ist eigentlich recht leicht, Ehre zu verlieren, denn vieles, was man als Herrscher so tut, ist wenig ehrenhaft. Generell gilt, wer sich nicht an Versprochenes hält, verliert Ansehen. Etwa die ganzen Intrigen, für die es sogar ein extra Menü gibt. Hier kann man Kriege vom Zaun brechen, andere Adelige bloßstellen oder Vasallen zum Übertritt bewegen. Man braucht aber mächtige Unterstützer, die das unheilige Vorgehen billigen, sonst lässt sich das Ränkespiel nicht starten. Anfänglich befindet man sich vielleicht noch auf dem Pfad der Tugend, aber je größer das eigene Land wird, desto größer werden hier die Versuchungen. Zudem bekommt man nun eine Nachricht über feindliche Intrigen, die enttarnt wurden. Soll man sie öffentlich machen, was einer Kriegserklärung an den Verschwörer gleich kommt?

Gibt mir dein Land!

Feindliche Provinzen muss man belagern, es sei denn man bekommt sie geschenkt.
Feindliche Provinzen muss man belagern, es sei denn man bekommt sie geschenkt.
Wie kann man sein Territorium erweitern? Dafür gibt es verschiedene Wege: Man kann einen neutralen Adeligen dazu bringen, sich einem anzuschließen, man kann Aufständische niederringen oder man kann es schlicht vom Feind erobern. Schon zu Beginn ist man, je nachdem für welches Land man sich entscheidet, im Krieg mit einigen Fürsten, wobei eigene Vasallen unterstützen. Feindliche  Provinzen kann man sich durch Besetzen einverleiben, wofür man alle Soldaten besiegen muss. Ist eine Burg in der Provinz, muss man diese erst belagern, bevor die Provinz fällt. Je nach Größe der Festung kann das dauern, was sich aber durch einen verlustreichen Sturmangriff verkürzen lässt. Hierbei helfen auch mal die Ninjas, welche die Verteidigung sabotieren. Inselländer lassen sich übrigens von der Hauptinsel aus angreifen, da man problemlos hinüber kann, obwohl es keine Flotte gibt.

Die elegantere Variante ist die Bekämpfung von Aufständischen, da dort auch oft Land abfällt. Meist besteht deren Territorium nicht nur aus solchen Provinzen, die vorher einem selbst gehörten sondern auch noch aus neuem Land, das sie mitbringen. Zudem wird eine ernste Konkurrenz beseitigt, wenn man Aufständische vernichtet. Besonders durchtrieben ist, wenn man einen Vasallen zum Übertritt bewegt. Das kommt allerdings nicht zu oft vor, da es genau geplant sein will. Eher selten schließen sich einem unvermutet ein paar Länder an, was aber meist mit Krieg verbunden ist. Dennoch dauert es Jahrzehnte, bis man ein gescheites Reich sein Eigen nennt – von halb Japan ganz zu schweigen.                                  .

Automatische Kämpfe

Statt opulenter Samuraischlahten gibt's hier nur Zahlen jonglieren.
Statt opulenter Samuraischlachten gibt's hier nur Zahlen jonglieren.
Bei der Armee kann es freilich nicht mit Shogun 2: Total War mithalten, denn die Schlachten laufen für Europa Universalis 3 typisch automatisch ab. Treffen sich zwei feindliche Armeen, kommt es unweigerlich zum Kampf, wobei Taktik kaum gefragt ist. Stattdessen kommt es neben der bloßen Übermacht der Samurai auch auf die militärische Fähigkeiten des Anführers an. Zudem spielt das Gelände eine Rolle, das man einen Malus hat, wenn man über einen Fluss angreift. Es gibt Fußtruppen und Reiter, später kommen noch Schützen mit Hakenbüchsen hinzu. Jeder Landesteil stellt Wehrpflichtige, die man jederzeit ausheben aber auch wieder heimschicken kann, denn schließlich kosten sie Sold.

Daneben gibt es noch ein stehendes Heer, das nur der Shogun selbst ausheben kann, und dem auch Ronin, die berühmten herrenlosen Schwertkämpfer, angehören können. Dennoch ist das Militär eher Mittel zum Zweck als wirklich gelungen, da es zu wenig Tiefgang bietet. Ein zweites Total War sollte man nicht erwarten.

Einen Vorteil hat man aber, denn man darf ungeschoren neutrales Land durchqueren. Es gibt  allerdings kein Abkommen, wonach man ein  Durchmarschrecht hätte. Vielmehr macht es die Kleinteiligkeit des Landes mit ihren ständig wechselnden Machtverhältnissen nötig, dass man so durch kann da man sonst endlos am verhandeln wäre. Als Ausgleich gibt es den Austausch von Geiseln, den man einhalten sollte, da man sonst Ehre verliert. Es gibt zwar die üblichen diplomatischen Möglichkeiten, aber viel ist das nicht gerade, es sei denn man schickt gern  seine Gegner ins Kloster. Leider verlaufen die Verhandlungen etwas hölzern, da man nicht den Eindruck hat, mit Menschen zu verhandeln.

Kommentare

4P|Bodo schrieb am
Sabrehawk hat geschrieben:RTS mit automatischen Kämpfen ?Oo das wohl eher ein Strategiespiel ohne Rundenzähler.
Das Genre ist mir neu! ;-) Es gibt nur Runden- oder Echtzeit-Strategiespiele, was sich aus der Natur der Sache ergibt. Auch wenn ich zugeben muss, dass man sich unter RTS eher so was wie Command & Conquer vorstellt.
EU (wozu auch Sengoku gehört) ist jedenfalls ein Echtzeitspiel, da es keine Runden gibt.
Sabrehawk schrieb am
RTS mit automatischen Kämpfen ?Oo das wohl eher ein Strategiespiel ohne Rundenzähler.
clorophyll schrieb am
Irgendwie bleiben die ganzen Stärken von "Sengoku" unerwähnt. Etwa die zahllosen Eigenschaften der Charaktere und die damit verknüften Events, vom Teemeister bis zum rachsüchtigen Emporkömmling. Das Plotsystem für Verschwörungen hätte auch ausführlicher dargestellt werden können, und wie elegant man sich per Rechtsklick über den Charpporträts in die Untermenüs klicken kann. Oder, dass man Ronins anwerben kann, die aber von sehr eigenständig agierenden Feldherren angeführt werden.
"Sengoku" ist ein Strategiekracher, finde ich. Negativ sind nur die viel zu wenigen Events und das noch nicht perfekte Balancing (was macht man mit dem ganzen Geld, wenn mal KEIN Krieg ist ???)
solala2 schrieb am
Es gibt sogar extra einen Button für Seppuku, der eigentlich ein ?Game Over? darstellt.
Wenn der Clanführer durch Seppuku stirbt, dann tritt die normale Erbfolge in Kraft. Der Erbe verfügt über eine brauchbare Menge an Ehre und bekommt noch einen Bonus durch das "ehrenvolle" Abtreten seines Vorgängers. So hat man z.B. gerade am Anfang eine gute Möglichkeit halbwegs unbeschadet einen Krieg vom Zaun zu brechen.
Pyoro-2 schrieb am
Mhm. Ist mir alles zu blobbig - im Gegensatz zu EU einfach viel zu sehr darauf fokusiert, möglichst schnell größer als alle anderen zu werden.
Erinnert mich bissl an EU:Rome, was halt irgendwie ab Mitte des games auch immer das selbe war. Hier quasi genauso ^^
Hoffe mal, die Erweitern das game noch etwas zukünftig. Potential hat's eigentlich schon, aber es fehlt an Tiefe abseits von Rummetzeln ^^
schrieb am