Die Kämpfe hingegen wurden ebenfalls weiterentwickelt. Allerdings nicht hinsichtlich der dynamischen glaubwürdigen Animationen, die auf dem gleichen hohen Standard sind wie in den Vorgängern. Doch die dargestellte Gewalt ist gefühlt so hoch wie noch nie zuvor in der Serie. Gab es Teile, in denen Blutfontänen eher rötlichen Staubwolken glichen, geht Revelations ungleich expliziter zu Werke, wobei auch einige der neuen Finisher in diese Kerbe schlagen.
Heimlicher Hauptdarsteller
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Die Kulisse setzt mit ihrer betuchten Engine immer noch Glanzpunkte. |
Doch es sind nicht Ezio, Altair, Desmond oder die ebenfalls auftauchenden Niccolo und Mafféo Polo, die allen die Schau stehlen. Wie die ewige Stadt in Brotherhood ist es hier die Bosporus-Metropole, die den absoluten Hingucker darstellt. Die abwechslungsreichen Stadtviertel wirken authentisch, sind angemessen bevölkert und mit ansehnlichen Texturtapeten beklebt. Wenn es um die Recherche und Darstellung historisch akkurater Architektur geht, ist das Assassin’s Creed-Team eine Klasse für sich. Natürlich ist dies keine neue Erkenntnis. Doch es ist erfreulich, dass man sich nicht auf den bisherigen Lorbeeren ausruht, sondern sich erfolgreich bemüht, einmal gesetzte Standards mindestens zu egalisieren. Das trifft auch für die gesamte Akustik zu: Sowohl die jederzeit stimmungsvollen Kompositionen aus der Feder von Jesper Kyd als auch die durch die Bank gelungene Lokalisierung liegen mindestens auf dem Niveau des Vorgängers.
Auch bei der KI gibt es spürbaren Fortschritt. Zwar muss man im Kampf immer noch meist vergeblich hoffen, dass das Anforderungsniveau durch mehrere gleichzeitig angreifende Feinde gesteigert wird. Doch im Detail der Entdeckungsmechanik ist ein kleiner Fortschritt festzustellen.
Zumindest kommen Situationen wie im letzten Jahr, wo z.B. Wachen nicht einmal nach oben schauen, wenn man eine Leiche vom Dach wirft, deutlich seltener vor. Komplett ausradiert wurden die KI-Probleme jedoch immer noch nicht – allerdings ist es in Istanbul schwerer, aus Macken der Wachen-Intelligenz Profit zu schlagen, da das Gegner-Aufkommen erhöht und Patrouillenwege besser aufeinander abgestimmt wurden.
Online-Meuchelmörder 2.0
Video:
Der Mehrspieler-Modus ist ein Garant für spannende Meuchelmörder-Jagden.
Beim Multiplayer-Modus, der letztes Jahr seine Premiere feierte setzt man ebenfalls auf Detail-Änderungen, statt das gelungene Konzept umzuschmeißen, das für mich eines der erfrischendsten Mehrspieler-Erlebnisse der jüngeren Spielegeschichte darstellt.
Die Prämisse bleibt unverändert: Man schlüpft in die Rolle eines Assassinen, der den Auftrag hat, eine andere Figur zu töten, deren Konterfei man kennt und die man auffinden muss. Jetzt geht es aber nicht darum, dass alle das gleiche NPC-Ziel haben und der schnellste die Punkte bekommt. Denn jedes potenzielle Opfer ist menschlich: Und nicht nur das: Während man selber sein Ziel sucht, steht man selber auf der Abschussliste eines anderen Spielers.
Die Spannung, die sich letztes Jahr beim Katz-und-Maus-und-Katz-Spiel ergeben hat, stellt sich auch in Revelations umgehend ein. Und mit insgesamt zehn Spielmodi, darunter auch Deathmatch und eine Capture-The-Flag-Variante als Hommage an klassische Modi, die man auf neun gut designten Karten erleben darf, ist im Gegensatz zum Vorjahr ein ansprechender Umfang gewährleistet.
Zusammen mit einer überarbeiteten Menüführung, haufenweise Statistiken, einem Rangsystem, sowie Trainingsmöglichkeiten ist der Assassin’s Creed-Multiplayer für mich nach wie vor die wichtigste Alternative zur einschlägigen Balleraction aus den Häusern Dice und Infinity Ward – auch wenn die maximale Spieleranzahl mit acht Teilnehmern immer noch zu klein ausfällt.