Der Gestank des Erfolgs
Es soll ja Leute geben, die tatsächlich leidenschaftlichen Spaß bei Spielen wie dem Landwirtschaftssimulator entwickeln können. Und an Tagen wie diesen beneide ich die zahlreichen Sim-Fans für ihren Enthusiasmus, der auch dafür sorgt, dass diese Spiele regelmäßig die Verkaufscharts erobern. Spintires hat ebenfalls einen Achtungserfolg hingelegt: Innerhalb weniger Wochen begeisterten sich über 100.000 Fahrer für den Abstecher in die russische Wildnis, so dass der kleine unbekannte Titel aus dem Nichts die Liste der Top-Verkäufe auf Steam erstürmte.
Aber was macht das Spiel überhaupt so interessant? Die Fahrphysik der Offroad-Vehikel vom Jeep über LKWs bis hin zu Schwertransportern ist richtig gut gelungen. Das Fahrwerk arbeitet im unebenen, schroffen Gelände meist nachvollziehbar und sowohl das Zuschalten des Allrad-Antriebs als auch der Differenzialsperre wirken sich authentisch auf das Verhalten der Fahrzeuge aus. Schade nur, dass USB-Lenkräder als Alternative zur Tastatur oder dem Controller nicht unterstützt werden. Durchdrehende Räder gehören hier zum Alltag, wenn sich die
Die Fahrphysik kann sich sehen lassen.
Profilreifen immer stärker und manchmal auch etwas zu übertrieben in den Matsch der deformierbaren Oberflächen eingraben. Die seltsamen Positionen, in die man sich zwischendurch auch aufgrund einer fehlerhaften Kollisionsabfrage manövriert, dürfte man in der Realität aber nicht immer unbedingt vorfinden.
Hilfe!
Oft hilft es in diesen Situationen nur, sich wieder automatisch in die Werkstatt zurückschleppen zu lassen, doch steht diese Option nur im Modus für Gelegenheitsspieler zur Wahl. Unter Simulationsbedingungen muss man außerdem mit einem höheren Benzinverbrauch leben und darf beim ansehnlichen Tag-/Nachtzyklus nicht mehr optional die Zeit vorspulen. Zusätzlich steht hier die Differentialsperre bei aktivierter Automatikschaltung nicht länger zur Verfügung. Gleiches gilt für die Navigationshilfe, die mit ihrer visualisierten Luftlinie zum Ziel aber ohnehin nicht viel nützlicher ist als der Blick auf den Kompass oder die bereits aufgedeckten Bereiche der Karte. Das mit der Karte ist übrigens so eine Sache: Ein Großteil ist am Anfang noch verdeckt und wird erst dann zusammen mit entdeckten Lagern, Werkstätten und Benzin-Depots sichtbar, wenn man kleine „Pseudo-Tornados“ findet und sie berührt – eine ziemlich nervige Prozedur, die auf ähnliche Art und Weise auch beim Freischalten von versteckten Fahrzeugen zum Einsatz kommt.
Probieren geht über Studieren
Alternativ zur Rettung auf Knopfdruck kann man versuchen, sich mit Hilfe der Seilwinde selbst aus dem Schlamassel zu befreien. Doch dafür muss man erst einmal verstehen, wie sie überhaupt funktioniert! Das reine Text-Tutorial ist nämlich sehr sparsam mit seinen Erklärungen und viele Feinheiten muss man einfach selbst durch Ausprobieren herausfinden. Hinzu kommt die halbherzige Integration der Controller-Steuerung, bei der die Anwendung der
Mit der Seilwinde hilft man festgefahrenen Vehikeln selbst aus der Patsche.
Seilwinde gar nicht vorgesehen und belegt ist. Überhaupt sind viele Elemente stark auf die Nutzung von Maus und Tastatur ausgelegt, so dass man als Pad-Nutzer immer wieder dazu gezwungen wird, zwischen den Eingabegeräten zu wechseln.
Wie es sich für eine Simulation gehört, spielt neben dem Benzinverbrauch auch der Schaden eine Rolle. Doch zumindest bei Letzterem ist man hinsichtlich der Darstellung und Folgen weit von der Realität entfernt: Zwar verrät eine Anzeige den aktuellen Zustand des Vehikels und bei zunehmenden Beschädigungen kann auch schon mal der Motor qualmen, doch sieht man weder Beulen in der Karosserie noch Auswirkungen auf die Fahrphysik – schwach! Immerhin kann man manche der Boliden mit Werkzeug-Aufsätzen wie einem Ersatzrad ausstatten, um nicht immer zwingend den Umweg zur Werkstatt fahren zu müssen. Steht ein Tankwagen im Fuhrpark bereit, hat man außerdem auch die Möglichkeit für eine mobile Benzin-Versorgung. Schön ist, dass man viele der Vehikel mit freischaltbaren Upgrades und Umbauten wie größeren Ladeflächen, Lichtanlagen oder besseren Reifentypen ausstatten kann.