Im Test: Mit einer Arschbombe ins Vergnügen
Stampf kaputt, was dich kaputt macht!
Der Schauplatz für Tembos Zerstörungstrip heißt Shell City: Die Stadt befindet sich seit dem Übergriff eines maskierten Bösewichts mit dem einfallsreichen Namen „Phantom“ im Ausnahmezustand und die Nationalgarde steht den Eindringlingen hilflos gegenüber. Deshalb zieht General Krenman im Kampf gegen das Böse seinen letzten Trumpf: Der Erdnuss mampfende und aggressiv stampfende Tembo diente schon im Dschungelkrieg an der Seite von Krenman und wird mit seinem gewichtigen Kampfstil zur letzten Hoffnung der Stadt. Abseits der animierten Comic-Strips spielt die minimalistische Geschichte leider kaum eine Rolle. Da auch der Spielablauf sehr klassisch gehalten ist, fällt das aber kaum auf. Tembo greift in seinem Jump&Run nur auf eine Hand voll Attacken zurück, welche aber immer wieder gut platziert eingesetzt werden müssen: Ein Dash lässt ihn durch Autos, Trümmer und kleine Gegner galoppieren; auf Knopfdruck rollt er sich zur hüpfenden Kugel zusammen, um Ramm-Attacken zu starten. Ein kraftvoller Hammerschlag mit dem Rüssel zerdrischt schwebende Helis und mit der Arschbombe kracht er durch komplette Wolkenkratzer.
Wider den Diätwahn!
Da der gewichtige Dickhäuter sich entsprechend träge bewegt, entsteht im Vergleich zur aktuellen Konkurrenz ein angenehm eigenständiges Spielgefühl. Es ist richtig befriedigend, durch massenhaft aufgetürmte Autowracks und Barrikaden zu rammen, auszuweichen, mit passendem Timing los zu dreschen und klingelnde Kombos aufzustellen. An ein paar ähnlich „träge“ Titel fühlte ich mich natürlich trotzdem erinnert, z.B. Wario, Strider und Altered Beast vom Mega Drive oder auch das aktuellere Völgarr The Viking. Dank Tembos Energiereserven und fair verteilter Speicherpunkten wird es aber zum Glück nicht ganz so erbarmungslos schwer wie beim Wikinger. Auch die wenigen Bosse wie ein Heli oder Drachenpanzer sorgen mit ein paar Angriffsphasen und Projektilattacken für eine passende Mischung.
Fast wie auf dem Amiga?
Im Vergnügungspark erinnern die grinsenden Riesenclowns und die alberne Zirkusmusik erstaunlich stark an englische Jump&Runs wie Superfrog. Allgemein fällt es auf den ersten Blick gar nicht auf, dass das Spiel aus Japan stammt: Passend zum Thema haben die Zeichner den Comic-Kulissen überall kleine Striche verpasst, die offenbar die Oberfläche von Erdnüssen oder rauer Elefantenhaut nachahmen sollen. An anderen Details erkennt man aber immer wieder, das ein Japaner am Figurendesign saß. Dazu gehören z.B. Tembos niedliche Animationen oder das putzige Langhals-Vögelchen am Speicherpunkt. In die Kulissen ist leider deutlich weniger Liebe geflossen. Die Bergwelt z.B. sieht bei weitem nicht so idyllisch aus wie in Donkey Kong Country: Tropical Freeze, weil sich viel zu häufig die gleichen kargen Objekte wiederholen. Die pompös trötenden Orchester-Stücke passen aber bestens. Immer wieder bedienen sich die Entwickler bei Ideen der Genre-Konkurrenz: Das Galloppieren und Erdnuss-Sammeln orientiert sich an Donkey Kong, Tembos Verwandlung in eine Flipperkugel an Sonic. Obwohl man all das schon gesehen hat, greift es hier aber gut ineinander. Vor allem das Austoben mit einer großen Bowlingkugel macht Laune: Nach einem Stoß mit dem Hammer räumt sie die Soldaten auch aus den abgelegensten Ecken. Geiseln warten in versteckten Räumen ebenfalls auf ihre Befreiung – manchmal lassen sie sich nur erreichen, wenn man in kleinen Rätseln die passenden Stützpfeiler zertrümmert. Die grauen Zellen haben aber meist Pause, denn im Kern ist und bleibt Tembo ein Actionspiel.
Schon wieder Ruckler in einem 2D-Plattformer
Fazit
Tembo hebt sich mit seiner wuchtigen Handhabung angenehm von der Flut moderner 2D-Plattformer ab. Beim vergnüglichen Hüpfen und Demolieren entfaltet sich ein angenehm knackiger Spielfluss, der es mit dem Schwierigkeitsgrad aber nicht übertreibt. In punkto Abwechslung kann es das Abenteuer nicht mit Ideen-Feuerwerken wie Rayman: Legends aufnehmen. Im Rahmen seines überschaubaren Umfangs wurden die Fähigkeiten aber schön eingebunden. Ein paar Schönheitsfehler gibt es auch, z.B. kleine Ruckler, den gewöhnungsbedürftigen Schwebe-Sprung oder etwas zu viel Fleißarbeit beim Freischalten der Levels. Alles in allem habe ich die knuffig designte Zerstörungsorgie aber genossen.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Die wuchtige Handhabung verleiht dem Zerstörungs-Plattformer eine angenehm eigene Note - trotz kleiner Schönheitsfehler bei Technik und Spieldesign.
XboxOne
Die wuchtige Handhabung verleiht dem Zerstörungs-Plattformer eine angenehm eigene Note - trotz kleiner Schönheitsfehler bei Technik und Spieldesign.
PlayStation4
Die PS4-Version leidet etwas mehr unter Rucklern als die übrigen Fassungen des wuchtigen Zerstörungs-Plattformers.
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