Test: Republic: The Revolution (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Eidos
Release:
kein Termin
Spielinfo Bilder  
Mit Knüppel, Charisma oder Kohle?

Welche der zehn Karrierelaufbahnen Ihr einschlagen könnt, entscheidet Eure politische Ausrichtung. Daher werden Euch zu Beginn des Spiels à la Ultima eine Hand voll Fragen gestellt, die Euch mehr oder weniger Punkte in den drei Bereichen Macht (Rot), Einfluss (Blau) und Wohlstand (Gelb) zuteilen. Mit viel Macht seid Ihr der ideale Kriminelle, Gewerkschafter, Soldat oder Polizist; mit viel eher Einfluss Politiker, Geistlicher oder Akademiker; mit viel Geld prädestiniert für die Medien, als Geschäftsmann oder Berühmtheit.

Als Gewerkschafter stehen Euch z.B. eher Aktionen wie Graffiti, Randalieren oder Ausspähen zur Verfügung; als Politiker eher kommunikative Mittel wie das Stimmen werben, Bezaubern oder Diskreditieren. Und als Geschäftsmann bieten sich Bestechungen, Plakatkampagnen, Umfragen oder Flugblätter an. Allerdings könnt Ihr Defizite in einem Bereich durch das Anwerben von bis zu vier Parteifreunden ein wenig ausgleichen. Und im Laufe des Spiels wächst der Pool an Aktionen ständig an, so dass auf dem Zenit der Revoluzzer-Karriere von Erpressungen über Killerbrigaden bis hin zu Musikfestivals alles möglich ist.

Macht, Einfluss, Wohlstand

Republic hat das aus Strategiespielen bekannte Schere-Stein-Papier-Prinzip, bei dem es für jeden Angriff eine passende Antwort gibt, geschickt auf die politische Ebene übertragen: Alle Aktionen, Menschen und Stadtbezirke sind in die Bereiche Macht, Einfluss und Wohlstand eingeteilt. Dieses magische Dreieck ist logisch verknüpft, so dass Macht gut gegen Einfluss, Einfluss wiederum gut gegen Wohlstand, Wohlstand schließlich effektiv gegen Macht ist.

Werden Eure Komplizen denunziert, müsst Ihr sie mit Geschenken stärken; randalieren Rowdys in Eurem Bezirk, sollten Ihr die verunsicherten Bürger mit Flugblättern oder einer Kundgebung beruhigen. Auch auf psychologischer Seite funktioniert das Prinzip, denn als skrupelloser Machtmensch schreckt Ihr redefreudige Politiker eher ab. Sobald es an Überzeugungsarbeit geht, also das Anwerben von Mitgliedern oder Wählerfang, müsst Ihr natürlich auf die gleiche Gesinnung achten. Wenn Ihr als Unternehmer (Wohlstand) in einem Arbeiterviertel (Macht) Eindruck schinden wollt, werdet Ihr es schwer haben.

Riesiger Stadtmoloch

Es stimmt, dass die Städte des Staates Novistrana riesig groß sind, dass die Engine sehr viele Gebäude darstellen kann und dass die Architektur höchst authentisch wirkt: Plattenbauten beherrschen Arbeiterviertel, Villen finden sich in besseren Gegenden und riesige Parlamentsgebäude protzen im Stadtzentrum. Es gibt sogar Verkehr und Passanten, die man ansprechen kann sowie Echtzeitschatten und bewegte Bäume.

Fast alles lässt sich auch in 3D betrachten und feintunen: D.h., dass Ihr Eure Rede in Echtzeit verfolgen könnt und plötzlich ein Schieberegler erscheint, mit dem Ihr bestimmen könnt, ob Ihr eher die Herzen oder den Verstand der Zuhörer ansprechen wollt. Das Gleiche gilt für Plakataktionen. Ein richtiges und spielerisch wichtiges Minispiel gibt`s bei Anwerbungen und beim Verbünden: Ihr habt acht Runden Zeit, Euer Gegenüber durch den geschickten Einsatz von Gesprächspunkten zu überzeugen.

Vor zwei Jahren hätte man damit noch optisch begeistern können, aber in Zeiten von Mafia und GTA Vice City entsetzt dieser Stadtmoloch mit schlichtweg hässlichen Texturen und hölzernen Animationen. Außerdem wird die 3D-Kulisse immer im Hintergrund berechnet, so dass es auf der 2D-Karte bei fünffacher Geschwindigkeit böse ruckelt. Der Performancefraß steht hier in keinem Verhältnis zum Spielspaßnutzen.

Wehmut und Wiederholung

Was nach mehrstündiger Spielzeit viel stärker ins Gewicht fällt, sind die ständigen Wiederholungen in Sachen Akustik, Gestik und Choreographie: Auf der Habenseite stehen zwar lebendig wirkende Gesten der Figuren, wie z.B. Handschläge und Bruderküsschen. Aber die 3D-Aktionen enttäuschen mit den immer gleichen Bewegungen, Kommentaren und Kamerafahrten. Selbst wenn man bei Reden den Sprecher wechselt, bleiben Stimme (!) und Wortwahl gleich.

Trotzdem gehören die Sounds und vor allem die Musik zu den besseren Seiten: Erstens sorgt das pseudorussische Kauderwelsch für eine authentische osteuropäische Atmosphäre, und zweitens überzeugt das Hintergrundorchester mit wunderbar wehmütigen Melodien, die sofort an Mütterchen Russland denken lassen. Auch die dramatischen Tuscheinlagen bei besonderen Ereignissen passen gut ins akustische Arrangement.

Kommentare

PLUG schrieb am
böse abgwatscht ... schön! :twisted:
Jörg Luibl schrieb am
Die Grafikwertung bezieht nicht nur die gute Architektur, sondern auch die hässlichen Texturen, die holprigen Animationen, die sich städnig wiederholenden Bewegungen, die Clippingfehler und den Performancefraß mit ein.
Die Sprachausgabe ist sicher ein Streitpunkt. Aber mir hat gerade das unverständliche Kauderwelsch gut gefallen, weil es sich eben Russisch anhört. Da es um ein fiktives Land geht, passt`s. Befriedigend wäre genau so vertretbar...
4P|Jörg
johndoe-freename-42661 schrieb am
Warum ist die Grafik ausreichend? Das Spiel sieht doch gut aus.
Und warum ist die Sprachausgabe gut? Es gibt da keine richtige Sprache. Die haben die Sprache selbst erfunden. Ich hätte mir richtiges Russisch gewünscht.
:evil:
AnonymousPHPBB3 schrieb am
Bombenleger, Revoluzzer und Anarchisten aufgepasst: Mit Republic - The Revolution präsentiert Eidos eine politische Umsturzsimulation, in der Ihr entscheiden dürft, auf welche Art und Weise ein ausgeblutetes Land von der Tyrannei befreit wird: Mit Terror und Gewalt? Durch leidenschaftliche Reden und Plakataktionen? Es liegt an Euch. Ob das Team der Elixir Studios nicht nur den Rebellen, sondern auch den Spieler begeistern kann, verrät der Test!
schrieb am