Test: Republic: The Revolution (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Eidos
Release:
kein Termin
Spielinfo Bilder  
Das Frustrierende bei Republic ist nur, dass selbst die Handbuch-Lektüre nicht sofort hilft, denn es fehlen übersichtliche Grafiken und gut dokumentierte Beispiele im knapp 50 Seiten schwachen Heftchen. Es ist farbig, voll gestopft mit Infos, aber zwingt immer wieder zum Blättern und Suchen. Stichwortverzeichnis und aufschlussreiche Tabellen? Fehlanzeige. Und was sollen deutsche Leser bitte mit einer Grafik anfangen, die die wichtigen ideologischen Zusammenhänge veranschaulichen soll, aber das Ganze mit englischen Abkürzungen wieder zum Rätsel macht?

Zeit und Geduld

Knockout in der ersten Runde, Republic liegt am Boden - so einen schlechten Einstieg habe ich noch nie erlebt. Aber das Spiel zeigt nach einem wenig ruhmvollen Anfang tatsächlich sein strategisches Kämpferherz: Viel Eigeninitiative, Recherche und mindestens fünf Stunden Probespielzeit vorausgesetzt, entfaltet sich nach der Verinnerlichung der komplexen Spielmechanik eine innovative, in sich stimmige und durchaus motivierende Politiksimulation.

Wer sich an das Tolstoi-Zitat aus dem Intro hält, und viel Zeit und Geduld investiert und noch mal von vorne beginnt, kommt endlich in den Spielfluss, der einem rundenbasierten Brettspiel ähnelt: Jeder Tag ist in drei Abschnitte eingeteilt, zu denen Ihr pro Figur bis zu drei Aktionen durchführen könnt. Mit mehreren fähigen Männern lassen sich so gezielte kombinierte Taktiken verfolgen, wie z.B. erst die gegnerischen Anhänger so mit Propaganda zuschütten, bis sie neutral sind, sie dann mit Plakaten locken und schließlich in einer Rede begeistern.

Leider könnt Ihr nicht sofort zur nächsten Tageszeit springen, sondern nur die Zeit fünffach vorspulen - lange Warterei inklusive. Auf eine Statistik über das Machtverhältnis der konkurrierenden Parteien müsst Ihr ebenfalls drei Tage warten.

Politische Sackgasse

Jede erfolgreiche Aktion bringt Euren Leuten zwar Erfahrungspunkte, mit denen Ihr wiederum dessen Charakterwerte anheben könnt, kostet aber auch Ressourcen, deren Höhe durch Eure Anhänger in den Stadtbezirken bestimmt wird. Habt Ihr viele Bezirke unter Kontrolle, könnt Ihr viel machen. Leider kann es so auch zu Sackgassen führen, die schon im normalen Modus nach 14 Tagen die Spielbalance ins Wanken bringen: Denn wenn Eure Gegner aggressiv die Wählerstimmen gewinnen und Eure Aktionen Rohstoffe verbrauchen, kann es düster aussehen und Ihr steht quasi ohne Punkte da.

Das Problem ist nämlich, dass man gar nicht sparsam mit seinen Befehlen umgehen darf, denn die Welt von Republic ist dynamisch und immer im Fluss: Man muss ständig Viertel erkunden, Infos beschaffen und Stimmen gewinnen - es gibt keine einzige sichere Einnahmequelle, selbst das heimische Startviertel nicht. Daher empfehle ich nicht nur Einsteigern den leichtesten der vier Schwierigkeitsgrade, da es hier etwas mehr Stabilität gibt.

Zusammengehalten wird das recht offene Spiel durch ein Korsett aus Hauptaufgaben, die es zu erledigen gilt: von der Machtübernahme in einem Bezirk über die Befreiung von Gefangenen bis hin zum Aufspüren von Druckerpressen oder dem Casinokauf. Begleitet werden diese Ereignisse meist von Zwischensequenzen in Spielgrafik, die z.B. den Einsatz von Killerbrigaden oder die Rede des Präsidenten zeigen.

Auch der Humor kommt hier trotz des nüchternen Szenarios nicht zu kurz: Wenn glatzköpfige Schläger pupsend Geld eintreiben, sind Lacher garantiert. Diese Hauptaufgaben sind daher das Salz in der Suppe, das Republic attraktiv und lebendig macht. Leider werdet Ihr bei einem Neustart exakt die gleichen Herausforderungen meistern müssen, und dieselben Filmchen in derselben Reihenfolge sehen, was den Wiederspielwert enorm sinken lässt.

Kommentare

PLUG schrieb am
böse abgwatscht ... schön! :twisted:
Jörg Luibl schrieb am
Die Grafikwertung bezieht nicht nur die gute Architektur, sondern auch die hässlichen Texturen, die holprigen Animationen, die sich städnig wiederholenden Bewegungen, die Clippingfehler und den Performancefraß mit ein.
Die Sprachausgabe ist sicher ein Streitpunkt. Aber mir hat gerade das unverständliche Kauderwelsch gut gefallen, weil es sich eben Russisch anhört. Da es um ein fiktives Land geht, passt`s. Befriedigend wäre genau so vertretbar...
4P|Jörg
johndoe-freename-42661 schrieb am
Warum ist die Grafik ausreichend? Das Spiel sieht doch gut aus.
Und warum ist die Sprachausgabe gut? Es gibt da keine richtige Sprache. Die haben die Sprache selbst erfunden. Ich hätte mir richtiges Russisch gewünscht.
:evil:
AnonymousPHPBB3 schrieb am
Bombenleger, Revoluzzer und Anarchisten aufgepasst: Mit Republic - The Revolution präsentiert Eidos eine politische Umsturzsimulation, in der Ihr entscheiden dürft, auf welche Art und Weise ein ausgeblutetes Land von der Tyrannei befreit wird: Mit Terror und Gewalt? Durch leidenschaftliche Reden und Plakataktionen? Es liegt an Euch. Ob das Team der Elixir Studios nicht nur den Rebellen, sondern auch den Spieler begeistern kann, verrät der Test!
schrieb am