Vorschau: Ceville (Adventure)

von Jan Wöbbeking



Entwickler:
Publisher: Kalypso Media
Release:
09.04.2010
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ab 3,99€
Spielinfo Bilder Videos
Vielschichtiges Comic-Königreich

Auf seiner Reise lernt der quaderförmige Ex-Tyrann die unterschiedlichsten Facetten des Königreichs kennen. Er bereist idyllische Wälder, einen Dämonen-Friedhof, eine verträumte Südseeinsel und viele andere aus Polygonen zusammengesetzte Kulissen.
Mit moderner Technik zu Wohlstand gekommen: Die Zwergen-Limited-Incorporation-AG. 
Trotz der 3D-Darstellung atmen Hintergründe und Charaktere den Charme verschrobener Comiczeichnungen. Das liegt vor allem daran, dass die Grafiken zuerst liebevoll zu Pergament gebracht und sodann möglichst detailgetreu in die dritte Dimension übertragen wurden.

Die muckelig warmen Farben plus kleine Grafik-Spielereien wie Überstrahlen und Tiefenunschärfe tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei, dass ich mich in der heimeligen Märchenstunden-Atmosphäre sofort wohl fühle. An den zahlreichen Clipping-Fehlern sollten die Entwickler aber noch arbeiten - bisher laufen die Charaktere munter durch Figuren und Gegenstände hindurch. Auf den Bildschirm gebracht wird die hübsche Kulisse von der Ogre Engine, welche auch bei Jack Keane zum Einsatz kam. Einen einigermaßen zeitgemäßen Rechenknecht solltet ihr daher schon besitzen; auf Omas Laptop könnte es Komplikationen geben.

Öko-Elfen vs. Kapitalisten-Zwerge

Ohne eine Grafikkarte mit DirectX-9-Unterstützung überredet ihr das Abenteuer genauso wenig zum Laufen wie die an einem Baum festgekettete Elfe. Die Öko-Aktivistin kämpft zusammen mit ihren Unterstützern im Hippie-Bulli gegen die skrupellosen Rodungsmethoden der Zwerge.
Wieder im Business: Das geläuterte Bossmonster wurde von Ceville auf den Weg des Bösen zurückgeführt.
Sprecht ihr sie an, beschwert sie sich natürlich prompt über Cevilles ehemaligen Regierungsstil: "Wir als Elfen hätten bei einer Regierungsbeteiligung das grüne Gewissen sein können." Auch der neureiche, mit fortgeschrittener Technik ausgestattete Zwerg gibt sich ganz und gar nicht altertümlich. Als Ceville vorschlägt, die Elfe einfach mitsamt dem Baum zu zerlegen, antwortet der Holzfäller: "Das zieht leider äußerst negative Publicity nach sich. Das würden wir gerne vermeiden."

Sogar das lispelnde Bossmonster auf dem Dämonenfriedhof ist gedanklich bereits im 21. Jahrhundert angekommen. Auf Wunsch referiert er detailliert über sein Geschäftsmodell des Helden-Anlockens und Schätze-Hortens, was wiederum neue Helden mit weiteren, äußerst wertvollen Gegenständen anlockt. Eigentlich wollte der knallrote Dämon das Endgegner-Dasein an den Nagel hängen, nachdem er erfolgreich an einer Resozialisierungsmaßnahme der guten Fee teilgenommen hatte. Glücklicherweise hat ihn Ceville aber wieder auf den Pfad des Bösen zurückgeführt. Um erneut seiner wahren Bestimmung nachzugehen, benötigt das Bossmonster allerdings ein neues zünftiges Dungeon, welches mein Helden-Trio ihm vermitteln soll. Als Gegenleistung darf Ceville auf seine Stimme zählen, wenn es darum geht, den geschäftsführend im Amt befindlichen Schurken Basilius abzuwählen.             

 

AUSBLICK



Ich liebe Überraschungen! Nur wenige Monate nach Daedalics Edna darf ich schon wieder durch herrlich selbstironisch gestaltete Adventure-Welten wandeln. Trotz des märchenhaften Settings ist Ceville vollgestopft mit albernen Gags, Zitaten und Anspielungen aus Genre-Klassikern, Filmen und aktuellen Wirtschaftsdebatten. Das Spiel wirkt wie das spielbare Gegenstück von Film-Parodien wie Scary Movie oder Hot Shots - nur eben in einem Königreich voller neurotischer Märchenfiguren. In einer solchen Welt stellt der Flaschengeist als Gewerkschaftsvertreter der Geisterwesen natürlich Bedingungen, bevor er die Lampe verlässt. Die Elfen leben als Öko-Aktivisten in einem blumigen Hippi-Bus und ein rotes Bossmonster mutiert zu einem schlimmeren Softie als der South-Park-Satan. Es gibt sogar einen verdrehten Piraten mit Wischmob-Holzbein und Papagei in der Augenhöhle! Trotz ansehnlicher 3D-Grafik wirken die Charaktere beinah so liebevoll gestaltet wie die gezeichnete Konkurrenz. Wenn Ceville auch über längere Zeit mit spannenden Rätseln und lustigen Dialogen unterhalten kann, steht uns ein echtes Highlight bevor.

Ersteindruck: sehr gut
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Kommentare

Royale schrieb am
Ich freu mich schon drauf!
Dass die Grafik auf dem Stand von vor 5 Jahren ist, stört mich da auch nicht weiter :D
DoktorAxt schrieb am
Ich glaub das Spiel könnte mich auch wieder zu den Adventures zurückführen.
Ich bin ja zugegebenermaßen eine ziemliche Mainstreamhure in Sachen Videospiele, aber das hier klingt so gut, lässt sich drüber nachdenken.
Kid Icarus schrieb am
Tapetenmetzger hat geschrieben:3D muss ja nicht zwingend schlecht sein.
Bei Monkey Island hat es allerdings einfach nicht gepasst.
Bei Monkey Island 4 fand ich es auch furchtbar. Aber bei Jack Keane und Ankh hats dann wieder gepasst. Auch bei Ceville wird´s passen - allein schon die geniale Überzeichnung der Charaktere finde ich cool, also wird´s im Großen und Ganzen sehr gut aussehen. Manche Adventures gehören einfach zweidimensional, andere eben 3D. Und gerade in humorvollen Adventures wie Ankh oder eben Ceville passt dieser Look perfekt - und ein Geheimakte: Tunguska in Comic-Grafik oder 2D? Bitte nicht!
Tapetenmetzger schrieb am
3D muss ja nicht zwingend schlecht sein.
Bei Monkey Island hat es allerdings einfach nicht gepasst.
Bimbo Faggins schrieb am
Das könnte doch direkt mal was werden. Nach Edna und Vampyre Story lechzt man doch wieder nach mehr in diesem herrlichen, tausendmal totgesagten und doch immer widergekehrten Genre.
Aber warum unbedingt 3D? Waruuuuum?
*Holt ein zerfranstes Bild von Guybrush Threepwood aus dem Portemonnaie und zerdrückt eine Träne* :cry:
Was haben sie dir nur angetan damals...?
*Seufz*
Naja, man kann nicht alles haben. Auf jeden Fall warte ich mit Spannung auf den Test. Könnte tatsächlich ein Pflichtkauf werden.
schrieb am