Im Test: Eine kooperative Zeitreise für Solisten
Seltsame Experimente
Testkammern? Ja, ich nenne die Level jetzt einfach mal so, von denen es leider nur 14 an der Zahl gibt. Denn die Ausgangssituation erinnert stark Valves Knobelhit Portal: Ich wache in einem Raum auf, der offensichtlich mit High-Tech-Krempel vollgestopft ist. Der einzige Hinweis auf meine Identität ist ein mysteriöser Funkkontakt, der mich als Subjekt 87 anspricht. Nicht nur der Name deutet darauf hin, dass vor mir schon andere Versuchskaninchen an dem Experiment teilnehmen durften, denn ich finde auch hin und wieder Dokumente und Mails, die mir meine Vorgänger hinterlassen haben.
Klone statt Portal-Kanonen
Das große Hightech-Labor
Die Kulisse überzeugt weniger: Zwar ist der futuristische Stil mit einem Hauch von Tron zu Beginn noch ansprechend, doch hat man sich sehr schnell an den vielen Einheits-Plattformen, Einheits-Wänden und Einheits-Einrichtungen satt gesehen. Mehr visuelle Abwechslung in den Arealen hätte dem Titel sicher gut getan und auch die Animationen des Protagonisten wurden eher einfach gestrickt, die Kollisionsabfrage sogar stellenweise einfach ignoriert. So marschiert man z.B. einfach mal durch ein Gerüst, Vorhänge oder Fässer hindurch anstatt hängen zu bleiben. Dabei erlebt man im Gegensatz zu Portal und seiner Ego-Perspektive das Geschehen hier aus der Außenansicht – im Zusammenspiel mit den Klonen und der Rückspulfunktion eine durchaus sinnvolle Entscheidung.
Zwar lässt sich das Spiel auch problemlos mit einem Controller spielen, doch sind Tutorial-Hinweise nur auf die Verwendung von Maus und Tastatur ausgelegt. Da man auch in den Optionen keine Übersicht zur Tastenbelegung findet, hilft am Controller nur Ausprobieren. Klar: Die meisten Aktionen hat man schnell raus, doch als ich zum ersten Mal einen kräftigen Sprung ausführen sollte und musste, hat es doch ein Weilchen sowie einige Fehlversuche lang gedauert, bis ich
Schlichte Präsentation
Während Portal auch von der Handlung und den großartigen Sprüchen von GlaDOS lebt, weckt der Rahmen von Project Reality deutlich weniger Interesse. Zwar ist man zunächst neugierig, was es mit Subjekt 87 und dem Experiment auf sich hat, doch zum einen fehlt hier die Prise Humor, die Portal so ausgezeichnet hat. Zum anderen lässt auch die Präsentation mit ihren lieblosen Textboxen sowie fehlender Sprachausgabe zu wünschen übrig und auch die Charaktere geben zu wenig her. Gut gefällt mir die Musikbegleitung, auch wenn sich die elektronischen Synthesizerklänge zu schnell wiederholen.
Fazit
Project Temporality ist eine gelungene Kombination aus Kopfarbeit und Geschicklichkeit. Man muss schon einige Dinge ausprobieren und Aktionen über mehrere Ecken planen, doch es ist immer wieder ein tolles Gefühl, wenn es endlich „Klick“ macht und man die Lösung erkennt. Deshalb ist es schade, dass die spaßigen Zeitexperimente schon so schnell vorbei sind. Ich hätte mir noch mehr Areale und Kopfnüsse gewünscht - idealerweise mit einer größeren Anzahl an Schauplätzen, denn der Mangel an visueller Abwechslung fällt hier bereits nach kurzer Zeit negativ auf. Ich hoffe, dass Entwickler Defrost Games Nachschub in einer neuen Umgebung liefert. Zudem wäre es auch interessant zu sehen, ob und wie sich die parallelen Zeitlinien mit einem echten Koop-Modus realisieren lassen würden. Wer hätte damals gedacht, dass auch ein Portal irgendwann einen so exzellenten Mehrspielermodus bieten würde? Doch auch so fängt Project Temporality das Koop-Erlebnis für Solisten erstaunlich gut ein und sorgt dank des cleveren Leveldesigns mit Anleihen beim Valve-Klassiker für tollen Knobelspaß!
Pro
Kontra
Wertung
PC
Braid trifft Portal: Project Temporality bietet mit seinen Zeitexperimenten eine gelungene Kombination aus Kopfarbeit und Geschicklichkeit!
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