Ghost Rider03.03.2007, Paul Kautz
Ghost Rider

Im Test:

Der Ghost Rider (ab 3,75€ bei kaufen), eine der düstersten Figuren aus dem Marvel-Comic-Universum, dreht in Kürze mit Nicholas Cage in der Hauptrolle seine feurigen Kreise in hiesigen Kinos. Eine klassische Synergie-Formel besagt: Da wo Actionfilm, da auch entsprechendes Spiel nicht weit. Und eines muss man der Flammenkopp-Versoftung lassen: Es hat nicht die schlechtesten Inspirationsquellen gewählt!

Lieber gut geklaut...

God of War ist ein brillantes Spiel: Brachiale Action, unglaubliche Präsentation, aus jedem Pixel sprühender Spielspaß. Genau wie die Devil May Cry -Games, die einen ganz eigenen Stil verfolgen, aber auch Actionspieler rund um den Globus an die Konsolen fesseln. Super Spiele, deren Erfolgsrezept nicht ganz einfach zu kopieren ist - viele versuchen es, viele scheitern. Und viele machen es etwas

God of War als Biker? Könnte sein; Johnny Blaze und Kratos zeigen spielerische Ähnlichkeiten...
subtiler als Ghost Rider-Entwickler Climax, dem ich gerade in den zehn ersten Spielminuten vorzuwerfen gedachte, einfach Kriegsgott Kratos gegen einen Leder-Feuerschädel ausgetauscht zu haben. Das wäre aber nicht ganz richtig - denn von der Klasse eines God of War ist Ghost Rider verdammt weit entfernt!

Nichtsdestotrotz sind die Parallelen geradezu unheimlich, man könnte auch sagen dreist: Johnny Blaze, der besagte Ghost Rider, trägt eine flammende »Höllenfeuer-Kette« am Arm, die er munter schwingen und damit artistische Kombos verteilen kann. Betäubte Gegner, über denen ein blau leuchtendes Kreistasten-Symbol rotiert, lassen sich heranziehen und in Zeitlupe zerlegen. Feinde hinterlassen Energie und leuchtende Seelen, mit denen man den Ghost Rider aufmöbeln kann. Die ständigen Arenakämpfe werden von Seelenbarrieren begrenzt. Der rechte Analogstick dient nicht dazu, die Perspektive zu korrigieren, sondern lässt Johnny Ausweichrollen in vier Richtungen machen. Okay, das reicht jetzt aber auch: God of War-Kenner sollten schon lange die offensichtlichen Parallelen entdeckt haben. Immerhin verlässt sich Ghost Rider nicht nur auf die Kämpfe: Aller paar Levels dürft ihr auf euer treues Flammenmotorrad springen und ein flottes Rennen lang

Höllenausritte auf zwei Rädern gehören ebenfalls zum Ghost Rider-Repertoire.
Gegner entweder aus der Entfernung beschießen oder mit eurer Kette nach links und rechts ausschlagen - was man auch aus Road Rash kennt. Während ihr schlitzt und hackt, werdet ihr von recht penetranten Soundeffekten, akzeptabler Sprachausgabe (ihr dürft unter fünf Sprachen wählen) sowie reichlich unauffälliger sowie abwechslungsarmer, da immergleicher Rockmusik begleitet. Allerdings gibt es ein Problem mit der Soundabmischung: Die Zwischensequenzen sind deutlich leiser als das eigentliche Spiel.

Highway to Hell!

Das grundlegende Spielprinzip ist auf PS2 und PSP identisch: Ihr lauft mit dem Ghost Rider durch die kurzen Levels, haut die abwechslungsarmen Gegner zu Klump und wiederholt das Ganze, bis ein Bossgegner seine verdiente Haue kassiert hat. Dann springt ihr aufs Bike, durchrast die kurzen Abschnitte, genießt einen kurzen Storyfetzen (ähnlich wie bei Max Payne in düsteren Comicbildern, unterlegt von noch düsterer Sprachausgabe präsentiert) und beginnt alles von vorn. Mit der von gefallenen Gegnern aufgesammelten Energie könnt ihr jederzeit im Pausenmenü eure Werte, von der Gesundheit bis zur Durchschlagskraft eurer Höllenketten  bzw. der Höllen-Schrotflinte, verbessern oder Bonusmaterial (Comics, Filmchen und eine Bildergalerie) freikaufen. Die Feinde, ob Dämon, Fledermaus, Zombie-Soldat oder nicht näher definierte Höllenkreatur aus Steinbrocken, agieren durch die Bank immergleich und damit höchst berechenbar. Auch die Bossmonster sind keine Intelligenzmonster, aber immerhin sind die Fights

Grafisch zeigt sich das Monster-Metzeln durchaus interessant, aber bei weitem nicht so stimmig und technisch sauber wie das Vorbild...
gegen diese etwas interessanter, da mehrstufig gestaltet - aber auch hier kein Vergleich zu den God of War-Kollegen. Auch technisch sind beide Fassung sehr ähnlich, was ein Kompliment an die PSP-Fassung und eine spöttisch erhobene Augenbraue in Richtung PS2 ist: Die Animationen sind ganz gut, die Effekte ebenfalls - nur die Levels an sich sind blass, leblos und langweilig designt. Außerdem ruckelt das Ganze immer wieder mal, sowohl bei den Kämpfen als auch auf dem Bike.

Die Unterschiede zwischen den beiden Versionen betreffen das Leveldesign: Während die Umgebungen (Hölle, Western-Stadt, nicht sehr verlassene Mine etc.) grundsätzlich gleich sind, sind die Abschnitte auf PSP kürzer, außerdem erwarten euch einige zusätzliche. Darüber hinaus gibt es nur auf dem Handheld einen Mehrspielermodus, in dem ihr euch vier Spieler hoch (entweder mit mehreren UMDs oder via Gamesharing) ein Motorrad-Deathmatch liefern dürft - sowie eine Herausforderung, in der ihr das Ganze gegen die KI erledigen müsst.        

Fazit

Wenn es God of War sowie diverse Devil May Crys nicht gäbe, dann stünde Ghost Rider vielleicht recht gut da - abgesehen davon, dass es in diesem Fall nicht existieren würde. Aber so ist es leider ein ziemlich blutleeres, gnadenlos abgekupfert wirkendes Einerlei, das es nicht geschafft hat, die faszinierenden Aspekte seiner Vorbilder in Spiel zu retten. Stattdessen köcheln Johnny Blazes Abenteuer eher auf verhaltener Emotionsflamme daher, das Spiel macht nichts richtig falsch, aber eben auch nichts so richtig richtig. Ein höchst durchschnittliches Action-Gekloppe, das man sich geben kann, wenn man unbedingt alles von Marvel gespielt haben muss. Oder wenn man auf der PSP etwas God of War-Feeling haben will.

Pro

ordentliche Grafik
einfache Steuerung
interessante Bike-Abschnitte
netter Mehrspielermodus (PSP)

Kontra

eigentlich schon frecher God of War-Abklatsch
langweiliges Leveldesign
abwechslungsarme Standardkämpfe
unspektakuläre Bosskämpfe
teils nervende Soundeffekte
regelmäßiges Ruckeln

Wertung

PSP

PlayStation2

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