Silent Hill: HD Collection29.03.2012, Jörg Luibl
Silent Hill: HD Collection

Special:

Nach mehreren Verschiebungen wird Konami heute die HD-Versionen zweier Klassiker in einer Kollektion veröffentlichen: Silent Hill 2 und Silent Hill 3. Vor allem Ersteres hat auf der PlayStation 2 qualitative Zeichen gesetzt, die bis heute unerreicht sind. Normalerweise gehören beide Highlights in jede gut sortierte Sammlung – vor allem, wenn sie technisch verfeinert im Breitbild erstrahlen. Aber um diese Neuauflage sollten Horrorfans einen Bogen machen.

Silent Hill 2 (2001, PS2, Xbox)

Dieses Abenteuer muss man erlebt haben, wenn man wissen will, woran viele aktuelle Horrorspiele scheitern: Egal ob Story, Regie oder Musik – Silent Hill 2 gehört zu den wenigen prägenden Spielen, die auch heute nichts von ihrem Reiz verloren haben. Natürlich vermisst man den ersten Teil (1999, PSone) in dieser Sammlung, aber für mich war dieser zweite auf der PlayStation 2 der reifste und dramaturgisch beste von allen. Das Grauen schleicht sich genau so langsam an James heran wie diese traurige Melancholie, die Regie lässt sich Zeit und verstört eher über das Groteske als das Brachiale – ein verstörendes Erlebnis, das uns damals Platin (Wertung: 90%) wert war.

Aus heutiger Sicht hätte man technisch viel verfeinern können, aber da hatte Konami kein glückliches Händchen. Dass man die für heutige Verhältnisse teilweise ungewöhnliche Kameraperspektive konserviert hat, die den Spieler schon mal indirekt in das Bild laufen lässt, kann man unter Werkstreue festhalten und als Veteran sowieso verschmerzen – zumal man zwischen zwei Steuerungstypen wählen kann und sich recht schnell auf die alte Bewegung einstellt. Aber obwohl viele Texturen klarer und die Figurenmodelle plastischer wirken, gibt es auch einige Verschlimmbesserungen.

Willkommen in Silent Hill. James Sunderland sucht seine verschwundene Frau.
Willkommen in Silent Hill 2: James Sunderland sucht seine verschwundene Frau.
Das fängt beim Nebel an, der zwar auf den ersten Blick besser aussieht, weil er feiner, partikelreicher und luftiger wirkt. Aber auf den zweiten Blick ist diese neue Lichtdurchlässigkeit  auch ein atmosphärisches Problem. Denn die moderne Transparenz raubt der grau wabernden Suppe ihre bedrohliche Dichte – im Silent Hill 2 der PlayStation 2 lag ein schwerer, undurchdringlicher wirkender Schleier über den Straßen. Es ist nicht so, dass man jetzt weite Sicht hätte, aber stilistisch wirkt das eher wie lockerer Dunst.

Schön ist, dass man zu Beginn neben der normalen Kampagne auch das separate Kapitel „Aus dem Wunsch geboren“ sowie zwischen zwei Sprachversionen wählen kann: Der neuen mit frischen Synchronsprechern sowie der originalen. Und obwohl ich ein Freund der ursprünglichen Variante bin, muss ich sagen, dass die neuen Aufnahmen um einiges natürlicher wirken – hier hat man einen guten Job gemacht.  

Inhaltlich bleibt alles beim Alten: Egal ob Story, Bewegung, Kampf, Inventar oder Speicherung nur an bestimmten Stellen.
Aufgrund der Tatsache, dass der ursprüngliche Komponist Akira Yamaoka mittlerweile Konami verlassen hat (sein Thema zu Silent Hill 2 wurde 2005 in Leipzigs Gewandhaus gespielt), musste man tatsächlich die Musik neu einspielen - das ist natürlich schade, aber einen großen Unterschied zu den Originalkängen bemerkt man zum Glück nicht. Bei den Soundeffekten, die auch komplett neu aufgenommen worden sind, hat man weniger Bemerkenswertes geleistet: Die Umgebungsgeräusche sind zwar stimmungsvoll, aber so mancher Hieb mit einem stumpfen Knüppel auf eine fleischige Kreatur hallt so unnatürlich, als würde man auf eine Blechtrommel schlagen; schon in den ersten Kämpfen sorgt das eher für unfreiwillige Komik als Gänsehaut – das hätte man vermeiden müssen. Außerdem bricht die Bildrate schon mal sporadisch ein, wenn man durch den Nebel joggt; allerdings nie so stark wie im dritten Teil.

Silent Hill 3 (2003, PS2, PC)

Willkommen in Silent Hill 3: Die Teenagerin Heather ist einem mysteriösen Kult auf der Spur.
Willkommen in Silent Hill 3: Die Teenagerin Heather ist einem mysteriösen Kult auf der Spur.
Der dritte Teil folgte erzählerisch dem ersten von 1999, weshalb sein Fehlen in dieser Kollektion umso mehr schmerzt - schließlich werden gerade Neueinsteiger um einige Anknüpfungspunkte beraubt, die auch nicht kurz zusammen gefasst werden.  Technisch war dieses Abenteuer schon damals einen ganzen Schritt weiter (Wertung: 90%): Die zwei Jahre Entwicklung merkte man vor allem den knackigeren Texturen der Spielwelt sowie den flüssigeren Bewegungen der Protagonistin Heather Mason an - auch in der Neuauflage ist diese grafische Entwicklung sofort sichtbar. Gegenüber Silent Hill 2 wirkt das Abenteuer umgehend moderner.

Allerdings bemerkt man auch etwas, das man von der PlayStation 2 nicht kannte: Die Bildrate geht schon bei zwei, drei Monstern so stark in die Knie, dass Heather trotz aktiviertem Sprint wie durch zähe Galle läuft – und das geht gar nicht. Leider kommt es auch zu groben Fehlern in der akustischen Präsentation, die immer wieder an der Stimmung nagen: Während der Zwischensequenzen gibt es es z.B. Soundfehler, bei denen

Gute HD-Neuauflagen?

Die gibt es auch: Positiv hervorzuheben ist ICO & Shadow of the Colossus HD oder auch Konamis Metal Gear Solid: HD: Collection. Schussgeräusche ein, zwei Sekunden zu spät nach der Schussanimation folgten. Inkonsequent ist auch, dass man im dritten Teil nicht zwischen der neuen und der originalen Sprachversionen wählen kann – hier kann man nur die moderne Neuaufnahme starten.

Fazit

Sorry, Konami, aber da spiele ich lieber die Originale auf der PlayStation 2! Es ist nicht so, dass die Abenteuer unspielbar sind und schon nach einer Stunde mit Silent Hill 2 bemerkt man die ungewöhnliche atmosphärische Stärke, diese angenehme Zurückhaltung der Regie. Aber gerade angesichts des Respekts vor dieser zeitlosen Leistung: So inkonsequent und oberflächlich darf man diese Klassiker nicht in die Gegenwart schleifen. Die fatalen Fehler der amerikanischen Version (die zu einem Verkaufsstopp bei Amazon sowie einem ersten Patch führten) können wir zwar nicht bestätigen, aber auch ohne plötzliche Abstürze und grobe Steuerungszicken sind diese Neuauflagen alles andere als „remastered“: Dem Nebel im zweiten Teil fehlt die Dichte, die Soundeffekte hallen teilweise zu künstlich und es kommt schon im zweiten Teil zu Einbrüchen in der Bildrate. Die geht dann im dritten Teil bei mehreren Gegner so in die Knie, dass man fast in Zeitlupe spielt. Und obendrauf kommt es zu Verzögerungen zwischen Animation und Sound in manchen Zwischensequenzen. Da hilft mir letztlich die lobenswerte neue Sprachaufnahme ebenso wenig wie die Bonusmission hier oder etwas knackigere Texturen da. Wenn man Spieleklassiker dieses Formates schon in High Definition herausbringt, sollte man auch technisch Vollgas geben!

Eindruck: ausreichend

 
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